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Kirche
Die Frau im weißen Gewand nimmt Abschied
Barbara Heinrich liebt ihren Beruf und ihre Rolle in der Kirche  als Pastoralreferentin.
Barbara Heinrich liebt ihren Beruf und ihre Rolle in der Kirche als Pastoralreferentin. // Sabine Weinbeer
Signet des Fränkischen Tags von Sabine Weinbeer
Eltmann – Die klassische Frauenrolle in der Kirche einzunehmen, war Barbara Heinrich zu wenig: Sie wurde Pastoralreferentin. Jetzt geht sie in den Ruhestand.

„Unterwegs im Auftrag des Herrn“, dieser Spruch prangt auf dem Auto von Pastoralreferentin Barbara Heinrich und dieses Motto prägte ihr Leben seit früher Jugend. Am 10. Juli wird sie in den Ruhestand verabschiedet, doch ihrer Berufung wird sie auch nachher noch folgen. Auch wenn manche Hoffnung auf Reformen der katholischen Kirche in den 48 Jahren seit ihrem ersten Studiensemester enttäuscht wurde, bleibt sie dem Dienst am Nächsten treu.

Barbara Heinrich zählte zu den Pastoralreferenten der ersten Stunde. 1971 nahm der erste Pastoralreferent in München seine Arbeit auf, 1974 begann sie ihr Studium an der Theologischen Fakultät in Würzburg, damals gemeinsam mit den Priesteramtskandidaten. „Wir waren damals zwei Pastis und sechs Priesteramtskandidaten“, erzählt sie. Sie alle hätten auf die Synode in Würzburg gehofft, doch wirkliche Veränderungen hätten sich nicht ergeben – schon gar kein Weiheamt für Frauen oder die Aufhebung des Zölibats. Hingeschmissen habe dennoch keiner der Theologie-Studenten – nicht sie und ihr Kollege, noch die angehenden Pfarrer, darunter der spätere Dekan im Dekanat Haßberge, Franz Schmitt. „Aber unsere Bischöfe waren relativ liberal und ließen uns ausprobieren, das hat uns und den Gläubigen Freude gemacht.“

Sie konnte nicht Priesterin werden, also wurde Barbara Heinrich Pastoralreferentin

Dass Barbara Heinrich Beruf und Religion verbinden würde, daran bestand eigentlich „nie ein Zweifel“, und es habe sich auch niemand gewundert, dass sie diesen relativ neu geschaffenen pastoralen Beruf wählte, erzählt sie. Schon als Jugendliche war sie sehr aktiv in der Pfarrei Zeil, wo sie aufwuchs, die Mutter im Pfarrgemeinderat aktiv war und der Vater regelmäßig zum Bibelkreis einlud. Die klassische Frauenrolle in der Kirche einzunehmen, das war ihr aber zu wenig: „Auf dem Seitenaltar in Zeil steht die Heilige Barbara mit dem Kelch in der Hand und diese Skulptur hat mich immer irgendwie berührt“, erzählt sie. Die vier jüngeren Brüder ministrierten, Mädchen durften das noch nicht. Gottesdienste wollte sie halten, das Wort Gottes verkünden, Zuversicht und Trost zusprechen – und sie traf immer auf offene Menschen.

Ressentiments gegen die Frau in dem weißen Gewand habe es kaum gegeben

Ihr erster Einsatzort war die Rhön, die Menschen bei weitem nicht so traditionell, wie man zuerst glauben könnte. „Mehr Respekt flößte mir der Winter ein. Ich hatte mir mein erstes Auto gekauft, kam im September in die Rhön und vier Wochen später begann der Winter. Einmal sind sie mir bei heftigem Schneefall mit dem Traktor entgegengefahren, aber ich war rechtzeitig und ohne Hilfe zum Gottesdienst an Ort und Stelle“, schmunzelt sie. Nein, Ressentiments gegen die Frau in dem weißen Gewand habe es kaum gegeben, berichtet sie.

Rund zwölf Jahre war sie in der Rhön, dann in Marktheidenfeld, in Königsberg, Unterhohenried, Augsfeld, Sylbach, Prappach und in Zeil, seit 2009 nun in Eltmann, der Pfarreiengemeinschaft Main-Steigerwald, wo sie sich auch ein Haus gekauft hat und ihren Ruhestand verbringen wird.

Beim Seniorenfasching durfte eine Büttenrede von Barbara Heinrich nie fehlen.
Beim Seniorenfasching durfte eine Büttenrede von Barbara Heinrich nie fehlen. // Sabine Weinbeer

Barbara Heinrich ist bekannt für ihre Textauslegungen, für ihre einfühlsamen Trauer-Predigten und ihr anpackendes Wesen. Als Hundefreundin und als Wallfahrerin war sie viel zu Fuß unterwegs, bis die Hüfte vor einigen Jahren nicht mehr richtig mitspielen wollte. Gerne hat sie sich in der PG Main-Steigerwald in der Kommunionvorbereitung engagiert, aber auch annähernd 200 Familien beim Abschied von einem Verstorbenen begleitet. Ehrenamtlich engagierte sie sich als Hospizhelferin, beim Frauenbund in Eltmann – und beim Seniorenfasching durfte eine Büttenrede von Barbara Heinrich nie fehlen.

Intensiv am Aufbau der Ökumene gearbeitet

In den Gemeinden fasste sie immer recht schnell Fuß. „Ein, zwei Kritiker gibt es natürlich immer. Und manchmal hat man auch versucht, die Frau im Team zu Hausmeisterdiensten zu drängen“, sagt sie und schmunzelt – aber solche Versuche hat sie selbstbewusst abgewehrt. Dafür hat sie intensiv am Aufbau der Ökumene gearbeitet.

Und die Reform der katholischen Kirche? Barbara Heinrich schaut skeptisch. Die Anzeichen stehen schlecht. Die Strukturreformen laufen immer den Entwicklungen hinterher, die Gesellschaft wird säkularer, der Nachwuchs in allen kirchlichen Berufen rarer – und doch haben die Menschen Sehnsucht nach Begleitung und spirituellem Austausch. Diese Gelegenheit will Barbara Heinrich auch weiterhin geben.

Nach zwei Jahren Verlängerung im Beruf geht sie nun in den Ruhestand, wird aber ehrenamtlich noch einige Dienste beibehalten, auch weiterhin Wortgottesdienste feiern. Die Flamme der Heiligen Barbara brennt noch immer in ihr und die will sie auch weiterhin weitergeben.

So wird der Abschied von Barbara Heinrich in der Pfarrei gefeiert

Der Festgottesdienst zur Verabschiedung findet am Sonntag, 10. Juli, um 10.30 Uhr im Pfarrgarten in Eltmann statt. „Ich freue mich über jeden auch aus meinen ehemaligen Pfarreien, der kommt“, sagt sie. Anschließend gibt es den Eintopf, den sie so oft beim Pfarrfest mit ausgegeben hat, und Gelegenheit zum Gespräch.

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