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Drohnen im Einsatz
Rehkitzrettung im Landkreis Haßberge: Helfer im Einsatz
So ducken sich die Rehkitze tief ins Gras, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
So ducken sich die Rehkitze tief ins Gras, um sich vor Fressfeinden zu schützen. // Yvonne Jung, TI Haßberge
Signet des Fränkischen Tags von Helmut Will
Ermershausen /  Unfinden /  Hofheim i. UFr. – Tierschutz  Wiese, Rehkitz, Mähmaschine: Das ist die Zeit für die Helfer und ihre Technik.

Wenn im Frühsommer die Setzzeit der Rehgeißen beginnt, liegt das frische Leben reglos im hohen Gras. Die Kitze ducken sich tief, vertrauen auf Tarnung – ein uralter Instinkt gegen Fuchs und Habicht. Doch wenn der Landwirt mit dem Kreiselmäher kommt, wird aus dem Schutzmechanismus eine tödliche Falle.

Um das zu verhindern, gehen im Landkreis Haßberge jedes Jahr engagierte Retter auf die Pirsch – mit modernster Technik, scharfem Blick und viel Herzblut. Die Saison 2025 begann früh: Schon am 24. April stieg Jens Höhn aus Ermershausen mit seiner Wärmebilddrohne auf, begleitet von Carolin Gropp (Sulzdorf), Eva Vorndran (Junkersdorf) und weiteren Helfern. Nach 63 Einsatztagen – bis zum 25. Juni – stand die stolze Bilanz: 296 Wiesen, 551 Hektar (das entspricht 787 Fußballfeldern), wurden abgeflogen. 1400 Kilometer fuhren die Helfer mit ihren Fahrzeugen, über 100 Stunden waren sie im Einsatz.

Dieses Team aus Ermershausen mit Carolin Gropp, Jens Höhn und Eva Vorndran (von links) hat sich der Rettung von Rehkitzen verschrieben.
Dieses Team aus Ermershausen mit Carolin Gropp, Jens Höhn und Eva Vorndran (von links) hat sich der Rettung von Rehkitzen verschrieben. // Helmut Will

Zahlreiche Rehkitze wurden aufgespürt und in Sicherheit gebracht – vorübergehend unter Bäumen, Büschen oder in Tierboxen, bis der Landwirt gemäht hatte. „Die Geiß ist fast immer in der Nähe und holt sich ihre Jungen, sobald Ruhe einkehrt“, erklärt Carolin Gropp, selbst Landwirtin und seit drei Jahren im Kitzrettungsteam. Jens Höhn ist seit 2016 dabei, seit 2020 mit Drohne und Wärmebildkamera. Neben ihm fliegen auch Johannes Schobig (Ermershausen) und Tobias Wirsing (Sulzdorf) als Piloten.

Und manchmal bringt die Drohne mehr ans Licht als Kitze: Hasensassen, Wiesenbrütergelege – sogar ein Gelege der seltenen Wiesenschnepfe – wurden gemeldet. Auch die Wildtierrettung Unfinden unter Leitung von Bernhard Geuß war heuer vom 1. Mai bis 4. Juli unterwegs. Das Kitzretter-Team Hofheim, organisiert über die Jägervereinigung Hofheim und vertreten durch Sebastian Teinzer, begann am 1. Mai und beendete die Arbeit am 5. Juli. Mit zehn Piloten und Helfern wurden zahlreiche Kitze gerettet, 500 Hektar abgesucht, 220 Stunden investiert. Teinzer lobt die gute Zusammenarbeit mit Landwirten und Jagdpächtern – die Akzeptanz steige stetig.

Eine große Hilfe ist die Drohne mit dem Zubehör, wie hier Steuerungseinheit und Bildschirm, der die Wärmebilder zeigt.
Eine große Hilfe ist die Drohne mit dem Zubehör, wie hier Steuerungseinheit und Bildschirm, der die Wärmebilder zeigt. // Yvonne Jung, TI Haßberge

Die Tierschutzinitiative Haßberge, gegründet 2008 und seit 2018 Träger des Tierheims in Zell, war 2020 Vorreiter im Landkreis: Mit einer selbst gebauten Halterung für eine 7000-Euro-Kamera startete das Pilotprojekt Rehkitzrettung. Eine Drohnenausrüstung schlägt mit etwa 10.000 Euro zu Buche. 2025 überflog die TI in 45 Einsatztagen 543 Flächen mit 866 Hektar, dabei wurden 155 Rehkitze gerettet. Seit Beginn der Drohneneinsätze summiert sich die Zahl der geretteten Kitze im Landkreis auf 905, dazu kommen Feldhasen, Rebhühner, Wachteln, Fasane – und sogar Igelpärchen.

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