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Mittäter auch in der Region?
Prozess gegen «Reichsbürger»-Gruppe von Prinz Reuß gestartet
Oberlandesgericht
Großes Medieninteresse: «Eines der größten Staatsschutzverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik». // Bernd Weißbrod/dpa
von dpa
Prozess gegen Reuß-Gruppe
Stuttgart – Neun mutmaßliche Reichsbürger müssen sich ab Montag (29. April) vor Gericht verantworten. Sie werden dem militärischen Arm der Gruppe um Prinz Reuß zugeordnet werden. In weiteren Prozessen sind auch ein Mann aus Kirchehrenbach und ein Mann aus Pottenstein angeklagt.

Vor dem Oberlandesgericht Stuttgart hat der erste Prozess gegen die mutmaßliche «Reichsbürger»-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß begonnen. Wegen des großen Andrangs vor dem Gerichtsgebäude startete das Verfahren mehr als eine Stunde später als geplant. Reuß selbst soll erst später in einem anderen Verfahren vor Gericht kommen.

Den neun Angeklagten wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen und die sogenannte «Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens». Einer der Angeklagten steht zudem wegen versuchten Mordes vor Gericht.


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Kompanien-Aufbau war teils fortgeschritten

Der Aufbau militärisch organisierter Verbände war nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft teils weit fortgeschritten. In zwei Fällen hätten die sogenannten Heimatschutzkompanien selbst aktiv werden können, sagte ein Vertreter der Behörde bei der Verlesung der Anklage gegen neun mutmaßliche Mitglieder der Gruppe in Stuttgart. Ihnen wird vor dem Oberlandesgericht Stuttgart Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen und die «Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens». Einer der Angeklagten steht zudem wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Innerhalb der Kompanie 221, die für die Bereiche Tübingen und Freudenstadt in Baden-Württemberg habe zuständig sein sollen, seien bereits Verantwortliche für die Rekrutierung weiteren Personals benannt worden, hieß es in der verlesenen Anklage. 

Auch die Kompanie, die für Jena, den Saale-Holzland-Kreis und den Saale-Orla-Kreis habe zuständig sein sollen, habe selbst aktiv werden können. Zudem seien vielfältige Aktionen registriert worden, weitere Heimatschutzkompanien aufzubauen, sagte der Vertreter der Bundesanwaltschaft. Die Kompanien hätten laut Anklage nach einer potenziellen Machtübernahme der Gruppe politische «Säuberungsaktionen» in ihrem Zuständigkeitsbereich durchführen sollen.

Gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant

Das Verfahren in Stuttgart ist der erste von drei Mammutprozessen gegen die Gruppe um Prinz Reuß und eines der größten Staatsschutzverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik. Weitere Verfahren finden vor den Oberlandesgerichten München und Frankfurt statt. In diesen beiden Verfahren sind auch je ein Mann aus Kirchehrenbach und Pottenstein angeklagt, die zur umstürzlerischen Reuß-Gruppe gehören sollen.

Mehrere Verteidiger haben die Aufteilung des Verfahrens auf drei Oberlandesgerichte kritisiert und eine Aussetzung des Stuttgarter Verfahrens beantragt. Nach Worten eines Anwalts sei eine effektive Strafverteidigung nicht möglich, weil die Erkenntnisse in einem Prozess nur schwer in die anderen einfließen könnten. Die Aufteilung auf drei Gerichte sei nicht praktikabel. Weitere Verteidiger schlossen sich dem Antrag an. Eine Zusammenlegung sei im Interesse einer umfassenden Aufklärung, sagte eine Verteidigerin. Es bestehe die Gefahr, dass Zeugen in den drei unterschiedlichen Prozessen unterschiedliche Aussagen machten. 

Die insgesamt 27 Verdächtigen sollen einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant haben. In Stuttgart geht es vor allem um den militärischen Arm der Gruppe, der die Machtübernahme mit Waffengewalt hätte durchsetzen sollen.

In Frankfurt sind ab 21. Mai die mutmaßlichen Rädelsführer, darunter Reuß, angeklagt. Unter ihnen ist dann auch Peter W. aus Pottenstein. In München stehen ab 18. Juni die übrigen mutmaßlichen Mitglieder vor Gericht. In diesem Prozess wird dann auchgegen Thomas M. aus Kirchehrenbach verhandelt. 

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