Auch mit 80 ist er noch höchst agil: Gerhard Freunscht hat das Sportabzeichen in Silber zum 40. Mal unter den normalen Anforderungen für nichtbehinderte Menschen abgelegt. Eigentlich nichts Besonderes, aber der Weisendorfer Behindertenbeauftragte erblindete 1968 und war bis dahin in der Leichtathletik sportlich aktiv.
„Mit dem Erwerb des 40. Sportabzeichens habe ich meine blindensportliche Laufbahn beendet“, erzählt Gerhard Freunscht. Bei der TSG Weisendorf brachte er bei der Abnahme die erforderlichen Leistungen in vier Kategorien. In der Kategorie Ausdauer-Walking auf 7,5 Kilometer blieb er zehn Minuten unter der geforderten Zeit von 79 Minuten. Auch beim Medizinball-Weitwurf (2 kg) erreichte er mühelos 6,75 Meter von den erforderlichen 6,25 Meter. Auch beim Schleuderball-Weitwurf (gefordert 19,50 Meter) übertraf der das Ziel um einen Meter.
Bei der Schnelligkeit ging es ins Wasser zum 25-Meter-Schwimmen. Freunscht blieb mit 42 Sekunden sechs Sekunden unter der Zeit.
Vor über 40 Jahren trat Freunscht dem Versehrtensportverein Nürnberg bei. „Dort machte mir das Torballspielen für Blinde viel Spaß“, erzählt er. In dieser Zeit wurde er auch mehrfacher deutscher Meister. „Ich wurde aber auch mehrfach bayerischer Meister im Wald- und Skilanglauf und wurde 1985 in Isny im Allgäu deutscher Meister über fünf Kilometer im Skilanglauf in der Blindenklasse“, blickt er Gerhard Freunscht zurück.
Der Marathonmann
Eine neue Herausforderung fand er beim Marathonlauf. Seine zwölf Langstreckenläufe bewältigte er unter anderem auch in New York und Boston. Geführt wurde er stets von guten, umsichtigen Begleitläufern. „Meine persönliche Bestzeit lief ich als 55-Jähriger in Wien mit 3:24 Stunden“, erzählt er stolz. Daneben nahm an über 100 kürzeren Laufwettbewerben teil. Als Mitglied des Heimatvereins Weisendorf organisierte er zusammen mit seiner Frau Elisabeth zudem über zehn Jahre hinweg den beliebten Weisendorfer Hochstraßenlauf.
Auch der Triathlon hat Freunscht fasziniert. Um das auszuprobieren, wurde er Mitglied beim TV 48 Erlangen und später beim FSV Großenseebach. Er berichtet: „Im Jahr 1988 war ich in Deutschland der erste Blinde, der einen Triathlon bestritt. Dies geschah bei einem normalen Wettkampf für nichtbehinderte Sportler. Für die Triathlons hatte ich Begleitschwimmer, Tandempiloten und Begleitläufer. “
Sein längster Triathlon
Der längste Triathlon, an dem der Allroundsportler in den folgenden Jahren teilnahm, war die Mitteldistanz mit zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Tandemfahren und 21 Kilometer Laufen. Dafür benötigte er bei einem Wettbewerb 1991 in Erlangen 5:02 Stunden und wurde in seiner Altersklasse Vierter, erzählt Freunscht von seinen sportlichen Erfolgen. „Wichtig ist mir, rückblickend festzustellen, dass es unter anderem auch der Sport war, der mir in manchen schwierigen Lebenssituationen weiterhalf und mir viele soziale Kontakte bescherte, aus denen manche noch heute bestehende Freundschaften entstanden. Ein besonderer Dank gilt meiner Frau Elisabeth, die meine sportlichen Ambitionen weitgehend mitgetragen hat, wenn auch manchmal mit etwas Brummeln“, sagt Gerhard Freunscht.
Mit dem Leistungssport ist es nun vorbei. Aber der Senior will weiterhin fit bleiben und Walking und Tandemfahren betreiben sowie mit seiner Frau wandern und sich im Winter im Tannheimer Tal in den Langlaufloipen bewegen.
Eine Vorreiterrolle im Landkreis Erlangen-Höchstadt hat der Markt Weisendorf in Sachen Behindertenbeauftragter gespielt. Denn Weisendorf war die erste Kommune im Landkreis, die 2007 offiziell einen Beauftragten für Menschen mit Behinderung berief. Damals wie heute hat Gerhard Freunscht dieses Ehrenamt inne. Er ist auch Mitglied im Seniorenbeirat und kümmert sich um die Probleme, Belange und Bedürfnisse der behinderten Menschen in Weisendorf. „Während seines jahrelangen Engagements hat Gerhard Freunscht schon viel bewirkt“, lobt Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein den langjährigen Behindertenbeauftragten des Marktortes, „so hat er unter andrem dafür gesorgt, dass an der Kreuzung Erlanger Straße/Höchstadter Straße eine voll akustische und taktile Ampelanlage aufgestellt worden ist. So können blinde Menschen die Straße sicher überqueren.“ Daneben seien beim Bau des Kreisverkehrs an der Hauptstraße/Höchstadter Straße barrierefreie Übergänge geschaffen worden.
Freunscht setzte sich ebenfalls dafür ein, dass die Schulsporthalle und zwei Toiletten in der Grundschule barrierefrei umgebaut wurden. An inzwischen drei Bushaltestellen im Ortsgebiet wurden die Gehwege angehoben, damit Rollstuhlfahrer ohne Hindernisse in die absenkbaren Busse fahren können.