Kunst
Plattform für Hobbykünstler
Ein tolles Team: Inge und Judith Rehäußer
Ein tolles Team: Inge und Judith Rehäußer
Britta Schnake
F-Signet von Britta Schnake Fränkischer Tag
Höchstadt a. d. Aisch – In „Judiths Schatzstube“ in Höchstadt können Hobbykünstler ihre mit Herzblut und Einfallsreichtum erstellten Werke der Öffentlichkeit präsentieren.

Regionalen Hobbykünstlern eine Plattform geben – das ist das erklärte Ziel von Judith Rehäußer. Am vergangenen Samstag eröffnete sie aus diesem Grund „Judiths Schatzstube“ in den Räumlichkeiten des ehemaligen Taschen- und Lederwarengeschäfts ihrer Schwiegermutter Inge Rehäußer an der Schranne in Höchstadt. Damit wirkt sie auch dem Leerstand in der Innenstadt entgegen.

Der Name „Schatzstube“ ist angelehnt an die „gute Stube“, einen Begriff aus der guten, alten Zeit, der vorzugsweise das Wohnzimmer betraf, in dem Schätze und Kleinigkeiten, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln, präsentiert wurden.

Die Idee für einen Laden dieser Art kam der 45-jährigen Ergotherapeutin, als sie selbst an einem Kreativkurs für Papierarbeiten teilnahm; hier knüpfte sie auch die ersten Kontakte. 44 Hobbykünstler aus dem Raum Erlangen-Höchstadt, aber auch aus Forchheim haben nun die Möglichkeit, ihre mit Herzblut und Einfallsreichtum erstellten Werke zu präsentieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Alle Stücke, die in den Mietregalen und -fächern ausgestellt werden, sind Unikate und so nirgendwo zu erwerben. Es gibt Genähtes und Gedrechseltes, Schmuck, Aquarelle, Bemaltes und Verziertes, Kissen, Metall- und Holzarbeiten, Praktisches, Schönes und Personalisiertes, Kleinigkeiten, Kinkerlitzchen und Kunst in allen Formen, Farben und Größen. Geplant ist zudem, an den Wochenenden Künstler direkt vor Ort vorzustellen und Interessierten so die Möglichkeit zu geben, diesen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu sehen.

Die Familie hilft mit

Unter den ersten Gästen und Gratulanten sind auch Martin Braun und Sandra Weich, die extra aus Nürnberg gekommen sind, um sich von den handgearbeiteten Kunstwerken begeistern zu lassen. „Wir finden die Idee für so einen Laden ganz toll“, sagt Braun.

Unterstützung für ihr Projekt findet Judith Rehäußer bei ihrer Familie. Ehemann Matthias ist zuständig für die Technik und die Homepage, Schwiegermama Inge unterstützt sie beim Verkauf. Sie hätte sich nicht träumen lassen, nach der Aufgabe des Geschäftes so schnell wieder hinter der Ladentheke zu landen: „Ich konnte mir das anfangs nicht vorstellen, wie das gehen soll, das mit den Mietregalen“, sagt sie und erfreut sich nun an den schönen Dingen in den hellen, freundlichen Räumen des seit über 100 Jahren bestehenden Familienunternehmens.

„30 der Künstler stammen direkt aus Höchstadt“, erzählt Judith Rehäußer. „Es gibt hier so viele kreative und mutige Köpfe.“ Einer dieser Köpfe gehört Marén Ketzer aus Großenseebach. Sie zeigt ihre selbst genähte Kinderkleidung. Zuerst hat sie nur für sich genäht: „Da ich nicht die Größte bin, gab es für mich nichts von der Stange.“ Aus der Not hat die „Nähschnecke“, wie sie sich selber nennt, eine Tugend gemacht und gleich auch die Babykleidung für ihren heute elfjährigen Sohn genäht. Diese wurde gesehen und ein „Haben wollen!“-Effekt stellte sich ein. Jedes einzelne Stück ist mit Liebe gemacht und trägt ihre persönliche Handschrift.

„Liebe“ ist wohl auch das Zauberwort, das hinter allem steckt, was hier präsentiert wird. Die Liebe zur Kunst, zu den Materialien und zu den mit eigener Handwerkskunst erzielten Ergebnissen eines Gedankens oder einer Idee.

Holzkunst mit der Motorsäge

Es fällt auf, dass unter den Künstlern kaum Männer vertreten sind. Ein solch „seltenes Exemplar“ präsentiert sich mit Hartmut Sammetinger aus Schornweisach, dessen Holzarbeiten die Blicke auf sich ziehen. Der gelernte Hochbautechniker hat bisher nur für sich und Freunde Schätze aus Holz geschaffen und gehört damit zu den 30 Prozent an Ausstellern, die bisher im Verborgenen geschaffen haben, was Auge und Herz nun begehren. Seit zehn Jahren schafft er Holzkunst mit der Motorsäge.

„Wenn ich nicht Hochbautechniker geworden wäre, wäre ich Schreiner geworden“, erklärt der 53-Jährige voller Überzeugung. „Mein Opa war Wagnermeister.“ Somit ist die Liebe zum Holz wohl genetisch bedingt. Ein wenig hängt er schon an jedem seiner Stücke, sind doch Stunden an Arbeit damit verbunden. Und in jedem seiner Werke steckt eine Idee, die er umgesetzt hat.

Größtes Werk schon nach kurzer Zeit weg

Kaum zehn Minuten ist der Laden offen, da ist Sammetinger sein größtes Werk, eine 1,50 Meter große, aus einem einzigen Stück Kiefernholz gefertigte Vogelfutterstelle los. „Ist jetzt meins“, lacht Fiede Dietz voller Stolz. Er und seine Frau Sandra haben sich das schöne und auch schwere Stück gesichert.

Sammetinger macht heute seine ersten Schritte ins Licht, und wer weiß: Vielleicht dient „Judiths Schatzstube“ dem einen oder anderen Künstler als Sprungbrett und er oder sie wird berühmt ...

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