Die Angst war zu groß. Roman Konovalov hat nicht wie geplant bis zum Tagesanbruch gewartet, um mit seiner Frau und den drei Kindern aus seiner Heimatstadt Mariupol in der Ostukraine, die seit Donnerstagmorgen (24. Februar) vom russischen Militär bombardiert wird, zu flüchten.
"Es war einfach zu gefährlich", teilt uns der 38-Jährige mit, dessen Sprachnachricht uns am Freitag um 7.23 Uhr über Whatsapp erreicht. Die Familie ist mitten in der Nacht aufgebrochen.
"Wir sind jetzt mit dem Auto schon 400 Kilometer von Mariupol weg", berichtet Roman Konovalov, der über fünf Jahre im Landkreis Kulmbach beheimatet war, ehe er nach der Ablehnung des Asylantrags mit seiner Frau und den drei Kindern, die heute 3, 9 und 15 Jahre alt sind, in seine Heimat zurückkehren musste.
Flucht aus der Ukraine Richtung Deutschland
Wohin der Ostukrainer mit seiner Familie jetzt flüchten will? "Zurück nach Deutschland, vielleicht sogar wieder nach Rugendorf", hat der 38-Jährige schon am Donnerstagmittag bei einem Telefongespräch mit uns erklärt - in dem Wissen, dass es keine einfache Reise werden wird.
Die Autofahrt gestaltet sich dann auch schwierig. "Ich schaue auf Google Maps, welche Route wir nehmen, die nicht so gefährlich ist, weil in vielen Städten in der Ukraine geschossen wird", berichtet er am Freitagmorgen.
Die Telefonverbindung bricht ab
Mit ihm zu telefonieren, das klappt nicht. Immer wieder bricht die Verbindung ab, doch mit Sprachnachrichten hält uns der 38-Jährige auf dem Laufenden. Um 9.59 Uhr erreicht uns die nächste. "Wir sind jetzt bei Odessa", sagt Konovalov, der die Nachrichten im ukrainischen Radio verfolgt und mitbekommt, dass Putins Armee weiter auf dem Vormarsch ist.
"In vielen Städten, auch in Kiew, ist es ganz schlimm. Die Leute flüchten in ihre Keller", gibt seine Frau Marina die Lage wider. Die Angst spricht bei jedem ihrer Worte mit.
Viele Häuser wurden bombardiert
In der Heimatstadt, der strategisch wichtigen ukrainischen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer, waren nach Angaben der Stadtverwaltung schon 17 große Hochhäuser durch Beschuss teils schwer beschädigt worden.
Häuser, die im Osten der Stadt liegen, nicht weit von der Front zu den prorussischen Separatisten entfernt. Die Stromversorgung sei teilweise ausgefallen, hieß es am späten Donnerstagabend. 23 verletzte Einwohner der Stadt sowie 23 verletzte Soldaten waren bis dahin in Kliniken aufgenommen worden. Die Sorge der Konovalovs um Familienangehörige ist groß, denn Roman Konovalovs Vater, aber auch die Eltern seiner Frau sind in der umkämpften Stadt geblieben.
Über die rumänische Grenze
600 Kilometer von der Heimat entfernt erreicht uns in den Mittagsstunden seine bis dato letzte Sprachnachricht. Roman Konovalov will jetzt nicht mehr wie ursprünglich geplant über die rumänische Grenze flüchten, sondern peilt Moldawien an. "Dorthin ist es nicht so weit", sagt der 38-Jährige.
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