Auf einem Friedhof Kaffee trinken und dabei den Blick über die Anlage schweifen lassen: Auf dem neuen Friedhof ist das jetzt möglich. Ähnliche Projekte gibt es bereits in anderen Städten: In München steht ein Friedhofscafé sowie in Erlangen und Fürth mobile Cafés. Am Sonntag wurde auf dem neuen Friedhof in Herzogenaurach das mobile Radcafé, das die evangelische Kirchengemeinde das Rad’tsch- Mobil getauft hat, mit einer kleinen Feier offiziell übergeben.
Mit dem Kaffeestand möchten die Initiatoren einen Ort schaffen, an dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Damit wolle man auch der Einsamkeit vieler älterer Menschen entgegenwirken und manchem dabei helfen, Trauer zu bewältigen, erklärt Pfarrerin Karola Schürrle. Denn Friedhöfe verstehen sich auch als Begegnungsstätten und als Oasen der Ruhe. Denn es gibt Ideen, die sind so naheliegend, dass man sich wundert, dass sie nicht längst realisiert wurden. Die von Fürth übernommene Idee ist so ein Gedanke. Immer wenn das Wetter passt und sich drei bis vier Mitarbeitende finden, werden bis Ende Oktober die Friedhofsbesucherinnen und -besucher jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr zu einer Tasse Kaffee, Kuchen und einem Gespräch eingeladen. „Halt zum Ratschn“, betont Pfarrerin Schürrle.
„Die Idee ist nicht von uns, wir haben uns das in Fürth abgeschaut, denn die Idee in Fürth wurde zu einem Erfolg, und wir haben diese übernommen“, erklärt Pfarrer Oliver Schürrle. Mit dem Lied „Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei dir, Herr, füll du uns die Hände“ wählte Pfarrer Schürrle das passende Lied, das meist zum Abschied einer Feier gesungen. Er betonte damit, dass jeder Abschied die Menschen einer neuen Aufgabe entgegenführt und jedes Ende auch als Anfang gesehen werden kann.
Das Angebot wird gratis unterbreitet, Spenden sind jedoch willkommen. Während die Friedhofcafés, die es in Berlin und andernorts schon gibt, in der Regel kommerziell betrieben werden, setzt Herzogenaurach auf ehrenamtliches Engagement. So hat Karola Schürrle Helfer aus der Kirchengemeinde gefunden, die Spaß daran haben, zu backen und die Resultate auf dem Gottesacker anzubieten. Trauernde und Menschen, die das Grab pflegen, gehören ebenso zur Zielgruppe wie Spaziergänger und Passanten.
Zum Auftakt am Sonntag schaute Bürgermeister German Hacker vorbei. Er dankte dem Ehepaar Schürrle für die schöne Idee und insbesondere dem ehrenamtlichen Team für seinen Einsatz. Dass die Idee ankommt, war den überraschten Besuchern anzumerken, die am Eingang von Pfarrerin Karola Schürrle empfangen und gleich zum Rad’tsch-Mobil eingeladen wurden.
Auf einem Lastenfahrrad
Mit der kleinen Feier, bei der Pfarrer Oliver Schürrle und Pater Moison Michael um den Segen baten, wurde das Rad´tsch-Mobil in Betrieb genommen. Ein Team Ehrenamtlicher hat den mobilen Radanhänger zu einem mobilen Café umgebaut. Mit diesem neuen Projekt will die evangelische Kirchengemeinde Lebensfreude an unterschiedliche Orte in der Stadt bringen.
Unter der Federführung von Bernd Laska wurde das Radcafé entwickelt und im Eigenbau wurde ein Fahrradanhänger zur mobilen Theke und Verkaufsstand – ein Café inklusive kleiner mitgebrachter Tische und Stühle. Dahinter verbirgt sich technisch ein mobiles Lastenfahrrad, dessen Anhänger elektrifiziert wurde, damit man kein Radprofi sein muss, um die Fuhre zu bewegen. Immerhin wiegt der Aufbau einiges, denn die Zutaten umfassen nicht nur Stauraum für Tische, Stühle, Geschirr und Besteck, sondern unter anderem auch einen kleinen Kühlschrank und eine Mini-Spüle.
Im Team sind mit Wilfried Büttner, Peter Kelm, Ute Manz, Wolfgang Niewelt, Günter Sachs, Reinhard Schulz und Anna Vogt Personen aus Herzogenaurach, die wissen, wie man anpackt. In diesem Zusammenhang bedankte sich Pfarrer Oliver Schürrle nicht nur beim Team, sondern auch bei der evangelischen Landeskirche für den 80-prozentigen Zuschuss und bei der Stadt Herzogenaurach für die Erlaubnis zum Betrieb des Radcafés.