Einen „runden“ Geburtstag hat der Gesangverein „Philharmonia“ 1893 Stangenroth zu feiern: vor 130 Jahren wurde er aus der Taufe gehoben. Ein Jubiläum feiert auch der Chor „Pro-Ton“, den es mittlerweile seit fünfzehn Jahren gibt und der sich großer Beliebtheit bei den Sängerinnen und Sängern erfreut. Anlässlich dieses doppelten Geburtstages wird am Samstag, 20. Mai, in der Rhönfesthalle ein Jubiläums-Liederabend veranstaltet. Beginn ist um 19.30 Uhr. Geplant sind Ehrungen, und es haben sich drei Gastchöre angekündigt. Das Motto lautet: „A Happy day…“
„Wo man singt, da lass’ Dich nieder“ – dieser Spruch, der damals wie heute aktuell ist, haben vielleicht auch die neun Männer im Hinterkopf gehabt, die sich im Jahr 1893 zusammenfanden, um einen Gesangverein ins Leben zu rufen. „Damals war es noch ein reiner Männergesangschor, heute singen selbstverständlich auch Frauen mit“, sagt Schriftführer Jürgen Schmitt, der sich intensiv mit der Historie des Vereins auseinandergesetzt hat.
Über die Gründerjahre wenig bekannt
Über die Gründerjahre der Philharmonia Stangenroth ist nur recht wenig bekannt. Die frühen Unterlagen und auch die erste Vereinsfahne aus dem Jahr 1894 fielen im Krieg den Flammen zum Opfer. „Das Gründungsjahr ist allerdings bekannt, ebenso die Namen der neun Gründungsmitglieder“, so Schmitt.
In den ersten Jahren wurde sehr engagiert gesungen, der Erste Weltkrieg brachte jedoch das Vereinsleben zum Erliegen. Die, die den Kriegswirren entrinnen konnten, nahmen aber bald das Singen wieder auf. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg, und die Aufbauarbeit war schon wieder dahin.
„Beim Einzug der amerikanischen Truppen in Stangenroth verbrannten das gesamte Notenmaterial und das Protokollbuch. Die Fahne konnte nur noch schwer beschädigt geborgen werden“, erklärt Schmitt. Die die Begeisterung für den Gesang blieb erhalten, und so entwickelte sich der Verein stetig weiter, was sich auch an der steigenden Zahl der aktiven und passiven Mitglieder zeigte.
Tolle Gemeinschaft
1950 hatte man 54 aktive und acht passive Mitglieder in den Reihen des Vereins. „Bereits 1936 trat der Verein dem Fränkischen Sängerbund bei und 1948 hatten wir unseren ersten Auftritt zum Weihnachtskonzert in der Kirche“, kann sich der langjährige Vorsitzende Erich Metz noch gut erinnern. Er hat 66 Jahre aktiv mitgesungen und war 36 Jahre lang Vorsitzender. 2006 wurde er aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. „Es war eine wunderbare Zeit, geprägt von der Freude zum Gesang und geleitet von großem Gemeinschaftsgefühl“, so Metz. Doch nicht nur dem Gesang, auch der Aufführung von Theaterstücken widmeten sich die Mitglieder der „Philharmonia“. 1953, pünktlich zum 60-jährigen Vereinsjubiläum, wurde die neue Vereinsfahne eingeweiht.
Seit den 40er Jahren waren Lehrer aus Stangenroth Chorleiter. Diesen Posten übernahm von 1963 bis 1995 Kurt Rothaler. Er war sehr erfolgreich und wurde schließlich zum Ehrenchorleiter ernannt. 1996 übernahm Elmar Brehm aus Burkardroth, seit 2015 hat Magdalena Schatz aus Heiligkreuz die Chorleitung inne.
Zelter Plakette
Besonders stolz sind die Mitglieder darauf, dass der Verein 1996 für nachgewiesene 100 Jahre Chorgesang mit der die Zelter-Plakette ausgezeichnet wurde. „Bei unserem 100-jährigen Jubiläum haben wir aber gemerkt, dass die Sangeskraft des bis dahin reinen Männerchores nicht mehr stark genug war“, erzählt Erich Metz. Kurzerhand beschloss man, auch Frauen zuzulassen. Bereits 1994 hatte man den ersten Auftritt als gemischter Chor.
Sinkende Mitgliederzahlen
Leider sanken die Mitgliederzahlen, „wir mussten uns etwas einfallen lassen, um den Chorgesang im Ort aufrechtzuerhalten“, erinnert sich die damalige Vorsitzende Annegret Winter zurück. Flugs rief man Anfang 2008 einen Projektchor ins Leben. „Zwölf Frauen und drei Männer folgten dem Aufruf, und noch im gleichen Jahr entwickelte sich der „Pro-Ton“-Chor“, so Jürgen Schmitt. Heute singen hier 20 Sängerinnen und Sänger im Alter von 18 bis über 60 Jahre mit. Dort wird ein breites Spektrum an Liedgut abgedeckt. Kirchen- und Marienlieder werden hier ebenso gesungen wie Gospel und moderne Pop-Lieder. „Wir können zu vielen verschiedenen Anlässen auftreten“, so Schmitt.
„Dass wir Magdalena Schatz als Chorleiterin gewinnen konnten, war ein echter Glücksgriff“, freut sich der Schriftführer. „Sie versteht es immer wieder, die Sängerinnen und Sänger mitzureißen und ihnen die Freude und Spaß am Chorgesang zu vermitteln“.
Auflösung in 2014 aus Altersgründen
Doch 2014 musste der Traditionschor „Philharmonia“ aufgelöst werden. „Auch durch einige Sterbefälle bedingt war der Chor kaum noch auftrittsfähig“, sagt Schmitt im Rückblick. Doch der Chor Po-Ton besteht weiter und erfreut sich großer Beliebtheit. „Die Teilnahme an Stimmbildungskursen der eifrigen Sängerinnen und Sänger, eine hervorragend arbeitende Vorstandschaft sowie eine sehr engagierte Chorleiterin sind die Garanten des Erfolgs“, fasst Schmitt zusammen.
Lust, mitzusingen?
Wer Lust hat, mitzusingen, der hat in der Regel jeden Donnerstag von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Rhönfesthalle dazu Gelegenheit. Weitere Infos gibt es bei Vorsitzenden Johannes Rothaler unter Tel. 09734/931 315.
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