Vor fast genau einem Jahr rief Forstministerin Michaela Kaniber das Zukunftsprojekt „Der neue Frankenwald“ aus, um die dringend notwendige Wiederbewaldung der durch die Borkenkäferkalamität gezeichneten Flächen voranzutreiben. Auch das Forschungsprojekt zur Birkenmischsaat („BiMiSa“) wurde angestoßen, das durch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) koordiniert wird. Am Rennsteig nahe Steinbach am Wald wurde interessierten Waldbesitzern nun vorgeführt, wie die Birkenmischsaat vonstattengeht.
Flächen schnell wiederbewalden
Der Klimawandel und die damit verbundene explosionsartige Ausbreitung des Borkenkäfers haben dem Frankenwald arg zugesetzt: Große Teile der Fichtenbestände sind verschwunden, an ihre Stelle sind zum Teil große Kahlflächen getreten. Jens Haertel, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbacht: „Konkret gehen wir aktuell davon aus, dass wir im Landkreis Kronach allein rund 5000 Hektar haben, bei denen die Fichte quasi komplett verschwunden ist und der freie Boden vorherrscht.“ Wichtig ist, dass auf den Flächen schnellstmöglich wieder Bäume wachsen, mit dem Ziel, einen klimastabileren, zukunftsfähigen Mischwald entstehen zu lassen. Neben der Naturverjüngung und der Pflanzung funktioniert das auch über die Saat.
Die Mischung macht’s
Die Saat ist der Forstwirtschaft seit sehr langer Zeit als eine wichtige Methode der Waldbegründung bei Wieder- oder Erstaufforstung bekannt und steht auch am Anfang der forstlichen Nachhaltigkeitsüberlegungen. Mit dem Projekt Birkenmischsaat soll nun erprobt werden, inwieweit sich die Saat für eine Wiederaufforstung des Frankenwalds eignet.
Das Saatgut wird dabei sowohl unbehandelt sowie in Pelletform verwendet und ist auf die Verhältnisse vor Ort abgestimmt. Jens Haertel: „Die Birke ist eine sogenannte Pionierbaumart. Sie ist spezialisiert darauf, auf Freiflächen schnell und gut anzuwachsen und ist in der Forstwirtschaft seit Jahrhunderten bewährt. Im Saattopf sind aber auch noch Weißtanne, Douglasie, Lärche und Linde, um möglichst viele Baumarten auf die Fläche zu bringen.“
Vom „Harvester“ zum „Seeder“
Die Samen werden mit modernster Technik in den Boden gebracht. Ein vom Saatunternehmer Robert Schmidt entworfener Aufsatz macht aus einem Harvester sozusagen einen „Seeder“: Statt ausschließlich Bäume zu ernten und zurechtzuschneiden, kann die Maschine den Boden nun auch für die Saat vorbereiten und die Samen ausbringen. Dabei öff-nen zwei Scheiben am Aggregat die Erde, in die dann die Saatmischung automatisch verteilt wird. Robert Schmidt: „Die Doppel-U-Form der Saatrinne sorgt dafür, dass das Saatgut geschützt und beschattet ist.“ Das Säen selbst geht bei entsprechend vorbereiteter Fläche schnell: Auf jeder Seite der Rückegasse legt Harvesterunternehmer Andreas Truskaller im Abstand von zwei bis 14 Meter lange Saatrinnen an. Die bisherigen Erfahrungen insbesondere im Harz zeigen laut Schmidt: „Die Chance, dass die Saat aufgeht, ist hoch, da die Samen Zeit haben, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.“
Damit könnte die Saat eine gute Ergänzung zur Pflanzung sein, um den Frankenwald klimastabil und zukunftssicher umzubauen. Wie erfolgreich das Projekt Birkenmischsaat in Steinbach am Wald ist, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Für Joachim Klemmt, Leiter der Abteilung Waldbau und Bergwald bei der LWF, steht aber schon fest: „Durch dieses Projekt kommt ein Innovationsschub für ganz Deutschland aus dem Frankenwald.“