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Vermisst seit über einem Jahr
Demenzkranker aus Rentweinsdorf bleibt spurlos verschwunden
Wo ist Georg Müller?
Welches Schicksaal hat Georg Müller ereilt? Diese Frage quält die Angehörigen seit dem Tag seines Verschwindens am 23. Mai 2024. // Peter Müller
Bürgermeister Rentweinsdorf Steffen Kropp
Der Rentweinsdorfer Bürgermeister Steffen Kropp: "Ich hoffe, es herrscht bald Klarheit was mit unserem Gemeindebürger passiert ist, wo er verblieben ist." // Steffen Kropp
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Rentweinsdorf – Ein 65 Jahre alter Mann aus Rentweinsdorf wird seit Mai 2024 vermisst. Er leidet an Demenz, und für seine Verwandten und Freunde werden unbeantwortete Fragen zur Qual: Wo ist er? Lebt er vielleicht nicht mehr?

Seit  23. Mai 2024 fehlt von Georg Müller jede Spur. Der damals 64-jährige, stark demente Mann verließ an diesem Tag in den frühen Nachmittagsstunden sein Zuhause in Rentweinsdorf – und wurde seither nicht mehr gesehen. Über ein Jahr später ist das Schicksal des Vermissten weiter ungewiss. Für seine Angehörigen ist das die schwerste Last: die Ungewissheit.

„Am Schlimmsten ist es, dass man nicht weiß, wo er ist, was ihm passiert ist“, sagt seine Schwester Edith Hauck mit brüchiger Stimme. Neben ihr sitzt Peter Müller, Georgs Bruder, der sich in den letzten Jahren intensiv um ihn gekümmert hatte. „Ich war regelmäßig bei ihm, er  brauchte immer jemanden an seiner Seite“, erzählt er. 

Polizei Ebern startete großangelegte Suchaktion nach Georg Müller

Am Tag seines Verschwindens war Peter Müller  zum Mittagessen nach Hause gegangen. Dann kam der Anruf: Georg war nicht mehr da. Zunächst schöpfte man kaum Verdacht –  Georg Müller war in der Vergangenheit schon mehrfach orientierungslos umhergeirrt und jeweils wieder zurückgebracht worden. Einmal musste ihn die Polizei von den Bahngleisen holen. Doch diesmal war es anders. Die Polizeiinspektion Ebern leitete eine großangelegte Suchaktion ein.

Laut Polizeipräsidium Unterfranken wurden Haus und Umfeld gründlich durchsucht. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gab und gibt es nicht. Unterstützt von Feuerwehr, Rettungsdiensten, Suchhunden, Drohnen und einem Polizeihubschrauber erstreckte sich die Suche über Rentweinsdorf und angrenzende Wald- und Flurstücke. 

Die Suche nach Georg Müller läuft europaweit

DNA-Proben sowie der Zahnstatus des Vermissten wurden dokumentiert und europaweit im Schengener Informationssystem ausgeschrieben. Dreimal zuvor war Georg Müller  verschwunden – aber nie länger als wenige Stunden. Ein Mobiltelefon besaß er nicht, eine Ortung war somit unmöglich. Die Polizei stand in ständigem Kontakt mit der Familie und führte umfassende Befragungen durch.

 Trotz aller Bemühungen und moderner Technik: Georg Müller blieb verschwunden. „Die Polizei hat alles Menschenmögliche getan, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Peter Müller. „Aber dass nichts gefunden wurde, macht uns sehr betroffen.“ Peter träumt öfters von seinem Bruder. „In den Träumen ist er mir plötzlich ganz nah – und verschwindet dann wieder.“ 

Oft am Planplatz in Rentweinsdorf aufgehalten

Die Familie hat kaum noch Hoffnung, Georg lebend wiederzusehen. Die Gedanken kreisen: Hat er sich das Leben genommen? Ist er womöglich in ein Auto gestiegen, wurde er mitgenommen? Beunruhigend ist, dass er sich oft am Planplatz in Rentweinsdorf aufhielt, wo er auch mit Lkw-Fahrern sprach. 

Peter erinnert sich: „Am Tag seines Verschwindens war Georg ungewöhnlich ruhig. Das passte gar nicht zu ihm.“ In den letzten Jahren hatte Georg keine sozialen Kontakte mehr, lebte zurückgezogen.

Früher führte er ein eigenes Unternehmen, arbeitete später als Kaufmann in verschiedenen Bereichen – doch in der Demenz verlor er nicht nur sich selbst, sondern auch jede Perspektive. Besonders gefährlich: Georg konnte nicht mehr einschätzen, wann er essen oder trinken musste – ein typisches Symptom seiner Erkrankung. Auch das macht den Angehörigen große Sorgen.

Wo ist Georg Müller? Bürgermeister Kropp hofft auf Klarheit

Gedanken und Sorgen macht sich auch Bürgermeister Steffen Kropp aus Rentweinsdorf. „In der Gemeinde sprechen mich oft Leute an, ob es in der Vermisstensache etwas Neues gibt, aber ich muss leider immer sagen, dass keine neuen Erkenntnisse vorliegen“, sagt der Bürgermeister. Er denkt an die Angehörigen, die  mit der Ungewissheit leben müssen. „Sicher nicht leicht für alle, versetzt man sich in deren Lage“, so Kropp. Er hofft, dass möglichst bald Klarheit herrscht, was mit dem Bürger passiert ist. 

Peter Müller hatte immer wieder Menschen in der Region angesprochen: Spaziergänger, Förster, Pilzsammler – in der Hoffnung, dass jemand eine Spur entdecken möge. Ohne Ergebnis.

Ein Jahr später bleibt das Schicksal von Georg Müller ungeklärt. Was bleibt, ist eine Familie zwischen Dankbarkeit für die Unterstützung und dem lähmenden Gefühl von Ohnmacht. „Wir hoffen, dass wir irgendwann erfahren, was passiert ist. Nur so können wir Frieden finden“, sagt Edith Hauck. Und bis dahin bleibt die eine Frage: Wo ist Georg Müller?

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