Überstunden-Rekord in Kronach Überstunden ohne Geld - Gewerkschaft schlägt Alarm Gestretchte Arbeitszeit: Die Stunden im Job lassen sich nicht wie ein Gummiband ziehen, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. // NGG, Tobias Seifert TEILEN  29.08.2025 Kronach – 937.000 Überstunden in Kronach, viele unbezahlt: Die Gewerkschaft warnt vor weiterer Mehrarbeit und unsicheren Arbeitszeiten. Rund 937.000 Stunden haben Beschäftigte im vergangenen Jahr im Landkreis Kronach zusätzlich gearbeitet. Davon rund 497.000 Überstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Arbeitszeit-Monitor“ hervor, den das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. 11.000 Überstunden in Kronacher Hotels und Gaststätten Allein in Hotels und Gaststätten im Landkreis Kronach leisteten Köche, Kellnerinnen, Barkeeper & Co. im vergangenen Jahr rund 11.000 Überstunden. Das hat das Pestel-Institut auf Basis einer Auswertung der Bundesagentur für Arbeit ermittelt. Die Wissenschaftler haben dabei für den Kreis Kronach bundesweite Durchschnittswerte von Arbeitszeiten in der Gastronomie herangezogen. Demnach waren 51 Prozent aller im Landkreis Kronach geleisteten Überstunden in Hotels, Restaurants, Gaststätten und Biergärten unbezahlt. In diesem Zusammenhang warnt die Gewerkschaft: Der Überstundenberg im Kreis Kronach dürfte demnächst noch größer werden. Grund seien Pläne der Bundesregierung, die Arbeitszeit neu zu regeln: „Schwarz-Rot will eine wöchentliche Höchstarbeitszeit und den 8-Stunden-Tag abschaffen. Betriebe könnten von ihren Beschäftigten dann verlangen, auch zehn, elf oder in der Spitze sogar 12 Stunden und 15 Minuten pro Tag zu arbeiten“, sagt Rainer Reißfelder von der NGG Oberfranken. NGG Oberfranken schlägt Alarm Die NGG Oberfranken schlägt Alarm: Schon jetzt betrage die maximale Arbeitszeit 48 Stunden pro Woche. In der Spitze seien sogar 60-Stunden-Wochen möglich. „Das sind Extrem-Arbeitswochen. Selbst wenn solche Hammer-Wochen innerhalb eines Vierteljahres ausgeglichen werden müssen. Doch noch schlimmer wird es, wenn die Bundesregierung jetzt tatsächlich ans Arbeitszeitgesetz Hand anlegt und den 8-Stunden-Tag kippt. Dann würde nämlich nur noch das europäische Recht ein Wochen-Limit für die Arbeitszeit setzen. Und das wäre brutal: Arbeitgeber könnten ihre Beschäftigten dann sogar zu 73,5-Stunden-Wochen verdonnern – nämlich zu sechs Tagen à 12 Stunden und 15 Minuten im Job. Das wäre fast das doppelte Wochen-Pensum von heute – und damit Arbeitszeit-Stretching pur“, so Reißfelder. Rainer Reißfelder: Arbeitgeber im Kreis Kronach würden Regelung ausnutzen Der kommissarische Geschäftsführer der NGG Oberfranken macht seinem Ärger Luft: „Viele Arbeitgeber im Kreis Kronach würden das hemmungslos ausnutzen. Es drohen dann völlig überladene Arbeitswochen, bei denen man die Stunden, in denen man nicht schläft, fast komplett im Job oder auf dem Weg zur Arbeit verbringt. Das macht Menschen dann aber fix und fertig. Außerdem würde dabei ein Riesenberg an Überstunden auflaufen. Und ans Abfeiern der Überstunden ist sowieso nicht zu denken – bei dem Fachkräftemangel, der eigentlich überall herrscht.“ Der kommissarische Geschäftsführer der NGG Oberfranken spricht von einem „Arbeitszeit-Monopoly“ der Bundesregierung: „Das ist wilde Zeit-Zockerei. Für Beschäftigte bedeutet das: Arbeiten bis ans Limit – und darüber hinaus“, so Reißfelder. Er hat dabei die Gesundheit der Beschäftigten im Blick, aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Nach acht Stunden Arbeitszeit steigt die Gefahr von Arbeitsunfällen rasant an. XXL-Arbeitstage bedeuten auf Dauer eine Belastung für den Körper und für die Psyche: von Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen bis zum Burnout“, so Reißfelder. Gewerkschaft: 8-Stunden-Tag nicht aufweichen Außerdem im Fokus der Gewerkschaft: Wer die Familie, den Beruf und die Pflege von Angehörigen unter einen Hut bringen müsse, brauche vor allem eines – planbare und verlässliche Arbeitszeiten. Und die müssten auch zu den Betreuungszeiten von der Kita und vom Hort passen. Fazit der Gewerkschaft: die geplante Aufweichung des 8-Stunden-Tages gehe in die falsche Richtung. Lesen Sie auch Vierbeiner in Ausbildung Hunde als Helden: Hilfe für Senioren und Schüler Therapiehunde im Fokus: Eine Ausbildung mit Herz und Schnauze in Kronach. Wie Vierbeiner helfen sollen, das Leben von Menschen zum Positiven zu verändern. Über 25 Fotos in der Galerie Schützenfest und Sonne – Kronachs Sommer im Bild erleben Von bedecktem Himmel bis Sonnenschein: Kronach erlebte einen facettenreichen Sommer. Lassen Sie sich von eindrucksvollen Bildern mitreißen. Überraschung bei Nominierung Dämpfer für Kreisvorsitzenden Bernd Liebhardt Die Nominierung der Kronacher Stadtratsliste sorgt für eine Überraschung im CSU-Stadtverband. So fiel das Ergebnis aus.