Seine Stimme klingt zittrig. Ali Toplar holt tief Luft, bevor er über seinen Vater spricht, der nach den verheerenden Beben in der Türkei aktuell in Iskenderun festsitzt. Wenn er von seiner zerstörten Heimatstadt spricht, der Sorge um seine Verwandten, der gefühlten Ohnmacht.
Wie dem Vorsitzenden des Türkischen Kulturvereins Forchheim geht es aktuell vielen seiner Landsleute, die hier leben. Schnell starteten sie eine große Sammelaktion. So sortieren unter anderem die Gemeindemitglieder der Yunus Emre Moschee seit Tagen die vielen Hilfsgüter, die sie bereits erhalten haben. Vor allem warme Kleidung, Hygieneartikel und Powerbanks für Handyakkus sind gefragt. Coskun Ilgar, zweiter Vorsitzender der Moschee, zeigt sich überwältigt von so viel Anteilnahme.
Die Anteilnahme in Forchheim mit den Erdbebenopfern ist groß
Auch bei Mahsun Can Günerhan vom Güni Supermarkt in der Nürnberger Straße steht das Telefon nicht still. Alle wollen helfen, alle wollen spenden. Fünf Europaletten voller Kisten stapeln sich in seinem Geschäft. Die Anteilnahme ist riesig. „Manche Kunden haben Angehörige beim Erdbeben verloren“, erzählt uns Günerhan am Telefon, bevor er uns auch schnell abwimmelt. Er hat alle Hände voll zu tun, denn wieder kommen neue Spenden in den Laden.
Spenden werden zentral gesammelt und dann in die Türkei geliefert
Gesammelt werden all diese Spenden zentral in Nürnberg, von wo aus sie in dieser Woche in die Erdbebengebiete geliefert werden sollen. Die Lage dort ist heikel, die Menschen sind dringend auf Unterstützung angewiesen.
„Wir brauchen jetzt eigentlich kein Mitleid. Wir brauchen Hilfe“, fasst es Ali Toplar zusammen. Und klingt fast, als lächle er durchs Telefon, weil diese Hilfe so gut anläuft.
Denn auch außerhalb der türkischen Gemeinden ist die Solidarität groß. So möchte beispielsweise auch Simon Hegele die Menschen in den betroffenen Regionen unterstützen. In der Niederlassung des Logistkunternehmens in Kadıköy, einem Stadtteil von Istanbul, arbeiten 30 Menschen.
„Wir planen einiges. Wir wollen von Istanbul aus einen Transport in die Grenzregion schicken mit Winterjacken, Babysachen und Nahrung losschicken“, sagt Max Streit, Mitglied der Sektorleitung Healthcare bei Simon Hegele und somit zuständig für die Niederlassung in der Türkei.
THW Forchheim könnte bald in die Erbebengebiete ausfliegen
Das Technische Hilfswerk (THW) Forchheim ist aktuell noch nicht mit eigenen Helfern im Erdbebengebiet. „Das kann sich aber ändern, da wir ja auch einige Auslandsexperten im Ortsverband haben“, informiert Jürgen Hoppe auf FT-Nachfrage.
Rund 50 Helfer des bundesweiten THW sind aktuell in die Türkei geflogen, um mit ihrem Fachwissen technische und logistische Hilfeleistung zu bieten und vor Ort die Feuerwehr und Hilfsorganisationen zu unterstützen.
Währenddessen kreisen die Gedanken der vielen in Forchheim lebenden Türken und Syrer um das Wohlergehen ihrer Familien in den Heimatländern. Ali Toplar: „Ich versuche so oft wie möglich mit meinem Vater zu telefonieren. Bis sein Akku wieder leer ist und er sich irgendwo Strom organisieren muss“.
Wegen der großen Hilfsbereitschaft ist er dankbar. Er sagt aber auch: „Kleidung brauchen wir nun wahrscheinlich gar nicht mehr so viel. Besser wäre es ab sofort, den Betroffenen über Geldspenden unter die Arme zu greifen.“
Das geht etwa über den Online-Bezahldienst Paypal an die Türkisch-Islamische Union (paypal@ditib.de), ebenso haben die weltweit agieren Hilfsorganisationen Spendenkontos eingerichtet.
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