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Lichtspuren am Himmel?
ISS-Trümmer live verfolgen: Franken mögliches Absturzgebiet
ISS
Eine externe Palette mit ausgedienten Nickel-Wasserstoff-Batterien wird von einem Roboterarm der ISS freigegeben. Nach fast drei Jahren in einer Erdumlaufbahn tritt das Batteriepaket nun geplant in die Erdatmosphäre ein und soll dort größtenteils verglühen. // Nasa/dpa
Bad Kissingen – Trümmerteile eines Batterieblocks der Raumstation ISS treten in die Erdatmosphäre ein. Der Kreis Bad Kissingen liegt in einem Korridor für den potenziellen Trümmerregen. Lichtspuren des Phänomens könnten mit bloßem Auge zu sehen sein.

Update 8. März, 14.57 Uhr

Den Kurs des ISS-Batteriepakets verfolgen

Mit Spannung wird weltweit verfolgt, an welchen Koordinaten auf der Erde das ausgediente Batteriepaket der Internationalen Raumstation ISS letztlich in die Atmosphäre eintreten und verglühen wird. Nicht zuletzt, weil es nicht unwahrscheinlich ist, dass kleine Trümmerteile den Erdboden erreichen könnten. Auf folgender Internetseite können Sie den aktuellen Standort und Kurs des Weltraumschrotts verfolgen:

Livedaten des ausgedienten ISS-Batterieblocks


Der ursprüngliche Artikel vom 7. März

Dass die Trümmerteile der ISS ausgerechnet über Deutschland niedergehen, gilt als unwahrscheinlich. Ausgeschlossen ist es nicht. Das teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) übereinstimmend mit.

Teile des ISS-Batteriepakets können die Erdoberfläche erreichen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) verbreitete am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps eine amtliche Gefahreninformation, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering ist. «Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information», hieß es dort. Möglich seien aber «Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls». 


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Laut DLR könnte das Objekt nach Berechnungen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wird ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben. «Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können», teilte das Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde «derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen». 

Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld im ersten von drei Trümmerkorridoren

Bevor die Trümmerteile in die Erdatmosphäre eintreten, umkreisen sie noch mehrfach die Erde. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat eine Karte veröffentlicht, auf der drei Korridore eingezeichnet sind, die von einem möglichen Absturz der Trümmerteile über Deutschland betroffen sein könnten. Ein Korridor reicht von der Grenze zu Luxemburg im Westen bis in die Lausitz im Osten. Mittendrin: die beiden unterfränkischen Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Sollten die Teile tatsächlich in diesem Korridor niedergehen, geschieht das den Berechnungen zufolge am Freitag, 8. März, zwischen 16.51 Uhr und 16.53 Uhr. Dies ist der erste der drei möglichen Zeitkorridore.

Der zweite mögliche Zeitkorridor liegt zwischen 18.22 Uhr und 18.24 Uhr. Dieser reicht vom Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen bis in die Lausitz in Sachsen. Wenn sie bis dahin nicht abgestürzt oder verglüht sind, überfliegen die ISS-Trümmerteile zwischen 19.54 Uhr und 19.55 Uhr Deutschland ein weiteres Mal. Dann im äußersten Südwesten und Süden auf einer Strecke, die vom Schwarzwald bis in den Raum Garmisch-Partenkirchen reicht.

2,6 Tonnen schweres ISS-Batteriepaket

Das DLR teilt mit: «Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Diese ist nach aktuellem Stand allerdings mehr als unwahrscheinlich. Dennoch wird das Objekt eng überwacht.» 

Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt. Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten. Dort soll sie weitgehend verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher. 

Günstiges Wetter für Beobachtungen am Himmel

Sollte sich durch den Absturz des ISS-Batteriepakets ein sichtbares Himmelsphänomen über Unterfranken ergeben, so sind die Wetterbedingungen für die Beobachtung günstig. Das Onlineportal wetter.com meldet für den fraglichen Zeitraum gegen 17 Uhr am Freitag wolkenfreien Himmel. Ein kurzer Blick nach oben von Nordwest nach Nordost könnte sich zwischen 16.51 und 16.53 Uhr im nördlichen Unterfranken also lohnen.

Nach Einschätzung von Experten ist es möglich, dass Lichtspuren am Himmel beobachtet und vielleicht auch per Foto oder Video festgehalten werden können.  

Wieso kann man den Trümmerabsturz nicht genauer vorhersagen?

Es handelt sich bei dem Absturz des ISS-Batteriepakets um einen unkontrollierten Wiedereintritt. «Das Objekt wird allmählich durch die Atmosphäre abgebremst und verliert damit an Bahnhöhe», sagte der Leiter des Esa-Programms für Weltraumsicherheit, Holger Krag, gegenüber tagesschau.de.

Die große Unsicherheit komme daher, dass man nicht genau voraussagen könne, wie dicht die Atmosphäre sein wird. Vieles hänge in so einem Fall vom Zufall ab. Deshalb kann selbst wenige Stunden vor dem Eintritt der Trümmerteile in die Erdatmosphäre nicht genau vorhergesagt werden, wann genau der entscheidende Moment sein wird. «Man kann vielleicht einige Kontinente ausschließen, aber man kann die Vorhersage auf keinen Fall auf ein Land oder eine Stadt herunterbrechen», so der Weltraumexperte Holger Krag.

Wie läuft ein Wiedereintritt von Weltraumschrott ab?

«Das geht sehr schnell», sagt Krag über den Eintritt in die Atmosphäre. Ab einer Höhe von etwa 100 Kilometer finde der Eintritt in die Erdatmosphäre statt. Dann beginne das Objekt durch die hohe Belastung in Einzelteile zu zerfallen und zu verglühen. Ab diesem Moment bis zum potenziellen Aufschlag von Trümmerteilen auf den Erboden vergehen laut Experteneinschätzung etwa zehn Minuten.  «Der Batterieblock wird aber nicht als kompaktes Einzelteil auf ein ganz eng begrenztes Gebiet fallen, sondern das verteilt sich eher in einer längeren Trümmerschleppe. Man wird in dem betroffenen Gebiet eher alle 10 oder 20 Kilometer ein kleineres Teil erwarten», so Krag. 

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