Tradition
Kräuter haben Bedeutung und Wirkung
Tüchtige Frauen des Obst- und Gartenbauvereins Windheim banden Kräuterbüschel zum Hochfest „Mariä Himmelfahrt“.
Tüchtige Frauen des Obst- und Gartenbauvereins Windheim banden Kräuterbüschel zum Hochfest „Mariä Himmelfahrt“. // hs
Signet des Fränkischen Tags von Heike Schülein
Steinbach am Wald

Wermut, Kamille, Johanniskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich sowie Arnika – sieben Kräuter, die an die Aufnahme Mariens in den Himmel erinnern, da nach der Überlieferung die Apostel wohlriechende Kräuter in ihrem leeren Sarg gefunden haben. Mit der Kräuterweihe am Hochfest „Mariä Himmelfahrt“ greift die katholische Kirche diese Legende von der Grabesöffnung Mariens auf. In Bayern hat die Kräuterweihe an diesem Marienfeiertag eine lange Tradition und so organisierte der Obst- und Gartenbauverein Windheim am Donnerstag das Binden von Kräuterbuschen beim Himmelreichhof Baier in Hirschfeld.

Marianne Baier hat unzählige Kräuter auf ihrem Biohof und kennt sich damit bestens aus. So lag es nahe, hier die Kräutersträuße zu binden.

Nach altem Volksglauben steht der geweihte Kräuterbuschen in hohem Ansehen. Man misst ihm außerordentlichen Heil- und Wirkkräfte bei. In bäuerlichen Anwesen werden die geweihten Kräuter nach dem Trocknen gut aufbewahrt. Sie kommen in den Herrgottswinkel, aber auch über Türen, unters Dach und in den Stall. Früher warf man bei heranziehenden Gewittern oder drohendem Unwetter einige der geweihten Kräuter in das Herdfeuer, um Gefahren abzuwenden. Zum Schutz vor Krankheiten im Stall mischte man einige Kräuter dem Viehfutter bei. Wenn ein Familienmitglied erkrankte, zupfte man vom entsprechenden Heilkraut und fügte es einem Tee bei.

Überlieferungen

Bei der Anzahl der Kräuter in den Sträußen soll es sich immer um eine heilige Zahl handeln.

Die wunderbar duftenden Kräuterbuschen wurden von Pfarrer Chitukallam am Samstag in der Vorabendmesse in Hirschfeld geweiht und anschließend verkauft, wie auch am Sonntag nach der von Hans Kaufmann geleiteten Wort-Gottes-Feier in Windheim. Der Erlös geht an die Kirche sowie an den Verein.

Der Windheimer Verein hat 2020 die lange Zeit brachgelegene Tradition des Kräutersammelns neu eingeführt, was auf großen Zuspruch seitens der Pfarrgemeinde stieß. Die Kräuterweihe soll zum festen Bestandteil im Vereinsleben werden. Diese möchten damit zugleich den Menschen auch die Heilwirkung der Kräuter – als Naturapotheke Gottes – wieder näher bringen, nachdem viele Zeitgenossen die Kräuter noch immer als Unkraut betrachten. Da diese Kostbarkeiten der Natur auch für Insekten eine immense Bedeutung haben, sollten sie stehen bleiben. hs

Inhalt teilen
  • kopiert!