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Deal für 800 Millionen Euro
Von Adidas zu Nike: Im Netz hagelt es Kritik am DFB
Ausrüsterwechsel
Der DFB wechselt ab 2027 den Ausrüster: Von Adidas geht es dann zu Nike. // Arne Dedert/dpa
Herzogenaurach – Der Ausrüsterwechsel beim Deutschen Fußball-Bund von Adidas zu Nike ruft Kritik der Politik hervor. Und auch im Netz kochen die Emotionen hoch. 

Diese Nachricht hat in Fußball-Deutschland eingeschlagen, wie eine Bombe. Und in Franken ganz besonders, hat doch der jahrzehntelange DFB-Ausrüster Adidas seinen Firmensitz in Herzogenaurach.

Der Wechsel von Adidas zu Nike beim Deutschen Fußball-Bund ruft viel Kritik aus der Politik hervor. «Die Erfolgsgeschichte begann 1954 mit dem unvergessenen WM-Sieg, der unserem Land wieder Selbstbewusstsein gegeben hat. Deshalb ist es falsch, schade und auch unverständlich, dass diese Geschichte jetzt enden soll», schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitag auf X (früher Twitter). Das Nationalteam «spielt in drei Streifen - das war so klar, wie dass der Ball rund ist und ein Spiel 90 Minuten dauert», meinte der CSU-Politiker.

Der Deutsche Fußball-Bund lässt den Vertrag mit dem deutschen Dauerpartner Adidas auslaufen und wird von 2027 an vom US-Rivalen Nike ausgestattet. Diese einschneidende und vollkommen unerwartete Entscheidung hatte der DFB am Donnerstag verkündet. Die Partnerschaft mit dem US-Sporthersteller soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten. 

DFB-Präsident Bernd Neuendorf begründet den Wechsel von Adidas zu Nike so: "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen. Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen." Welchen Stellenwert der Deal mit dem Deutschen Fußballbund für Nike hat, ist bislang unbekannt. Weder auf X, Instagram oder Facebook noch auf seinem eigenen Presseportal hat sich der US-Sportartikelriese bislang zur Einigung offiziell geäußert. 


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Söder vermisst Geradlinigkeit beim DFB

«Deutscher Fußball ist Heimat pur - und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden», erklärte Bayerns Ministerpräsident Söder. Der deutsche Fußball sei immer auch «ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte» gewesen. Adidas hat seinen Sitz in Herzogenaurach im Freistaat Bayern.

Bayerns Sportminister: «Ein Armutszeugnis»

«Diese Entscheidung ist völlig unverständlich und geschichtsvergessen. Vom DFB würde ich schon ein Mindestmaß an Patriotismus erwarten. Die vielen Erfolge unserer Fußballer, beginnend beim Wunder von Bern über zahlreiche großartige „Schlachten“ bei Europa- und Weltmeisterschaften, sind untrennbar mit den drei Streifen verbunden», erklärte Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU). 

«Es ist ein Armutszeugnis, dass sich der DFB von dieser Tradition, von einem einheimischen fränkischen Unternehmen verabschiedet, um wegen ein paar Dollar mehr einem amerikanischen Sportausrüster den Vorzug zu geben. Bei allem Verständnis, dass Fußball heutzutage ein Milliarden-Geschäft ist, muss nicht überall die Tradition dem Geld weichen», meinte Herrmann. 

Wegen ein paar Dollar mehr? Einem Bericht des Handelsblatts zufolge kassiert der DFB von Nike pro Jahr 100 Millionen Euro - und damit doppelt so viel, wie Adidas bislang gezahlt haben soll. Acht Jahre - von 2027 bis 2034 - soll der Vertrag mit Nike laufen und sich somit auf 800 Millionen Euro summieren. Ein paar Dollar mehr wären nach Angaben im Handelsblatt-Artikel also das nette Sümmchen von 400 Millionen Euro.

Weitere Politiker steigen auf die Kritik am DFB ein

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bedauert das Ende der Ausrüster-Ära. «Aber wer schon mit dem Begriff ,National‘ haderte und sich lieber ,Mannschaft‘ nannte, geht auch hier den Weg konsequent und greift dort zu, wo das meiste Geld winkt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fans weiterhin patriotisch genug sind und weiterhin für die National-Mannschaft Eintritt bezahlen», sagte er dem «Fränkischen Tag».

Auch der deutsche Wirtschaftsminister, Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat sich eingeschaltet. Zur Nachrichtenagentur dpa sagte Habeck: „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht.“

Der hessische Ministerpräsident sieht es ganz ähnlich. "Gute Freunde kann niemand trennen - das war einmal", so Boris Rhein.

Und während sich die meisten noch mit der Entscheidung des DFB auseinandersetzen, nutzen die ersten die Gelegenheit schon, um den politischen Gegner zu attackieren. So zum Beispiel die Bundestagsabgeordnete Amira Mohamed Ali, die erst kürzlich von der Partei die Linke ins Lager von Sahra Wagenknecht gewechselt ist.

Weitere Stimmen aus dem Netz zum Nike-Deal des DFB

Thorsten Glauber (Freie Wähler), Bayerischer Umweltminister

Ruprecht Polenz, CDU-Bundestagsabgeordneter

Dorothee Bär, CSU-Bundestagsabgeordnete

André Herrmann, Comedian

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