Zum Spatenstich für die ökologischen Wohngebäude der St.-Nicolai-Höfe – unweit des Freibads – waren neben dem Projektanten Thomas Siebenhaar von ProjektBauart und seinen Mitarbeitern auch Bürgermeister Gerald Brehm (JL), Umweltminister Thorsten Glauber (FW), MdL Gabi Schmidt von den Freien Wählern und Stadtpfarrer Kilian Kemmer angetreten. Glauber händigte eine Anerkennungsurkunde für das „Höchstadter Leuchtturmprojekt“ aus. „Ein soziales Wohnkonzept mit Maßstäben“, nannte der Umweltminister das Vorhaben. Die soziale Bedeutung sah er darin, dass Betreuung älterer in der Nähe ihrer Familien und in einem guten Umfeld möglich wird.
Aus Holz wird erst Gas und dann Wärme
Zu den Nicolaihöfen gehören auch 36 geförderte Mietwohnungen und 21 frei finanzierte. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, so Glauber, sei eine Aufgabe des Staates, aus der er sich zeitweilig stark zurückgezogen hatte. Nun werde er ein „verlässlicher und kontinuierlicher Partner“ sein, nicht nur für das Höchstadter Leuchtturmprojekt. „Nachhaltig bauen ist wichtiger denn je“, sagte er und hob eine Handvoll Hackschnitzel auf. Das Energiekonzept der Nicolaihöfe sieht er als Kreislaufwirtschaft. Denn in der alten Holzvergasertechnik wird aus Holz eben Gas, durch das Wärme und über eine Turbine Strom erzeugt wird. Dass möglichst viel Regenwasser auf dem Grundstück gebunden wird – vor allem durch begrünte Dächer –, und der Überschuss auf dem Nachbargrundstück versickern kann, war ihm eine ausdrückliche Erwähnung wert. Als Architekt von Beruf wies er auch noch auf den Kreislauf aus Holz, Sand und Ton hin, den Grundmaterialien für Bausteine und Ziegel, die zum einen Speichermassen zur Wärmedämmung bilden, zum anderen recycelt und wiederverwendet werden können.
Die Caritas betreibt eine Tagespflege
Kemmer kam gleich in zwei Eigenschaften: als Grundstückseigentümer, aber auch als Vorsitzender der Caritas. Sie wird in einem der sechs Gebäude eine Tagespflege betreiben und für die Betreuung der Senioren in den 15 dafür vorgesehenen Apartments zuständig sein.
Was hat ein soziales und nachhaltiges Wohnprojekt mit einer Pfarrerstelle an der Schlosskapelle zu tun? Diese Frage wurde beim Spatenstich beantwortet. In Höchstadt, so erläuterte Kemmer, gibt es die Stiftung Nicolai-Beneficium. Sie ist schon fast 1000 Jahre alt, denn sie diente zum Unterhalt eines Pfarrers für die Schlosskapelle. Im Laufe der Zeit stifteten Höchstadter meist in Form von Grundstücken dazu. Aus Stiftungsmitteln wurde, so Kemmer, im 16. Jahrhundert das Spital gegründet und im 19. Jahrhundert die „Kinderbewahranstalt“.
Die Stiftung ist heute im Besitz etlicher Baugrundstücke, die sie aber nach dem Stiftungsgesetz nicht verkaufen darf. Schon vor rund 20 Jahren hat die Stiftung deswegen jungen Familien Bauland im Erbbaurecht zur Verfügung gestellt, so wie jetzt für die Nicolaihöfe. „Aber noch nie in dieser Größenordnung“, betonte Kemmer. Er freute sich, dass just am Kirchweihfest, das an den Bau des Gotteshauses erinnert, wieder „etwas aufgebaut werden kann – zum Nutzen von Menschen“.
Geplante Bauzeit zwei Jahre
„Es war ein Wunsch des Grundstückseigentümers, Nutzen zu stiften durch sinnvolle Bebauung“, hob auch Projektant Thomas Siebenhaar hervor. ProjektBauart hat schon in Coburg Erfahrungen mit nachhaltigem Bauen gewonnen. Er lobte die beteiligten Behörden, dass sie hier Vorschriften sinnvoll angewandt haben, und die innovative Technik wie das Holz-Blockheiz-Kraftwerk oder die PVT-Kollektoren auf dem Dach, durch die sowohl Strom wie Warmwasser erzeugt wird. Bürgermeister Brehm ist stolz auf das „grüne Vorzeigeprojekt“, das einstimmig den Stadtrat passierte. Er dankte den „wohlwollenden Nachbarn“, die unter anderem eine zweite Baustellenzufahrt zuließen.
In knapp zwei Jahren soll das Projekt bezugsfertig sein. Zum ihm gehören noch 15 Hotel-Apartments, die vom Arivao-Hotel Forchheim versorgt werden, und eine Mietgewerbefläche.