Die Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation Solwodi kümmern sich um Frauen, die Not oder Gewalt erfahren haben. „Die Frauen kommen zu uns, müssen teils dringend in eine Schutzwohnung. Sie haben kein Geld für Miete, Essen, die Fahrten zum Arzt oder zum Gericht“, sagt Schwester Daniela Kubiak, Mitarbeiterin bei Solwodi. Das Geld, um sie zu unterstützen, werde aus Spenden wie der Weihnachtsaktion der Saale-Zeitung genommen.
Solwodi-Hilfe für Frauen in Not
Es sind oft Frauen, die entführt, vergewaltigt, zwangsprostituiert oder zwangsverheiratet wurden, die bei Solwodi Hilfe suchen. Bei Solwodi finden sie Frauen, die sie so lange begleiten, bis ihr Leben möglichst wieder in ruhigeren Bahnen verläuft. Auch wenn das bedeutet, dass die Solwodi-Mitarbeiterinnen die Frauen jahrelang begleiten.
Von der Elfenbeinküste
Prudence (32, ihr Name wird aus Sicherheitsgründen nicht vollständig genannt) kommt ursprünglich aus Abidjan, aus einer der größten Städte der Elfenbeinküste. Mit ihrer knapp zehn Monate alten Tochter Luna lebt sie in der Flüchtlingsunterkunft in Volkers. Seit über einem Jahr wartet sie darauf, dass ihr „Antrag auf Umsiedlung“ von der zentralen Ausländerbehörde bewilligt wird. Sie würde gerne zu ihrem Verlobten und dem Vater ihres Kindes nach Hessen ziehen.
Kennenlernen beim Busfahren
Mirko und Prudence lernten sich im Bus kennen. Mirko fuhr den Bus, Prudence fuhr mit. „Ich denke, Gott hat das so gewollt“, sagt Prudence.
Sie schildert das Zusammentreffen mit Mirko so: Zutiefst niedergeschlagen sei sie in den öffentlichen Nahverkehr gestiegen, denn sie habe von der Ausländerbehörde einen Brief bekommen, in dem sie aufgefordert wurde, auszureisen.
Sie und Mirko hätten miteinander gesprochen und sie habe erzählt, dass es ihr nicht gut gehe. „Später hat er dann die Leute in Volkers gefragt: Kennt ihr Prudence? Aber ich war immer in meinem Zimmer und die Leute kannten mich nicht.“
Treffen in Bad Brückenau
Zwei Wochen später trafen sie sich zufällig wieder. „Dann hat er mich nach meiner Nummer gefragt.“ Sie verabredeten sich. „Ich habe gesagt: Ich will einen guten Mann. Erstmal nur Freundschaft. Später können wir sehen.“
Sie habe gedacht, ein Freund würde ihr bei dem ganzen Stress guttun. Sie lacht. „Es war einfach toll mit ihm.“ Er sei alleine gewesen, sie auch. „Wir haben gesagt, wir können noch ein Baby haben, weil ich erst 31 Jahre alt war.“ Mirko sei einverstanden gewesen.
Die drei können meist nur Zeit zusammen verbringen, wenn Mirko Luna und Prudence mit dem Auto abholt. Die Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr ist nicht gut.
Antrag auf Umverteilung
Vor einem Jahr hätten sie den Antrag auf Umverteilung gestellt, damit Prudence bei Mirko wohnt oder in seiner Nähe lebt. „Prudence wartet, wartet und wartet. Mirko hat nachgefragt. Ich habe nachgefragt. Es geht nicht weiter“, sagt Solwodi-Mitarbeiterin Daniela Kubiak.
Langes Warten
Erst kürzlich hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass es im Schnitt sieben Monate dauert, bis das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entscheidet, ob ein Schutzsuchender im Land bleiben darf. Wenn Geflüchtete gegen einen ablehnenden Bescheid klagen, vergehen im Schnitt nochmal knapp zweieinviertel Jahre, bis das angerufene Verwaltungsgericht eine Entscheidung fällt. Diese lange nervenzehrende Warterei kennt Prudence.
Im Mai 2019 sei sie rund sechs Stunden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angehört worden. Rund zwei Monate später wurde ihr Asylantrag abgelehnt. Solwodi half ihr daraufhin, Klage beim Gericht in Würzburg einzureichen und streckte ihr die Anwaltskosten von 925 Euro vor.
Im Februar 2020 kam die Nachricht, dass Prudence keinen Aufenthaltstitel bekomme und ausreisepflichtig sei. Prudence blieb in Bad Brückenau wohnen.
Luna kommt auf die Welt
Zwei Jahre später kam Luna auf die Welt. Doch Prudence Aufenthalt ist weiterhin unsicher. Im Oktober ging erneut ein Bescheid ein, der sie aufforderte, auszureisen. „Luna ist ein deutsches Kind, da sie einen deutschen Vater hat. Gerade deshalb verstehen wir nicht, dass sich die Aufenthaltsangelegenheit für die Mutter so schwierig gestaltet“, sagt Kubiak.
Kürzlich sei Prudence mitgeteilt worden, dass sie zurück an die Elfenbeinküste reisen könne, um dort ein Visum zu beantragen. Das will Prudence nicht machen. Von einer Bekannten habe sie gehört, dass diese nicht – wie angekündigt – zwei Wochen, sondern sechs Monate an der Elfenbeinküste auf ihr Visum gewartet habe.
„hoffen auf Umverteilung nach Hessen.“
„Sie stillt das Kind“, sagt Kubiak. „Die Ausländerbehörde hat geschrieben, der Kindsvater soll, während sie weg ist, auf das Kind aufpassen.“ Kubiak findet, dass das nicht vertretbar sei.
„Wir hoffen auf Umverteilung nach Hessen.“ Bei der bayerischen Ausländerbehörde habe man Kubiak mitgeteilt, dass die Behörden in Hessen die Ausreise von Prudence an die Elfenbeinküste wohl nicht verlangen würden. „Wir hoffen, dass das stimmt und klappt.“
Hier können Sie spenden:
- Caritas: DE80 7935 1010 0000 0019 41
- Kidro: DE05 7935 1010 0000 0335 55
- Solwodi: DE73 7906 5028 0005 7260 50
- Diakonisches Werk: DE48 7935 0101 0000 0025 35
Verwendungszweck: Weihnachtshilfe Saale-Zeitung
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