Erlebnistour
Mutterseelenallein auf dem Rad durch Arabien
67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
In Saudi-Arabien gibt es nicht nur Wüste. Diese Felsenformation liegt bei der Stadt Hofuf.
Manfred Wagner
F-Signet von Manfred Wagner Fränkischer Tag
Holzhausen in Bayern – Manfred Wagner strampelte Tausende von Kilometern durch Saudi-Arabien. Die Araber staunten und riefen: Mashallah! Und Klischees bewahrheiteten sich.

„Durch Saudi-Arabien mit dem Rad? Da musst du doch vorher zum Islam konvertieren“, war die Reaktion eines Bekannten von Manfred Wagner (67), als er von dessen Plan hörte. Vor kurzem noch hätte er Recht gehabt. Doch seit wenigen Jahren hat sich der für lange Zeit hermetisch abgeschlossene arabische Staat reisetechnisch geöffnet und vergibt individuelle Visa.

Er radelte von Amman über die Emirate und Kuwait in den Irak

Deshalb konnte der passionierte Radler aus dem Königsberger Stadtteil Holzhausen kürzlich seine anspruchsvolle und außergewöhnliche Tour verwirklichen: von der jordanischen Hauptstadt Amman über 3000 Kilometer durch Saudi-Arabien bis in die Emirate, Abstecher nach Kuwait und in den Irak inklusive. Wie viele andere Biker er unterwegs getroffen hat? Keinen einzigen.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Überall, wie hier im Irak, ist der Radler aus Deutschland eine Sensation und öfters als einmal wird Wagner (Mitte) zum Essen eingeladen.
privat

Dass fast alle Männer mit langen weißen Gewändern umhergehen, kennt man aus vielen arabischen Ländern.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Überall in Saudi-Arabien das gleiche Bild: Bis auf einen schmalen Augenschlitz sind die Frauen vollständig schwarz verhüllt.
Manfred Wagner

Aber in Saudi-Arabien sind alle Frauen bis auf einen schmalen und manchmal vergitterten Augenschlitz völlig schwarz verhüllt. In Restaurants und Hotels müssen Frauen in einem eigenen Raum speisen – hier herrscht immer noch eine Geschlechtertrennung.

Auf der Wüstenautobahn wurde Manfred Wagner von einem Polizeifahrzeug mit Blaulicht begleitet

Doch die Gastfreundschaft wird großgeschrieben: Immer wieder wollten Autofahrer den Radler mit Wasser oder Snacks versorgen.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Öfter als einmal wird Wagner zum Essen eingeladen.
Manfred Wagner

Meist wurde er auf der Wüstenautobahn von einem Polizeifahrzeug mit Blaulicht begleitet. Diese Sicherheitsmaßnahme ging dem Königsberger irgendwann auf die Nerven.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Das Grabmal von Imam al-Hasan al-Basri liegt bei Basra und gehört zu den ältesten im Irak.
Manfred Wagner

Doch einmal, als es keine Unterkunft gab, durfte er sogar in einer Polizeistation übernachten.

Ein anderes Mal erlebte er in einem kleinen Provinznest etwas Besonderes: einen Männerabend. In einem Wochenendhäuschen traf sich die ganze Familie – allerdings ohne Frauen und Mädchen!

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Die Imam-Ali-Moschee nahe Basra im Irak wurde bereits 635 gegründet – wenige Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed.
Manfred Wagner

Als die Sonne unterging, stellten sich die Männer zum Gebet auf. Ganz vorne der Älteste, der auch vorsang. Immer wieder beugten sie ihre Knie und berührten mit der Stirn den Boden.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Ein Beduine posiert stolz auf seinem Kamel.
Manfred Wagner

Die Anwesenheit des Gastes hatten sie völlig ignoriert. Dann wurde Tee getrunken, und die vier ältesten Männer spielten Karten. Schließlich gab es auf großen Silbertabletts zarte Fleischstücke, eingebettet in würzigen Reis.

Die große Leidenschaft vieler Araber ist die Falkenjagd

Ein junger Mann schilderte dem Radler die große Leidenschaft vieler Araber: die Falkenjagd. Ein guter Falke, sagte er, sei wertvoller als ein Auto. Später meinte er, dass er nach Deutschland kommen möchte, und fragte nach, was eine Braut dort koste. Nichts, antwortete ihm Wagner, die Frau müsse ihn nur lieben und mit der Heirat einverstanden sein.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Im Gegensatz zu den Golfstaaten sind die Menschen im Irak oft bettelarm. Hier sucht ein Junge nach Brauchbarem im Müll.
Manfred Wagner

Allerdings fügte er hinzu, dass man in Deutschland nur eine einzige Frau haben dürfe. Daraufhin lachte der junge Araber und erklärte, dass er sowieso nur eine haben wolle. Ansonsten – das sehe er bei seinem Onkel – gebe es keinen Frieden.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
In Saudi-Arabien wird der Königsberger meist von einer Polizeistreife begleitet. Die Beamten sind freundlich und hilfsbereit.
Manfred Wagner

Ungeniert fragten viele den Königsberger nach seinem Alter. Als dieser „67“ sagte, lautete die Antwort stets „Mashallah!“. Damit drücken die Araber ihren Respekt und ihre große Anerkennung aus.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Ein Straßenschild: Oft kann der Königsberger kein Wort lesen.
Manfred Wagner

Obwohl im nahen Katar gerade die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, verzichtete Wagner darauf, dorthin zu radeln. Warum? In den Golfstaat durfte man während der Spiele nur mit Ticket für ein Spiel und mit Hotelbuchung einreisen – wobei eine Hotelübernachtung mehr als 500 Euro gekostet hätte!

An der Grenze zum Irak setzt die Grenzpolizei einen Drogenhund ein, um Rauschgift aufzuspüren.
An der Grenze zum Irak setzt die Grenzpolizei einen Drogenhund ein, um Rauschgift aufzuspüren.
Manfred Wagner

Schon einmal in der Region unterwegs, machte Wagner auch einen Abstecher nach Kuwait und in den immer noch ziemlich verwüsteten Irak.

67-Jähriger aus Königsberg-Holzhausen fährt mit dem Rad durch Arabien
Die historische Stadt Ur soll laut der Bibel die Heimat des Stammvaters Abraham gewesen sein. Hier sieht man den Rest eines riesigen Stufentempels.
Manfred Wagner

Hier besichtigte er die antike Ruinenstadt Ur.

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Über dem Persischen Golf geht die Sonne auf.
Manfred Wagner

Nach der Bibel war dies die Heimat von Abraham. Dieser wird sowohl im Christentum als auch im Judentum und Islam als Stammvater anerkannt. Man könnte meinen, dass diese Gemeinsamkeit ein friedvolles Miteinander erleichtere – doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus.

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