Verkehr
Lärm und schlechte Luft: "Jeder Tag ist einer zu viel"
Eigentlich sollte im Zuge der Kanalsanierung ein neuer Straßenbelag kommen -  das kann aber noch dauern.
Eigentlich sollte im Zuge der Kanalsanierung ein neuer Straßenbelag kommen - das kann aber noch dauern.
Dieter Britz/Archiv
Charlotte Wittnebel-Schmitz von Charlotte Wittnebel-Schmitz Saale-Zeitung
Nüdlingen – Die Anwohner der Nüdlinger Hauptstraße leiden seit Jahren unter Lärm und Abgasen. Das wird voraussichtlich noch Jahre so bleiben.

Die Menschen im Ortskern von Nüdlingen werden voraussichtlich weiterhin dem Verkehrslärm und der mit dem Verkehr einhergehenden Feinstaubbelastung vor ihrer Haustür ausgesetzt bleiben. Mindestens vier Jahre oder länger müssen sie sich noch gedulden. Dieser Zeitraum steht zumindest im Raum, bis die Gemeinde wieder größere Arbeiten wie die geplante Kanalsanierung an der Hauptstraße angehen kann.

Im Zuge der Kanalsanierung soll der Asphalt der Straße erneuert werden. Sogenannter "Flüsterasphalt" ist im Gespräch, also ein Straßenbelag, der bei hohem Verkehrsaufkommen den Krach reduzieren soll. Aber wenn die Kanalsanierung nicht gemacht werden kann, dann gibt es auch keinen Flüsterasphalt.

Sanierung der Brücken Hausen, Kleinbrach und Großenbrach

Der Hintergrund ist: Die Brücken zwischen Hausen, Kleinbrach und Großenbrach sollen umfangreich erneuert und teils neu gebaut werden. Die Arbeiten sollen von Herbst 2023 bis Ende 2026 dauern. So ist es derzeit vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt geplant. Die umfangreichen Arbeiten an den Brücken haben nicht nur massive Auswirkungen auf Bad Bocklet und die anderen Gemeinden, durch die der Verkehr während der Vollsperrung geführt wird, sondern auch für Nüdlingen .

"Für uns wäre es wichtig, dass während der Bauzeit die Ortsdurchfahrt in Nüdlingen aufrecht erhalten bleibt", sagt Konstantin Arnold vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt, Bereichsleiter für Straßenbau für den Landkreis Bad Kissingen. Wichtig sei dies vor allem für die Busse, etwa die Bäderlandbusse und den Schulbusverkehr. Nüdlingen solle nicht explizit als Umleitung ausgeschildert werden.

Umleitung über Burkardroth

Die offizielle Umleitungsstrecke, die auch der Schwerlastverkehr fährt, plant das Bauamt so: Von Bad Kissingen fährt man die B 286 über Poppenroth, über den Lauterer Kreisverkehr nach Burkardroth. Von Burkardroth fährt man dann nach Stangenroth über Premich nach Steinach und schließlich nach Bad Bocklet.

Arnold rechnet damit, dass Kurgäste, die von Bad Kissingen nach Bad Bocklet fahren, voraussichtlich durch Nüdlingen fahren werden, denn laut Google Maps entspreche die Fahrt über Nüdlingen einem Zeitgewinn von drei Minuten. Aber es wird wohl nicht nur bei den Kurgästen bleiben, sondern viele Einheimische werden die Route über die B 287 durch Nüdlingen wählen. Davon gehen zumindest einige Nüdlinger aus.

Straßensanierung vorziehen, nicht möglich

Kann man die Straßensanierung nicht schnell noch vor der Sanierung der Brücken machen? Die Verwaltung habe nicht genügend Personal, um zusätzlich zu anderen Projekten wie etwa dem Grundschulneubau oder der Kinderkrippe noch die Sanierung der Ortsdurchfahrt bis Ende 2022 zu planen, heißt es aus dem Rathaus.

Die Nachricht, dass nun voraussichtlich in den nächsten Jahren keine größeren Arbeiten an der Hauptstraße vorgenommen werden können - Glasfaserkabel oder der Ausbau des Nahwärmenetz sind davon laut Bürgermeister Harald Hofmann nicht betroffen -, sorgte für schlechte Stimmung im Nüdlinger Gemeinderat. Dem Beschlussvorschlag, die Kanalsanierung mit der Asphalterneuerung auf die Zeit nach der Brückenerneuerung zu verschieben, wollte kaum jemand zustimmen.

Christian Höfler (Bürgerblock) war die Frustration anzuhören, als er sagte: "Das ist eine Verschaukelung der Anwohner an der Hauptstraße." Der Bürgerentscheid sei vor zweieinhalb Jahren gewesen. "Es ist nichts passiert . Ich kann das keinem der Bürger zumuten, dass es noch sechs oder sieben Jahre so weitergeht. Jeder Tag ist zu viel."

Volker Schäfer ( SPD ) sagte, für jemanden, der an der Ortsdurchfahrt wohne, sei das wie "ein Schlag ins Gesicht".

Edgar Thomas ( CSU ) berichtete, er habe über 40 Stellen in der Straße gezählt, die einen schlechten Zustand aufwiesen. Für ihn sei es wichtig, dass "diese Löcher geflickt werden". Das sei eine notwendige Maßnahme, die für die Anwohner eine sofortige Verbesserung bringe.

Löcher in der Straße flicken

"Wir werden von der Straßenmeisterei die gröberen Stellen in der Ortsdurchfahrt flicken", sagte Konstantin Arnold. Laut Bauamt sollen die Ausbesserungen nächstes Jahr nach dem Winter vorgenommen werden, bevor die Umleitung eingerichtet wird.

Löcher ausbessern, aber sonst keine weiteren Verbesserungen für die Anwohner, das reichte vielen Räten nicht. Einige von ihnen äußerten, sie fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Uwe Beer ( CSU ) sagte: "Wir von der Gemeinde Nüdlingen sind Zuschauer bei einem Prozess, der bei den Ämtern schon längst klar ist. Egal, was wir machen, das Amt hat die Stellschrauben schneller oder langsamer zu genehmigen. Wir können da im Grunde nichts machen."

Die Gemeinderäte stimmten schließlich mit zwölf Stimmen (und drei Stimmen dafür) mehrheitlich gegen den Beschluss. Aber ob das "Nein" aus Nüdlingen den Menschen im Ortskern weiterhilft ist fraglich. Flüsterasphalt oder Tempo 30 kommen vorerst trotzdem nicht.

Was sagt das Bauamt zum Entscheid? "Das müssen wir so hinnehmen. Wir können die Brücken nicht mehr zurückstellen." Keiner wolle eine Umleitung über seine Straßen haben. "Aber irgendwo muss der Verkehr halt hin."

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