Klimawandel in Franken
Beim Waldumbau ist Teamwork unersetzlich
Jens Haertel ist seit 1. Januar 2023  Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft  und Forsten  Coburg-Kulmbach.
Jens Haertel ist seit 1. Januar 2023 Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach.
Ulf Felgenhauer
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Kulmbach – Jens Haertel will Waldbesitzern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels helfen . Sein Vorbild ist Tschechien.

Jens Haertel ist seit 1. Januar 2023 Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach. Er war früher an die Europäische Kommission abgeordnet und wechselte jetzt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bonn nach Oberfranken. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

Sie sind gebürtiger Berliner. Wie passt das zusammen: die größte deutsche Stadt und der Beruf Förster?

Jens Haertel: Berlin ist mit rund 30.000 Hektar einer der größten kommunalen Waldbesitzer weltweit mit einer eigenen Forstverwaltung mit vier Forstämtern. Bei über 3,6 Millionen Einwohnern ist man hier als Förster vor allem auch als Vermittler gefragt, weil sich viele Interessengruppen um den Wald bemühen.

Auch bei uns in der Region ist der Wald von großem öffentlichem Interesse. Wie sehen Sie hier die Rolle des Försters?

Die Folgen des Klimawandels sind hier besonders schwerwiegend. Die Förster leisten wesentliche Unterstützung, um mit den Waldbesitzern multifunktionale „Zukunftswälder“ für die Region sicherzustellen.

Wie sind Sie Förster geworden?

Ich war schon immer an einem naturnahen, abwechslungsreichen und zukunftsfähigen Berufsbild interessiert. Also habe ich mich entschieden, ein klassisches forstwirtschaftliches Studium in Thüringen zu absolvieren. Schon damals hatte ich Berührungspunkte mit Franken, da ich sehr gern Kommilitonen in Unter- und Oberfranken besuchte.

Weiterführendes Studium in Kanada

Während des Studiums habe ich mich frühzeitig für überregionale und auch internationale waldbezogene Themen interessiert. Hieraus resultierten spannende und prägende Zeiten in verschiedenen Ländern und ein weiterführendes Studium in Kanada. Im Anschluss habe ich dann in Freiburg einen forstwissenschaftlichen Abschluss erlangt und mich für das forstliche Referendariat in Bayern entschieden – auch weil ich neugierig war, die Vielfalt bayerischer Wälder vertiefend kennenzulernen.

Während dieser zweijährigen Referendariatszeit war ich vor allem in der bayerischen Rhön, im Spessart und im Chiemgau tätig. Bei der Europäischen Kommission waren der grenzüberschreitende Erfahrungs- und Wissensaustausch zur Vermeidung von Waldschäden sowie die Anpassung der Wälder an den Klimawandel meine zentralen Tätigkeiten.

Das ist ja gerade auch im Frankenwald ein sehr aktuelles Arbeitsfeld ...

Ja, und hier kann der europäische Austausch sehr hilfreich sein. Lassen Sie mich folgendes Beispiel anbringen: In unserem Nachbarland Tschechien vermehren sich Borkenkäfer seit 2015 in einem bislang nicht bekannten Ausmaß. Seit vielen Jahren arbeiten unsere Nachbarn daran, wie der Befall verringert werden kann und mit welchen Techniken die großen Freiflächen wiederbewaldet werden können. Herausforderungen, die auch in unserer Region eine zentrale Rolle spielen.

Erfahrungsaustausch birgt viel Potenzial

Da in Tschechien die rasante Borkenkäferentwicklung etwa drei Jahre vor den erheblichen Kalamitäten im Frankenwald begonnen hat und zum Teil vergleichbare Rahmenbedingen existieren, birgt der Erfahrungsaustausch viel Potenzial, denn der Klimawandel kennt keine Ländergrenzen.

Können Sie konkrete Beispiele für den genannten Erfahrungsaustausch benennen?

Viele Waldflächen im Frankenwald sind in wenigen Jahren so erheblich vom Buchdrucker und Kupferstecher befallen worden, dass viele Waldbesitzer gezwungen waren, große Mengen Schadholz in kürzester Zeit aufzuarbeiten. Hiermit einher gehen vielfältige Fragestellungen, die auch in Tschechien einschlägig sind und waren.

Zum Beispiel wie befallene Fichten früh und effizient erkannt und aus dem Wald transportiert oder wie die entstandenen Kahlflächen klimaangepasst wieder aufgeforstet werden können. Gemeinsame Herausforderungen können am besten gemeinsam gelöst werden.

Was ist Ihnen beim Kontakt mit den Waldbesitzern wichtig?

Die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit ist unersetzlich. Der gute Austausch in der Region ist ein Grund dafür, dass die enormen Herausforderungen der vergangenen Jahre so schlagkräftig bewältigt werden konnten. Dieses vertrauensvolle Verhältnis weiter zu pflegen und zu stärken, ist eine wichtige und zielstiftende Aufgabe, der ich mich mit sehr großem Engagement widmen werde.

Nun sind Sie in der Genussregion Oberfranken angekommen – worauf freuen Sie sich besonders?

Die Genussregion Oberfranken weist viele traditionelle Produkte auf. Das zeigt, dass hier eine hohe Wertschätzung für lokale und nachhaltige Produkte existiert. Da ich passionierter Jäger und Fliegenfischer bin, freue ich mich schon auf Wild und Fisch aus der Region.

Die oberfränkische Freude daran, regionale Produkte zu genießen, kann ich mit sehr viel Sympathie begleiten. Das Schönste ist es doch, wenn man abends ein Stück Wild oder ähnliches genießen kann, das man selbst erlegt und zubereitet hat.

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