Ehrenamt
Er ist Botschafter für Barrierefreiheit
Bernhard Leisgang im Gespräch bei seiner Aufgabe als Behindertenbeauftragter.
Bernhard Leisgang im Gespräch bei seiner Aufgabe als Behindertenbeauftragter.
Karl Heinz Wirth
F-Signet von Karl Heinz Wirth Fränkischer Tag
Langensendelbach – Bernhard Leisgang engagiert sich seit über 50 Jahren im Bereich Schwerbehinderung. Leisgang ist selbst an den Rollstuhl gefesselt. Sein Ziel: Ein Landkreis, der für alle zugänglich ist.

Für eine Welt ohne Barrieren: Bernhard Leisgang setzt sich mit großem Engagement als Botschafter für Barrierefreiheit beim Vdk Kreisverband Forchheim und Behindertenbeauftragter in seiner Heimatgemeinde Langensendelbach für Behinderte ein. Bernhard Leisgang ist ein Mann, der sich mit Kleinigkeiten auskennt, oder mit dem, was Menschen ohne Behinderung als Kleinigkeiten bezeichnen würden.

Für Menschen mit Behinderung hängt von solchen Kleinigkeiten beispielsweise ab, ob sie ins Schwimmbad gehen, im Bus mitfahren oder eine öffentliche Toilette benutzen können. Danach gefragt, welche Situationen ihn am meisten ärgern, antwortet er, dass trotz des Versprechens der Bayerischen Staatsregierung, Bayern bis 2022 barrierefrei zu machen, es noch sehr viele Barrieren im öffentlichen Bereich gibt. Besonders für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer, Blinde und Gehörlose.

Um Barrierefreiheit zu erzielen sind immer noch hohe bürokratische Hindernisse zu überwinden.

Anzahl mobililitätseingeschränkter Menschen nimmt zu

Deshalb setzt er sich in seiner Funktion als Behindertenbeauftragter in der Gemeinde und beim Vdk Kreisverband Forchheim dafür ein. Der demografische Wandel zeigt, dass die Anzahl der mobilitäts- und aktivitätseingeschränkten Menschen immer mehr zunimmt. Nach seiner eigenen Erfahrung besteht hier der größte Verbesserungsbedarf, erklärt er. Passt ein Rollstuhl durch das Drehkreuz an der Schwimmbadkasse? Kann man sich als Blinder oder Sehbehinderter durch taktile Leisten an die Bushaltestellen tasten? Und hält der Busfahrer an der richtigen Stelle? Hat beispielsweise eine Treppe zur öffentlichen Toilette Handläufe an beiden Seiten, um sich an beiden Seiten, nach oben und unten festhalten kann?

Barrierefreies Rathaus, Schule und Kita

Situationen mit denen Behinderte täglich konfrontiert sind, erklärt Leisgang. Solche Fragen gehören zum täglichen Brot für Leisgang, der seit 2014 ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter beim VdK Kreisverband Forchheim und der Gemeinde Langensendelbach ist. Dazu hatte der VdK Landesverband die Kampagne „Weg mit den Barrieren“ ins Leben gerufen. Sinnvoll wäre es aus seiner Sicht, mobilitätseingeschränkte Menschen oder gut geschultes Personal in alle baulichen Planungsgremien als Berater einzusetzen. „Die Interessen von Menschen mit Behinderung werden gehört“, lautet sein Resümee.

Die Bürgermeister hätten ein offenes Ohr und würden Verbesserungen umsetzen, wenn es geht. Themen gibt es genügend. Bisher angegangene Projekte, wie barrierefreies Rathaus in Langensendelbach, barrierefreie Grundschule, Schulweg zwischen Kirche, Grundschule und Kita wurde umgesetzt. Besonders für das sanierte Rathaus findet Leisgang lobende Worte, Aufzug und Behindertentoilette wurden hervorragend umgesetzt.

Leisgang kennt sich mit dem Leben mit Behinderung aus, und das möglicherweise umso besser, da er im Alter von sechs Monaten an Hirnhautentzündung erkrankte. Seit damals leidet er an den Folgen, „linke spastische Seitenlähmung mit erheblicher Steh- und Gehbehinderung“, die ihn dauerhaft beeinträchtigte. In seinem Job als Verwaltungsangestellter war er 40 Jahre bei der Stadt Forchheim beschäftigt, davon 2002 bis 2009 als Heimleiter im Katharinenspital. Als „Vertrauensmann der Schwerbehinderten“ betreute er 28 Jahre lang 40 Schwerbehinderte. „Die Kollegen haben mich immer so akzeptiert, wie ich war“, erinnert er sich.

Sieben Monate im Koma nach Sepsis

Im Jahr 2009 , kurz nach seinem Ruhestand, erlitt er eine schwere Sepsiserkrankung, durch die er elf Monate im Krankenhaus verbrachte, davon sieben Monate im Koma, welche ihn auch an den Rollstuhl fesselten. Seitdem ist er ehrenamtlich für die Deutsche Sepsis-Hilfe tätig. Mit einem Kollegen leitet er die Regionalgruppe Franken. Telefonisch können sich bei ihm Betroffene und Angehörige beraten lassen. Seine Überzeugung: „Selbstmitleid hilft keinem, man muss etwas machen.“ Die Menschen müssen merken, dass sich was ändert, sagt Leisgang.

Alle öffentliche Gebäude sollen barrierefrei werden

Denn wenn Wege weniger Barrieren hätten, würde das jedem helfen, da dürfe man den Blick nicht nur auf die Kosten werfen. „Auch Menschen mit schwerem Gepäck oder Kinderwagen haben diese Probleme. Und die Bevölkerung wird immer älter.“ In dieses Bild passt etwa der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen. Doch Barrierefreiheit fängt für ihn in den Köpfen an: „Man muss den Menschen erklären was Inklusion ist.“ Und: „Ich will einen Landkreis Forchheim, in dem alle leben können.“

Sein Ziel ist es, dass die Gemeinde in der Zukunft bei allen öffentlich zugänglichen Gebäuden barrierefrei wird und dieses Thema in den kommenden Jahren mehr in den Mittelpunkt gerückt wird. Über seine Vorträge Schwerbehindertenrecht, Pflegerecht sowie finanzielle Hilfen bei barrierefreien Umbau möchte er alle Schwerbehinderten informieren.

Zur Person

Bernhard Leisgang war 53 Jahre Vorsitzender beim VdK Ortsverband Willersdorf /Langensendelbach, 20 Jahre Mitglied im VdK Kreisvorstand (Vertreter der Behinderten), 15 Jahre berufener Sozialrichter am Sozialgericht Bamberg/Bayreuth, seit 2014 als Trägervertreter des VdK bei der OBA Forchheim, seit 2016 kommunaler Behindertenbeauftragter der Gemeinde Langensendelbach, VdK Berater für Barrierefreiheit VdK Kreisverband Forchheim, seit 2018 Mitglied im Kreisseniorenring Forchheim

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