Mit Henrik Ibsens Kriminalgeschichte und Sozialdrama „Hedda Gabler“ gastieren die Hamburger Kammerspiele am Samstag, 16. März, beim Theaterring der Stadt Bad Kissingen im Kurtheater. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr.
Henrik Ibsen war seiner Zeit weit voraus. Bis heute sind die starken Frauen seiner Stücke begehrte Schauspielrollen und zeigen den heutigen Frauen, wie die Anfänge der Emanzipation ausgesehen haben. Gleichzeitig verdammt Ibsen nicht die Ehegatten. Für ihn sind sie ebenso Opfer der Zeitumstände wie die Frauen. Eine dieser Frauenfiguren ist Hedda Gabler, die sich in ihrem biederen Heim erschießt, damit „eine freiwillige Tat des Muts in dieser Welt geschehen kann“. Ibsens Dramen, zu ihrer Zeit große Skandale auf den Bühnen der Welt, haben auch nach hundert Jahren nichts von ihrer Schlagkraft eingebüßt: Was sie an Frauenschicksalen exemplarisch gestalten, sind die menschliche Suche nach Selbstbestimmung und die Sehnsucht nach Einzigartigkeit.
Nicht für diese Ehe gemacht
Jörgen Tesman und Hedda, geborene Gabler, sind von einer halbjährigen Hochzeitsreise zurückgekehrt und beziehen ihr neues Haus, Heddas Traumhaus, für das sich Tesman hoch verschuldet hat, denn er glaubte, sehr bald Professor zu werden. Das Familienglück könnte seinen Lauf nehmen. Doch beide sind nicht für diese Ehe gemacht. Hedda hat Jörgen nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil sie sich durch ihn größere gesellschaftliche Bedeutung versprochen hatte. Und Tesmans Interesse gilt vor allem seinem Buch, das ihm die Professur bringen soll. Hedda langweilt sich. Mit Schießübungen vertreibt sie sich die Zeit. Die Waffen und Munition hat sie von ihrem Vater geerbt. Und dann taucht ein alter Bekannter auf: Eilert Lövborg, ein geistreicher, wenn auch erfolgloser Autor. Dieser ist Tesman nicht nur an Charisma deutlich überlegen, er konkurriert plötzlich sogar mit ihm um die Professur.
Gemeinsame Vergangenheit
Hedda und Eilert verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Sie fühlten sich einmal sehr zueinander hingezogen. Aber Eilert kommt diesmal nicht allein. Frau Elvstedt, seine treue Mitarbeiterin und ergebene Helferin, weicht nicht von seiner Seite. Frühere Konflikte und alte Verletzungen kommen hoch. Alte Leidenschaften und neue Feindseligkeiten brechen sich Bahn. Hedda fordert von Eilert eine große, mutige Tat, etwas, das über allem steht. Vollkommen und schön. Die alles bestimmende Langeweile ist verschwunden. Für kurze Zeit. Eine Pistole im Koffer fehlt.
Unter der Regie von Kai Wessel spielt Teresa Weißbach die Hedda Gabler, die für diese Rolle den Theaterpreis Hamburg 2023 erhielt. Mit von der Partie sind auch Jascha Schütz, Patrick Abozen, Markus Boysen und Sofie Junker.
Karten gibt es in der Tourist-Information im Arkadenbau im Kurgarten, Montag bis Sonntag von 9.30 bis 17.30 Uhr, und unter Tel. 0971/8048444. Restkarten an der Abendkasse.
Autorin Gerhild Ahnert ist Intendantin des Kissinger Theaterrings.