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Buch des Monats
Ein Looser, seine Ex-Freundin und der Tod
Buch des Monats: Thees Uhlmann - Sophia, der Tod und ich
 // Kiepenheuer & Witsch
Signet des Fränkischen Tags
Bamberg – Es klingelt. Draußen steht der Tod und will einen mitnehmen. Was macht man da? Lachen? Weinen? Fliehen? Die Tür zuschlagen? Oder etwas ganz anderes …

In Thees Uhlmanns Romandebüt „Sophia, der Tod und ich“ (erschienen 2015) passiert genau das: Der Ich-Erzähler, ein tollpatschiger Träumer und Hobby-Philosoph, bekommt Besuch vom Sensenmann. Und das ist kein Witz, obwohl Uhlmanns Roman sicher einer der witzigsten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ist. Der (übrigens namenlose) Erzähler macht das, was er am besten kann: Er verwickelt den Tod in allerlei irrwitzige und kluge, komische und tragische Diskussionen. Dabei geht es um so große Fragen wie den Sinn des Lebens, die Kraft der Liebe und darüber, ob (und vor allem wie?) ein Sensenmann eigentlich pinkeln muss. Der zunehmend genervte Tod lässt sich bequatschen und sagt zu, dem Erzähler einen letzten Wunsch zu erfüllen: Er darf noch einmal seinen kleinen Sohn Johnny sehen. Johnnys Mutter hatte unseren liebenswerten Looser einst verlassen, weil „er’s nicht bringt“, und den gemeinsamen Sohn mitgenommen. Seitdem schreibt der Erzähler seinem Sohn jeden Tag eine Ansichtskarte, damit Johnny seinen Vater nicht vergisst.

Der Tod und der Ich-Erzähler machen sich auf den Weg zu Johnny. Als dritte in diesem ungewöhnlichen Bunde steigt Sophia mit ins Auto: eine andere Exfreundin, mit dem fatalen Hang, immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Die skurrile Fahrgemeinschaft geht nun also auf große Reise und noch größere Mission: Johnny zu sagen, dass sein Vater ihn liebt.

Thees Uhlmann hat mit „Sophia, der Tod und ich“ einen ebenso amüsanten wie anrührenden Roman geschrieben. Es ist sein erster, arbeitet er doch eigentlich als Musiker. Fans des Deutschpop kennen Thees Uhlmann als Sänger der Hamburger Band „Tomte“ oder Solo-Künstler. Als Musikjournalist schrieb er ein Buch über Tocotronic („Wir könnten Freunde werden. Die Tocotronic-Tourtagebücher“) und einen Band über die Godfathers des Deutschpunk: „Thees Uhlmann über Die Toten Hosen“.

Sein bislang einziger Roman „Sophia, der Tod und ich“ schafft – wie damals Wolfgang Herrndorffs „Tschick“ – das seltene Kunststück, Leserinnen und Leser aller Altersgruppen zu begeistern: vom Teenie bis zum junggebliebenen Opa. Am Ende, nach 320 Seiten unterhaltsam-witziger Lektüre, werden sie alle erkennen, worum es (nicht nur in diesem Roman…) eigentlich geht: das Erlangen von Heiterkeit und Leichtigkeit angesichts einer prinzipiellen Traurigkeit oder, in den Worten des Ich-Erzählers, „die Arbeit am Glück unter dem Licht des Todes“. 

Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich. Verlag Kiepenheuer & Witsch. 320 Seiten, Taschenbuch 11 Euro, gebunden 18,99 Euro, E-Book 9,99 Euro.

Das Buch des Monats wird vorgestellt von Andrea Bartl.

 

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