FT-Serie Buch des Monats: Ein Roman wie ein Eisbecher // btb Verlag von Andrea Bartl TEILEN  07.08.2022 Bamberg – Ernest van der Kwast erzählt in seinem Roman "Die Eismacher" mal mit komischem, mal melancholischem Unterton die Geschichte einer Eismacher-Familie. Warum lieben wir Eis? Es ist erfrischend, aromatisch und die Vielfalt der Sorten befriedigt selbst ausgefallene Wünsche. Ein Eis im Mund zergehen zu lassen, es mit den Lippen zu berühren und mit der Zunge zu erschmecken, stellt ein ungeheuer sinnliches Erlebnis dar. Der Roman „Die Eismacher“ des Holländers Ernest van der Kwast schafft es, das sinnliche Vergnügen des Eis-Essens in die Literatur zu übersetzen. Sein Roman ist ein erzählerischer Genuss voller Vielfalt und mit fruchtigen und süßen, aber mitunter auch leicht bitteren Nuancen. In einzelnen Episoden erzählt In einzelnen Episoden mit mal komischem, mal melancholischem Unterton erzählt van der Kwast die Geschichte der Familie Talamini über mehrere Generationen hinweg. Sie alle sind Eismacher und entstammen dem kleinen italienischen Dorf Venas di Cadore. Noch heute leben dort und generell in den Dolomiten viele Eismacher-Familien, die den Sommer über ihr Dorf verlassen, um im europäischen Ausland (zum Beispiel hier im Roman in den Niederlanden) Eis zu verkaufen. Im Winter kehren sie nach Venas di Cadore zurück. Urenkel erzählt die Familiengeschichte Giovanni, ein Urenkel dieser Eismacher-Dynastie, erzählt die Familiengeschichte, auch wenn er selbst aus der Art geschlagen scheint: Er liebt nämlich die Literatur genauso wie das Eis (und Kwasts Roman zeigt uns ganz nebenbei, dass Gedichte ein ebensolcher sinnlicher Genuss sein können wie eine Kugel Schokolade). Leser lernt Verwandten kennenDurch Giovanni lernen wir seine Verwandten, alles begnadete Eismacher, kennen. Wir erfahren, wie sich sein Urgroßvater und seine Urgroßmutter beim Schlagen der allerersten Eiscreme mehr als nur näherkamen. Mutter hielt Familie zusammen Wie sein Vater „sein Herz an eine 83 Kilo schwere Hammerwerferin verlor“, die er in einer TV-Sportsendung sah. Wie seine Mutter mit viel Tatkraft und Witz trotzdem die Familie zusammenhielt. Die Geschichte des Eises Und vor allem erfahren wir in einer Fülle an Anekdoten mehr über die Kulturgeschichte des Speise-Eises: Dass das erste Eis noch aus Blöcken aus Berg-Gletschern gewonnen und mit notdürftiger Kühlung in die ganze Welt verschifft wurde, ab wann dann Eier und Milch in die Mischung kamen und wie man generell besonders gutes Eis herstellen kann. Van der Kwasts Roman „Die Eismacher“ ist natürlich eine anregende Lektüre für alle Eis-Fans, aber zeigt zugleich, wie köstlich das Erzählen und wie geschmackvoll gute Literatur sein können.Das Buch des Monats wird vorgestellt von Andrea Bartl. Ernest van der Kwast: Die Eismacher. Roman. Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. München, btb Verlag, 2016. 480 Seiten, Taschenbuch: 10 Euro, E-Book 9,99 Euro. Das Buch des Monats wird vorgestellt von Andrea Bartl. Lesen Sie dazu auch: Buch des Monats Detektiv mit Down-Syndrom Joachim B. Schmidts Kriminalroman „Kalmann“ macht uns mit einem außergewöhnlichen Ermittler und einem außergewöhnlichen Ort bekannt. Buch des Monats Zuversicht in finsteren Zeiten In „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ von Charlie Mackesy treffen sich ganz zufällig vier ungewöhnliche Kerlchen. Buch des Monats Per Schiff von Sri Lanka nach England Michael Ondaatjes atemberaubender Roman „Katzentisch“ entführt uns in die vielgestaltige Welt eines Luxusliners – über und unter Deck. Buch des Monats Ein Looser, seine Ex-Freundin und der Tod Es klingelt. Draußen steht der Tod und will einen mitnehmen. Was macht man da? Lachen? Weinen? Fliehen? Die Tür zuschlagen? Oder etwas ganz anderes …