Mit seinem Kollegen Michael Kobr war Volker Klüpfel schon einmal bei den „Blätterwald“-Literaturtagen. Diesmal geht es aber nicht um beider Kult-Kommissar Kluftinger, und so kommt der Schriftsteller alleine in die Sparkasse Forchheim.
Die Lesung aus seinem neuesten Roman „Wenn Ende gut, dann alles“ entwickelt sich zu einem höchst unterhaltsamen Abend. Auch weil der Bestseller-Autor, der übrigens einst in Bamberg studiert hat, abseits des Buches wunderbare Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Die Zuhörer jedenfalls sind begeistert, zumal Klüpfel andeutet, dass eine Fortsetzung geplant ist. Offenbar hat die Muse ihn nicht nur einmal geküsst – sie hat ein „wildes Geknutsche“ mit ihm.
Svetlana ist keine normale Putzfrau. Sie ist ein Genie. Ohne sie wäre der beziehungs- und erfolglose Schriftsteller Tommi in seinem geborgten Wohnmobil aufgeschmissen. Nicht nur weil sie mit einem Lappen Ordnung in sein kreatives Chaos bringt. Sondern auch weil die Ukrainerin „voll das Brain“ ist – und nicht etwa der Mann an der Tastatur. Sie kennt sich aus in der russischen Literatur, weiß also auch, wie in Tschechows Theaterstück „Die Möwe“ erschossen wird. Sie kennt jedes hochprozentige Hausmittel zwischen Kempten und Kamtschatka. Und sie hat in jeder Lebenslage den passenden Kalenderspruch auf den Lippen. Auch wenn sie ganz charmante Schwierigkeiten mit der deutschen Grammatik hat.
Putzfrau mit kriminalistischer Ader
Das ungleiche Gespann gerät, ohne es zu wollen, in einen handfesten Kriminalfall und in ernste Gefahr. Es geht um ein einsames Kind am Straßenrand, einen Undercover-Einsatz im Altenheim und einen geheimnisvollen Zettel ...
Wie jeder Autor schreibt Klüpfel über Dinge, in denen er sich auskennt. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Schließlich ist Schriftsteller einer der schwierigsten Berufe. Wenn man einmal von Genforschern und Herzchirurgen absieht. Und falls er doch einmal in fremde Sphären wie das Wohnmobilwesen eintaucht, recherchiert er sehr genau. Mitunter stößt er dann auf Einzelheiten, die es nicht zwischen die Buchdeckel schaffen. Die einem aber dennoch in Erinnerung bleiben.
Bei seinen Annäherungen an das klappbare Camping-Universum durchstöbert er einschlägige Kataloge und findet verstörendes Zubehör. Etwa einen Flachmann mit fast zwei Litern Füllmenge, den man nicht so leicht in die Jackentasche stecken kann. Oder eine elegante Tasche, um wertvolle Klopapier-Rollen blickdicht aufzubewahren. Oder gar einen Schlafsack-Overall, der das Schlimmste aus beiden Welten vereint.
Nebenbei berichtet Klüpfel auch, warum die Putzfrau mit der kriminalistischen Ader ausgerechnet aus der Ukraine stammt. Das ist ihm nicht von Anfang an klar. Als Vorbild dient seine eigene Raumpflegerin, mit der er lange Gespräche führt. Schließlich arbeiten beide bei ihm zu Hause. Nur dass sie dabei ohrenbetäubende Musik laufen lässt.
Um seiner literarischen Figur einen ganz eigenen, unverwechselbaren Sound zu geben, versucht sich Klüpfel bei der Konzeption des Buches an Allgäuer, schwäbischer, bayerischer und sogar sächsischer Mundart. Die Ergebnisse bekommt das Publikum zu hören. Doch wenn es um Dialoge voller Esprit und Humor geht, sind solche Dialekte aus dem Hinterland denkbar ungeeignet.
Der slawische Zungenschlag freilich lässt alles Erdenschwere, Bäuerliche, ja Provinzielle hinter sich. Die Geschichte wird dadurch aber nicht zu einem Meisterwerk wie die Romane Leo Tolstois oder Fjodor Dostojewskis „Krieg und Frieden“ oder „Verbrechen und Strafe“. „Wenn Ende gut, dann alles“ ist vergleichsweise leichte Kost, aber sie macht sehr viel Spaß. red









