Prävention in Bamberg
So lernen Kinder „Nein!“ zu sagen
Eike Ochs lehrt mit ihrem neuen Puppenspiel, wie Kinder Grenzen aufzeigen und sich Hilfe holen können.
Eike Ochs lehrt mit ihrem neuen Puppenspiel, wie Kinder Grenzen aufzeigen und sich Hilfe holen können.
Elise Ochs
Markus Klein von Markus Klein Fränkischer Tag
Bamberg – Justiz, Polizei, Theaterpädagoginnen und Opferschutzvereine zeigen, wie sich Kinder gegen (sexualisierte) Gewalt und unangenehme Situationen wehren können. Und wo sie Hilfe finden.

Quasselwurm Perle erzählt den anderen Tierpuppen von den „ekligen Schlabberküssen“ ihres Onkels. Das ermutigt auch Eddi das Schwein und den Hund Locke, ihre unangenehmen Erlebnisse zu teilen. Theaterpädagogin Eike Ochs vom Theaterpädagogik-Verein Chapeau Claque erklärt den Kindern in ihrem neuen Stück, dass alles, was sie bedrückt, kein Geheimnis bleiben muss. Wie sie lernen, „Nein“ zu sagen und wo sie sich Hilfe holen können.

Spielend Rechte stärken

Das Stück wird am Kinderpräventionstag „Ja zum Nein“ am 22. April in den Harmoniesälen am Schillerplatz zum ersten Mal aufgeführt. Denn: „Prävention, insbesondere von sexualisierter Gewalt, ist leider kein erfundenes Puppentheater“, sagt Ochs. „Kinder müssen erfahren, was ihre Rechte sind und wann sie Autoritätspersonen widersprechen dürfen.“ Dass sie eine schöne Kindheit erleben dürfen, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hierbei helfe vor allem Wissen über Anlaufstellen für Hilfsangebote. Mit dem Puppentheater für die Kleinen und einem Workshop für die Größeren (von Dietke Sparenberg) lernen die Kinder gemeinsam mit den Pädagoginnen auf spielerische Art, sich abzugrenzen und „Nein“ zu sagen.

Initiiert und organisiert hat die Veranstaltung Oberstaatsanwältin Ursula Redler. Sie hat für den Präventionstag auch Polizei, Stadt und verschiedene Hilfsorganisationen wie den Opferschutz-Verein „Weißer Ring“ ins Boot geholt. Mit „Ja zum Nein“ habe man bewusst positiv formulieren wollen, dass es um die Möglichkeiten geht, Rechte durchzusetzen und Hilfe zu suchen.

Redler hat eine Affinität zum Thema, wie sie sagt, da sie Familienrichterin war und Mutter ist. Die Idee kam ihr, weil seit der Pandemie zum einen Veranstaltungen solcher Art kaum stattgefunden hätten. Zum anderen hätten sich Probleme in der Lockdown-Zeit teils auch verschärft. „Die soziale Kontrolle hat gefehlt“, sagt Redler. Und: „Home-Office und Home-Schooling haben teilweise für eine mit Stress geladene Atmosphäre gesorgt.“

„Polizei zum Anfassen“

Mit Zahlen klar belegen kann dies zwar weder die Justiz noch die Polizei, wie auch Kriminalhauptkommissarin Franziska Hertl sagt.

Aber: „In diesem Bereich gibt es eine wahnsinnig hohe Dunkelziffer. Man möchte gar nicht wissen, was sich alles in dunklen Zimmern abspielt“, so Härtl, die auch Ansprechpartnerin für Kriminalitätsopfer bei der oberfränkischen Polizei ist. Mit einem Streifenwagen, den die Kinder erkunden können, einem Quiz, bei dem die Teilnehmer einen Kinder-Kommissar-Ausweis gewinnen können, und einem Infostand zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder ist die Bamberger Polizei am Aktionstag ebenfalls stark vertreten.

Wahrnehmung der Polizei als Freund und Helfer

Dabei geht es auch darum, die Wahrnehmung der Polizisten als Freunde und Helfer zu stärken. „Viele haben noch einen gewissen Abstand. Es kommt so gut wie keiner zur Wache und bittet um Hilfe“, erzählt Hertl. „Uns ist wichtig klarzumachen, dass wir auch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.“ Redler ergänzt: „Ich bin Fan der Polizei. Es ist wichtig, den Kindern zu erklären, dass sie nicht nur böse Leute verhaftet, sondern uns auch immer helfend zur Seite steht.“

Neben vielen weiteren Themen wird am Präventionstag zudem über den Umgang von Kindern wie Eltern mit dem Smartphone aufgeklärt. Wann ist es in Ordnung, ein Foto zu teilen? Wann oder auf welchen Plattformen ist das bedenklich? „Wenn ich ein Foto von meiner achtjährigen Tochter mache, sagt sie mir, ich muss sie fragen, bevor ich es irgendjemandem senden darf“, erzählt Pädagogin Ochs. „Sie kennt ihre Rechte!“

Zusatzinfo: Veranstaltung und wichtige Nummern

„Ja zum Nein“ Unter diesem Motto findet am Samstag, 22. April, von 11 bis 16 Uhr in und vor den Harmoniesälen am Schillerplatz 5 in Bamberg eine Präventionsveranstaltung gegen Gewalt an Kindern statt. Verschiedene Angebote sollen Kindern von 5 bis 12 Jahren Mut machen, Grenzen zu setzen. Eintritt ist frei. Das Puppenspiel für Kinder zwischen 5 und 7 Jahren beginnt um 11.30 Uhr. Der Workshop für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren um 14 Uhr.

Wichtige Nummern (Auwahl)

Pro Familia ( Schwangerschaftskonfliktberatung, Prävention Sexualpädagogik): 0951/ 133 900

Donum Vitae (Beratungsstelle, Sexualprävention): 0951/ 2086325

Aktion Jugendschutz (Landesebene): 089/ 12157328 (Ansprechperson Michael Kröger)

Weißer Ring Bamberg (Opferhilfe): 01515 5164640

Im Notfall an die Polizei (110) und/oder Stadtjugendamt (0951/ 871531) wenden!

 

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