Gesundheit Seminar am Klinikum Forchheim: Ethische Fragen in der Pflege Anthropologe und Ethiker Prof. Arne Manzeschke führte durch das Seminar am Klinikum in Forchheim. // Andreas Schneider von Redaktion TEILEN  05.03.2024 Forchheim – 30 Azubis zur Pflegefachfrau respektive zum Pflegefachmann konnten im Seminar von Professor Manzeschke am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz mehr erfahren über die ethischen Herausforderungen in ihrem Beruf. Professionelle Pflegekräfte erzielen mit hoher Fachkompetenz, Einfühlungsvermögen und ethischer Verantwortung täglich beeindruckende Erfolge bei der Förderung und pflegerisch-medizinischen Betreuung hilfsbedürftiger Menschen, und darauf sind sie zu Recht stolz, wie es in einer Pressemitteilung des Ausbildungsverbunds Pflege der Region Forchheim heißt. Dass dabei ständig auch Entscheidungen zu moralisch-ethischen Aspekten zu treffen sind, liege auf der Hand. Der Ausbildungsverbund betont daher die Notwendigkeit zur ständigen Entwicklung ethischer Kompetenz während der Ausbildung in den Pflegeberufen und unterstützt dazu ein Seminar am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. Die 30 Azubis zur Pflegefachfrau respektive zum Pflegefachmann sahen auf dem Monitor Fotos von verstörenden Situationen: ein Gelände in Asien, auf dem Seltene Erden abgebaut werden; eine riesige Fläche Müll, soweit das Auge reicht; die Überreste eines Waldes nach einem Brand und ein Kind, welches sich auf dem Boden vor der Gewaltandrohung eines Erwachsenen zu schützen versucht. Die Teilnehmer waren aufgerufen, zu den Bildern drei leitenden Fragen nachzugehen, wie sie sich auch für die Diskussion moralisch-ethischer Aspekte im Pflegealltag anbieten: „Was sehe ich? Was fühle ich? Wie urteile ich?“ Experte kennt das Spannungsfeld Durch das Seminar führte der Anthropologe und Ethiker Prof. Arne Manzeschke. Er leitet u.a. das Institut für Pflegeforschung, Gerontologie und Ethik an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Er kennt das Spannungsfeld, in dem sich Ärzte und Pflegekräfte in der Praxis oft befinden, aus seiner Erfahrung, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Mit seiner Unterstützung bekamen die jungen Menschen eine konkrete Idee davon, dass jeder Mensch über Moralvorstellungen verfügt, die er nicht erst lernen muss, und dass diese der Ausgangspunkt für ein moralisches Urteil („Das ist schlecht“, „Da hat jemand Schuld auf sich geladen“) sein können. Mit diesem „Affekt“ könne dann ein strukturierter Dialog über die ethischen Aspekte einer Pflegesituation mit allen Beteiligten erfolgen und eine konkrete Entscheidung herbeigeführt werden. Manzeschke: „Dialog im Team hilft zur Klärung – und Dialog braucht Zeit.“ Und es wurde reichlich diskutiert – an Praxisbeispielen herrschte kein Mangel. Ein Auszubildender schilderte die Situation eines Menschen mit Demenz, den er im Seniorenzentrum betreute. Er fragte sich, ob die Art der Kommunikation mit diesem Bewohner ethisch verantwortbar war. Es zeigte sich schnell, dass erst eine saubere, wertfreie Analyse der Situation nötig ist und dass es leider oft zu rasch auf die Frage „Was ist in diesem Fall gut und richtig?“ verschiedene Antworten gibt. Auch Robotik und KI sind ein Thema Auch die technischen Themen zur Zukunft der pflegerischen Versorgung wurden aus ethischer Perspektive beleuchtet. Robotische Assistenzsysteme und künstliche Intelligenz würden aktuell im Rahmen von Projekten in der Pflegepraxis eingesetzt und fortlaufend evaluiert. Welche „ethischen Leitplanken“ erfordert das? Andreas Schneider, Vorstand des Ausbildungsverbunds und Schulleiter der Berufsfachschule für Pflege am Klinikum Forchheim, resümiert den Tag: „Wir haben heute ein richtig kompliziertes und so wichtiges, emotionsgeladenes Thema behandelt. Es ist zu spüren, dass es die Auszubildenden in der Pflege mit Stolz erfüllt, im Prozess der ethischen Entscheidungsfindung mitzusprechen und ein gefragter Experte zu sein. Pflege ist eben viel mehr als eine bloße Dienstleistung und deshalb so bereichernd.“ Lesen Sie auch: Klinikum Forchheim Krankenhausfinanzierung gefährdet Versorgung auf dem Land Die Finanzierung der Krankenhäuser ist zunehmend eine Herausforderung. Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Silke Launert haben die Spitzen der Kliniken Forchheim und Bayreuth das Thema diskutiert. Pflegetag am Klinikum Junge Menschen lernen die Ausbildung in der Pflege kennen Wie sieht die Arbeit von Pflegekräften am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz aus? Das erfuhren Interessierte hautnah und konnten so herausfinden, ob sie sich selbst in dem Beruf sehen. Neue Studie Enormer Zuwachs an Pflegebedürftigen im Regnitztal Ein Monitoring zum Pflegepersonalbedarf prognostiziert Bayern noch in diesem Jahrzehnt einen kritischen Kipppunkt. Auch in Forchheim und Erlangen hat der Pflegebedarf überdurchschnittlich zugenommen.