Die katastrophale Lage der Menschen im Ahrtal hat viele Bürger in den letzten Monaten zutiefst berührt. In dem Eltmanner Stadtteil Limbach zog der Besuch einiger Helfer ganz zu Beginn so viele weitere Menschen in Bann, dass inzwischen ganz besondere Hilfsaktionen und sogar Freundschaften entstanden sind. Erst gestern startete wieder ein Laster, voll mit Hilfsgütern in Richtung Ahrtal.
Zwei größere Wochenend-Aktionen in Orten des Ahrtals hat es inzwischen mit dem Einsatz der Limbacher gegeben und jeweils mehr als 100 Bürger aus dem Landkreis haben in Nordrhein-Westfalen tatkräftige Hilfe geleistet. Weitere Bürger aus dem Landkreis Haßberge haben über eine große Spendenaktion vor Weihnachten dort geholfen, wo die Not am größten war. Stefan Groh und Ingo Stößel aus Limbach sind die „Motoren“ für diese Hilfe und sie sind eben in das Ahrtal gefahren, um noch einmal Hilfsgüter zu bringen und sich über den Erfolg ihrer Maßnahmen und weitere Hilfsmöglichkeiten ein Bild zu machen.
Wie Ingo Stößel schildert, hat sich schon manches im Ahrtal in den vergangenen Monaten verbessert. Besonders in den größeren Orten und Städten. Aber je weiter man in das Tal hineinfährt, desto mehr sehe man Chaos pur, so sein Eindruck. Nun gehe es vor allem darum, die Menschen beim Wiederaufbau ihrer Wohnungen und Häuser zu unterstützen. Und gerade da packten die Franken (und nicht nur sie) als Handwerker und „Arbeiter“ mit an und leisteten Großes.
Endlich wieder Alltag?
Immer noch sind Leute in kleinen Wohnungen oder Tiny Häusern untergebracht, auch der Staat stellte Wohncontainer zur Verfügung oder brachte Menschen in Pensionen oder Hotels unter. Aber das ist ja kein Zustand: Viele wollen wieder ihrem Beruf, ihrem Geschäft nachgehen. Doch wo?
Die Häuser sind zerstört, das Ahrtal als Touristen-Zentrum, in dem auch Ältere ihren Altersruhesitz suchten, ist eben auch in seiner früheren Struktur zerstört, Haus und Hof verloren, stehen jetzt frühere Geschäftsleute ohne Wohnung und Vermögen da.
Wie Ingo Stößel auch direkt erlebte, war ein Großteil der Gebäude nicht elementarversichert, und wenn, gibt es nur 80 Prozent vom Zeitwert ersetzt. Das reicht für den Neubeginn nicht. Und überhaupt: Banken geben Rentner ungern Kredite.
Die Helfer aus Eltmann/Limbach haben ein ganz eigenes Gemeinschaftsgefühl aufgebaut, sie haben viel geleistet und wissen (danke der Spendenbereitschaft) viele Kreisbürger hinter sich. Da kann und will man weitere Hilfe anbieten. Stefan Groh und Ingo Stößel liefern jetzt rund um Bad Neuenahr Sachspenden aus, die vor Weihnachten nicht pünktlich da waren. Sie treffen sich mit Führungskräften vor Ort, um über dringende Notfälle zu sprechen. „Da bekommen wir sicher Wunschzettel für Arbeiten oder dringenden Sachbedarf“, so Stößel. Dies wollen die beiden dann zu Hause im Organisationsteam besprechen und überlegen, ob und wie die Unterstützung laufen kann.
Ein Verein macht Sinn
Über Weihnachten war Zeit für Überlegungen. Eine Idee fand dabei immer mehr Fürsprecher, meint Ingo Stößel. „Wir wollen wahrscheinlich unter dem Motto ,Helfershuttle Eltmann‘ einen Verein gründen. Dann könnten wir auch Spendenquittungen ausstellen und dazu ebenfalls Firmen mit ins Boot holen, um Menschen helfen zu können. Ziel ist es, jetzt den Menschen im Ahrtal zu helfen. Wir denken aber auch an unsere Heimat und dass es auch hier bei uns Menschen gibt, die dringend unsere Hilfe benötigen.“
Ingo Stößel lobt die Unterstützung durch die Stadt Eltmann. „Unser Bürgermeister Michael Ziegler hat uns von der ersten Stunde an sehr unterstützt. Das gilt für die Fahrten für unsere Helfer in das Ahrtal oder durch Bereitstellung von Autos aus dem Bauhof und andere Hilfsmittel. Auch bei der Vereinsgründung will er aktiv mitwirken.“ Denn der Verein soll bald gegründet werden
Über die Stadt hatte man das Spendenkonto „Hilfe im Ahrtal“ organisiert – die Spendenbereitschaft überraschte alle. Wichtig ist den Organisatoren, durch einen Verein Helfern und Spendern Transparenz zu bieten. Und dann kann man eben auch einmal im Jahr in einer Versammlung über Hilfsmaßnahmen sprechen und diese dokumentieren. Wichtig ist allen, dass ihre Hilfe ohne Verwaltungsaufwand bei den Bedürftigen ankommt.
Die Menschen im Ahrtal werden Stößel und Groh herzlich empfangen. Beim letzten Einsatz in Marienthal haben die Limbacher mit Bürgern ein großes „Helferherz“ bepflanzt, das sogar mit einem kleinen Feuerwerk eingeweiht wurde. Die Bürgermeisterin versicherte, dieses Herz werde man pflegen und hegen, damit es jahrzehntelang zu sehen ist.