Sticker-Aktion gestartet Kulmbacher Schüler treten für mehr Respekt ein Die Schülerinnen Isabelle, Amy, Hella, Elisa und Clara haben im Kunstunterricht bei Andreas Schobert ein Projekt erarbeitet und eine Sticker-Aktion gestartet; sie finden: „Respekt beginnt mit dem Blick“ // Uschi Prawitz TEILEN  17.08.2025 Kulmbach – Schülerinnen starten einzigartige Sticker-Aktion. In Kulmbach beginnt die Bewegung für Respekt und geht bald überregional. „Respekt beginnt mit dem Blick“, finden Schülerinnen des Caspar-Vischer-Gymnasiums in Kulmbach. Gemeinsam mit ihrem Kunstlehrer Andreas Schobert haben sie eine Sticker-Aktion gestartet, mit der sie insbesondere im ÖPNV Aufmerksamkeit erregen wollen. Kulmbacher Schüler wollen respektvollen Umgang „Ich bat die Schüler, ein Thema auszusuchen, das sie gesellschaftspolitisch interessierte“, erklärt Schobert, und schnell sei dieses gefunden worden. „Konkret geht es darum, für einen respektvollen Umgang miteinander zu werben“, erklärt er. Ein Grund auch für Stephanie Schütz, Geschäftsführerin von Schütz-Reisen, die Sticker-Aktion zu unterstützen. „Wir bringen die Sticker in unseren Bussen an, denn alles, was für einen ordentlichen Umgang miteinander ist, finde ich gut“, sagt die Unternehmerin. Jetzt zieht auch die Bahn nach: Auf den Instagram- und Facebook-Seiten von DB Regio Bayern thematisiert sie die Problematik und wirbt für das Anliegen der Schülerinnen. Dort heißt es: „„Belästigung im ÖPNV geht uns alle an – gemeinsam für mehr Respekt.“ Insbesondere Mädchen und Frauen haben in einem dicht besetzten Bus oder Zug des öfteren ein ungutes Gefühl, fühlen sich beobachtet oder gar bedrängt. „Ich bin immer nach Bamberg zum Tanztheater gefahren, da stand ich oft als einzige weibliche Person am ZOB“, erzählt etwa Isabelle (16 Jahre). „Da sind oft Gruppen, die immer näher kommen und absichtlich nahe an mir vorbeilaufen“, deswegen stehe sie stets in der Nähe des Notfallknopfes. Ein Notfallknopf, der eine direkte Verbindung zur Polizei aufbaut und sich am videoüberwachten ZOB an der vorderen Säule eines jeden Steigs befindet. Kunstlehrer Andreas Schobert (rechts) freut sich mit seinen Schülerinnen, dass Stephanie Schütz (Zweite von rechts) und Alexander Schütz die Aktion unterstützen. // Auch ihre Mitschülerin Amy (16) hat ihre Erfahrungen gemacht. „Oft am Bahnhof, aber man wird auch im Zug angestarrt, meist von älteren Männern“, was Clara (16) bestätigen kann. „Vor allem im Zug, da fühlt man sich angestarrt.“ Man könne versuchen, das wegzudenken, aber man fühle sich doch unwohl. Hella (16) findet es oft schwierig, sich der Situation zu entziehen, denn „wenn der Bus voll ist, so soll man hin?“ Man habe auch mal das Gefühl, „angerempelt“ zu werden. Elisa (16) findet es oft schwer zu unterscheiden, ob jemand nur ins Leere starrt, „ich bin mir dann unsicher und weiß nicht, ob ich reagieren muss.“ In der Fußgängerzone etwa sei das einfacher, findet sie, „da reagiere ich schon mal, aber im Zug oder Bus kann ich nicht direkt weg.“ Und so nimmt es Isabelle hin, wenn mal jemand tiefer guckt, und Hella traut sich nichts zu sagen, weil: „Als Frau ist man körperlich unterlegen, und wer weiß, wie er reagiert, das kann man schwer einschätzen.“ +++ Bleiben Sie mit der Bayerischen Rundschau auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++ Situationen, die viele Frauen kennen, doch es ist den Mädchen auch wichtig, nicht zu stigmatisieren. „Das Problem ist aus unserer Sicht ein leider überwiegend männliches, aber keineswegs eines, das von Herkunft, Religion oder Alter bestimmt ist.“ Außerdem machen sie deutlich, dass Kulmbach hier keine Ausnahme bildet, dass es sich um ein überregionales Thema handelt. Andreas Schoberth: Ermutigung zu Zivilcourage „Die Aktion ist wichtig, ich bin richtig erschrocken darüber, wie massiv das Problem ist“, sagt Andreas Schobert. Die Aktion soll auch ein Zeichen für die anderen setzen, „das hat auch etwas mit Zivilcourage zu tun“. Menschen, die gewisse Situationen mitbekommen, sollen dazu ermutigt werden, sich vielleicht dazwischen zu stellen, sich daneben zu setzen oder einzuschreiten, sagt Stephanie Schütz. Es sei ein breites Thema für die Bevölkerung und keinesfalls nur auf den ÖPNV beschränkt. Bislang seien ihr gegenüber noch keine Probleme geschildert worden. „Viele tragen das aber auch mit sich aus, daher finde ich es gut, dass diese Altersgruppe das Thema verbalisiert und sichtbar macht.“ Die jungen Leute seien auch die Personengruppe, die großteils regelmäßig den ÖPNV nutze. Alexander Schütz: Im Zweifelsfall zum Fahrer setzen „Im Zweifel soll man sich zum Fahrer setzen“, rät sie Mädchen und Frauen, die sich im Bus unwohl fühlen. Der Fahrer könne natürlich keine Aufsichtsperson sein, aber er habe das Hausrecht. „In den meisten Fällen ist es besser, aus der Situation rauszugehen“, bestätigt Busfahrer Alexander Schütz. Die ersten Sticker zur Aktion „Respekt beginnt mit dem Blick“ haben die Schülerinnen selbst in einem Bus angebracht, weitere Busse sollen damit ausgestattet werden. „Terre des femmes“ unterstützt Aktion Doch damit nicht genug – auch überregional machen die Schüler gemeinsam mit Andreas Schobert die Aktion bekannt. „Terre des femmes“ seien bereit, die Sticker unter ihrem Label zu drucken und im Webshop anzubieten, und er soll auch in einem Kunstwerk von „HOPE undsosachen“ verwendet werden. „Mit der Aktion wollen wir als Schule auch Demokratie bildend wirken und jungen Frauen zeigen, dass man etwas bewegen kann.“ Lesen Sie auch Vertrag ist unterzeichnet Bahnhof Kulmbach: Weichen für Barrierefreiheit gestellt Der Kulmbacher Bahnhof soll bis 2028 barrierefrei werden. Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, für das jetzt der nächste Schritt vollzogen worden ist. Plötzlicher Abschied So geht es mit dem Café Stamm weiter Die Mitteilung kam plötzlich: Das Café Stamm wechselt den Inhaber. Wie sieht die Zukunft der beliebten Gastro-Location aus? Münchner Pläne Ist das die Rettung der Kulmbacher Spinnerei? Die alte Spinnerei ist ein Schandfleck. Die Sanierung hat Besitzer Frank Dieter Naumann nicht auf den Weg gebracht. Jetzt gibt es neue Pläne. Wer der potenzielle Investor ist und was er vorhat. Stadt antwortet Hundebesitzern Bekommen Kulmbachs Hunde neue Freilaufflächen? Hundebesitzer in Kulmbach wünschen sich größere und sicherere Freilaufflächen für ihre Haustiere. Die Stadt reagiert auf das Anliegen.