Lesung
Deutschlands Import fossiler Brennstoffe im großen Stil und seine Risiken
Susanne Götze bei ihrer Lesung in Coburg.
Susanne Götze bei ihrer Lesung in Coburg. // Wolfgang Desombre
Signet des Fränkischen Tags von Wolfgang Desombre
Coburg

Wolfgang Desombre Deutschland zahlt Jahr für Jahr Milliarden für den Import fossiler Brennstoffe. Und die Energiewende? Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres sind in ihrem neuen Buch „Die Milliarden-Lobby“ auf der Spur von Geld, Macht und Einfluss.

Auf Einladung des Grünen-Bundestagsabgeordneten Johannes Wagner und Martin Vögele, Geschäftsführer der Buchhandlung Riemann, stellte die Autorin Susanne Götze im Haus „Contakt“ das Buch „Die Milliarden-Lobby“ vor, das gemeinsam mit Annika Joeres entstanden ist.

Das Werk beleuchtet die Macht der fossilen Energielobby und zeigt, wie Öl- und Gasinteressen die Energiewende ausbremsen. Die Autorinnen decken auf, wer von der Abhängigkeit profitiert und warum Deutschland trotz Klimakrise politisch erpressbar bleibt. Ein brisantes Thema, das aktueller nicht sein könnte.

Susanne Götze, Jahrgang 1980, ist promovierte Historikerin und seit über 20 Jahren als Journalistin und Autorin abwechselnd in Berlin, Brüssel und Paris unterwegs. Bevor sie zum Wissenschaftsressort des Spiegel kam, arbeitete sie unter anderem für Deutschlandfunk, die Frankfurter Rundschau, Zeit Online und schreibt über Klimakrise, Klimadiplomatie, Energiewende und Transformation. Die Autorin schrieb mehrere Sachbücher und im Mai 2025 erschien das Buch „Die Milliardenlobby. Wer uns von Öl und Gas abhängig macht“.

Die Kernfrage der Autorinnen Susanne Götze und Annika Joeres lautet: „Wie kann es sein, dass trotz einer so existenziellen Bedrohung durch fehlendes Gas nicht alles getan wird, um von der Ressource wegzukommen?“ Sie wollen mit der Frage an die Energiekrise nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine erinnern. Deutschland hatte mehr als die Hälfte der Gaslieferungen von Russland erhalten. Putin hatte die deutschen Gasspeicher geleert und den Hahn zugedreht. Die Sprengung der Nord-Stream-Leitungen taten ihres dazu. Die Bundesregierung musste für Milliarden an Steuergeldern teures Gas auf den Weltmärkten kaufen, damit die Bürger weiter heizen und die Wirtschaft weiter produzieren konnten. „Fachleute bezweifeln, dass die Krise von 2022 ein Ausreißer war. Sie hat vielmehr den macht- und geopolitischen Kern der fossilen Energiegeschäfte entblößt“, so Susanne Götze in ihrem Buch.

„Deutschland ist erpressbar“

Die Autorin sprach über fossile Importe, über die Lieferketten, die dahinterstecken, und über das Profitsystem. Wer profitiert davon eigentlich? Wie sieht so eine Lieferkette aus? Das Ganze sei eben nicht nur ein Klimaproblem, sondern eben auch ein Sicherheitsproblem. „Unser Alltag hängt am Öl- und Gastropf. Je stärker unser Alltag in Deutschland am Tropf von Importen hängt, umso erpressbarer sind wir.“ Sollten einmal die Erdgastanker europäischen Häfen meinen oder Öltanker blockiert oder Pipelines sabotiert werden, würden die Preise innerhalb von Tagen auf Rekordhöhen schießen. Dann müssten Haushalte ihre Heizungen drosseln, Lebensmittel und energieintensive Produkte verteuerten sich. Trump drohe Europa und mit Friedrich Merz sei ein überzeugter Marktliberaler zum Kanzler gewählt worden, sagte Götze. Kaum ein Mitglied des schwarz-roten Bündnisses habe sich in den letzten Jahren dafür eingesetzt, Deutschland unabhängiger von fossilen Importen zu machen. Energieabhängigkeit, das zeigten alle politischen Entwicklungen, sei zu einer gefährlichen Wette auf stabile politische Verhältnisse geworden. Unsere Energieimporte machten uns erpressbar.

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