Schlosstheater-Premiere
Ludwig Thomas „Heilige Nacht“ – die Botschaft sitzt
Stefanie Mendoni (rechts) und Sibylle Friz am Cello begeisterten im Schlosstheater.
Stefanie Mendoni (rechts) und Sibylle Friz am Cello begeisterten im Schlosstheater. // Andrea Hofmann
Thurnau

Das Bühnenbild ist karg und dennoch oder gerade deswegen heimelig. Ein Tisch, zwei Stühle, eine brennende Kerze. Dazu zwei ausdrucksstarke Frauen. Mehr ist nicht nötig, um die Besucher im Thurnauer Schlosstheater gefangen zu nehmen.

Auf dem Programm steht erstmals die „Heilige Nacht“, jene besondere Weihnachtsgeschichte, die Ludwig Thoma im Kriegswinter 1915/16 in der Einsamkeit der tief verschneiten bayerischen Berge verfasst hat.

Über 100 Jahre alt sind Thomas Strophen, in der er Jesu Geburt in seine Tegernseer Heimat verlegte; an Aktualität verloren haben sie nichts. „Wie könna die Leit a su sei?“ etwa ist die Reaktion auf die zunächst vergebliche Suche des heiligen Paars nach einer Bleibe für die Nacht – die gleiche Frage kann man sich mit Blick auf das Geschehen in der Welt tagtäglich stellen. Eine Tür nach der anderen wird Maria und Josef zugeschlagen. Geiz, Hochnäsigkeit und unbegründete Furcht vor etwas Fremden – der Vergleich zur Gegenwart drängt sich förmlich auf.

Doch es gibt Hoffnung, damals wie heute. Es sind hilfsbereite Hirten und Handwerker, die Licht in die Dunkelheit bringen. Ein Platz in der Scheune wird für Maria und Josef zum warmen Zufluchtsort. Ihr Fazit: „Wenn jeder su wär’, dann wär’s fei schee auf der Welt.“ Recht haben sie. Die Botschaft sitzt. Der urbayerische Dialekt gibt dem Gehörten zusätzlichen Reiz. Der Zuhörer versteht zwar – zugegebenermaßen – nicht jedes Wort, aber er weiß ja, was sich dereinst in Bethlehem zugetragen hat, und kann das Gehörte entschlüsseln.

Ein perfektes Duo

Die Münchnerin Stefanie Mendoni, in Thurnau längst keine Unbekannte mehr, beeindruckt durch ihren präzisen, nuancierten Mundart-Vortrag und ihren klaren Gesang. An ihrer Seite entlockt Sibylle Friz aus Bayreuth ihrem Cello fesselnde Klänge. Ein perfektes Duo. Komplettiert wird es durch Wolfgang Ries (Musikarrangement) und Wolfgang Krebs (Lichteffekte).

Ohne Frage: Die „Heilige Nacht“ im Thurnauer Schlosstheater schenkt den Zuschauern 75 Minuten, um herunterzukommen, dem Alltag zu entrinnen und sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen. Man fiebert mit dem heiligen Paar, empfindet Genugtuung, wenn die anfangs herzlose Herbergsmutter plötzlich Gewissensbisse plagen, geht in sich und hinterfragt, wie man wohl selbst in einer ähnlichen Situation reagieren würde. Das Premierenpublikum ist begeistert.

Intendant Wolfgang Krebs ist mit Ludwig Thomas „Heiliger Nacht“ mal wieder ein Glücksgriff gelungen. „In den vergangenen Jahren haben wir um Weihnachten Erich Kästner in den Mittelpunkt gestellt, diesmal wollten wir unserem Publikum bewusst etwas Neues bieten.“ Noch zweimal kann man eintauchen in diese besondere Weihnachtsgeschichte, und zwar an den beiden kommenden Sonntagen, 15. und 22. Dezember, jeweils um 17 Uhr im Schlosstheater Thurnau im alten Rathaus. Karten gibt es noch unter schlosstheater-thurnau.de unter dem Menü Spielplan. dh

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