Der Fasching hat ihnen gefehlt. Das war der Ha-Ka-Ge-Prunksitzung in der Saaletalhalle deutlich anzumerken. Ob Akteure oder Publikum, ob klein oder groß, Ausgelassenheit und fröhliche Stimmung waren zulange verbannt, Prinz Karneval musste dem neckischen Treiben zulange versagen. Deshalb hatten sich die Narrenstrategen vorgenommen, mit einem Paukenschlag ihre Regentschaft wieder zum Leben zur erwecken.
29 Faschingskinder
Schon die Faschings-Kids, die Purzel-Garde, verliehen dieser Absicht eingangs mit einer Dance-Vorstellung Ausdruck und ernteten dafür brausenden Beifall. Angesichts 29 junger Bühnen-Eleven sollte der Ha-Ka-Ge um Nachwuchs nicht bange sein. Auch die Präsidentengarde bot mit ihrem „Ab in den Süden“ eine spritzige Performance, die die Urlaubslust so richtig weckte. Ein Gastgeschenk, der Gardetanz der Untererthaler Karnevals-Gesellschaft UKG, passte mit einer sehenswerten Aufführung nahtlos in diesen Rahmen.
Bekannteste Putzfrau Bayerns
Die nachfolgende Bütt-Kanone kannte das Publikum aus der „Fastnacht in Franken“ - Ines Procter - die Reinigungskraft. „Putzen ist nicht das Leben“, bekannte sie. Deshalb befasst sie sich auch mit aktuellen Themen, zum Beispiel Stromsparen. Dies sei doch einfach, meinte der Büttenstar in Erinnerung an ihre Jugend. „Schon damals haben wir Straßenlampen kaputt getreten, damit uns keiner sieht“. Wer die Veitshöchheimer Fastnacht verfolgt hatte, kannte die Gags, die auch in der Hammelburger Bütt das Zwerchfell herausforderten.
Eusenheimer gern gesehene Gäste
Lubber und Babbo sind bei der Ha-Ka-Ge gerne gesehene Gäste. Blödelei und Nonsens sind die Trümpfe der zwei Schwappacher. Sie traten als Geheimagenten auf, allerdings aus verschiedenen Jahrhunderten – was hin und wieder zu eigentümlichen Ergebnissen führte. Den launigen Abend mit viel Gesang rundeten die Eusenheimer Musikanten ab. Sie sind seit Jahren die von heimischen Narren bevorzugte Band, die die musikalischen Wünsche den Gästen von den Lippen ablesen. Macht ja nichts, wenn der Refrain eines Faschings-Songs 14 mal wiederholt wird. „Die Leut´ freue sich halt“.
Lieber Wein statt Wasser
Die besten Informationen - meist Gerüchte - gibt’s in der Kirchgasse. „Neulich beim Walz“ heißt die Tratsch-Bude, in der sich Julia Keidel, Sebastian Kleinhenz und Eva Schiffner treffen und sich „einschießen“ - besonders auf die Stadt. Die Nutzer des neuen Fitness-Studio „Go fit“ stachen ihnen ins Auge. Seitdem der Mucki-Laden öffnete gibt’s kaum noch Parkplätze für Einkaufskunden, jammerte das Trio, um sogleich die Bahnhofstraße unter die Lupe zu nehmen. Der noch nicht installierte „Wasserkreislauf-Brunnen“ sei abscheulich und habe keinen Bezug zu Hammelburg. Einige Weinkisten wären angebrachter, hieß es.
Polizei als Geisterfahrer
Die noch in der Probephase befindliche Bahnhofstraße ist als Einbahn-Strasse noch nicht bei allen Motorisierten durchgedrungen. Selbst das Müllfahrzeug und die Polizei sollen als „Geisterfahrer“ erspätht worden sein. Dem Bürgermeister wurde empfohlen, seine Tests für Amtsleiter-Kandidaten herunterzufahren. Dann bliebe vielleicht auch der eine oder andere. Aktuell sind noch zwei im Gespräch, einer ähnelte einem Affen.
Übertragung ins Internet
Bürgermeister Armin Warmuth freute sich, dass die Sitzung auch auf einem Internetkanal übertragen wurde. „Ich mache mir jedoch schon Sorgen, wo ich Geld fürs Bürgerhaus kann borgen“, räumte er reimend ein. Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher konterte den „on air“-Fasching, den es am Faschingssonntag - mit entsprechender Predigt - auch in der Kirche gebe, eventuell sogar bei Radio Vatikan.
Zugabe von der Garde gefordert
Für zwei Highlights forderte das Narrenvolk Zugaben. Dies waren der schmissige, exakte Gardetanz der Schlossgarde - eine echte Werbung für die HaKaGe und die akrobatisch-exotische Präsentation von Aladin und Jasmin, des Tanzpaars aus Ebenhausen, nach Jazz-Rhythmen. Marc Scheller als praktizierender Arzt mit neuem Gebiss, reichte nicht ganz an den Erfolg heran, den er als Hausmeister Hans hatte. Die „Brösel-Bande“, das UKG-Männerballett, gaben als Super-Marios ihren sportlichen Einstand.
Christoph Maul, Profi-Lästerer
Christoph Maul trägt seinen Namen zu Recht. Der Bütt-Lästerer von der Fastnacht in Franken ist hinreichen dafür bekannt, dass er sich die „Mächtigen“ vornimmt – so auch den Bürgermeister und den Pfarrer. Überaus erfreulich, dass die Heimischen einen solchen Hochkaräter wieder in die Saalestadt locken konnten .
Den Schlusspunkt, der gleichzeitig den absoluten Höhepunkt markierte , setzte die HaKaGe-Showtanzgruppe mit einer geheimnisvollen, afrikanisch anmutenden Tanz-Darbietung. Dem Zauber dieser prächtigen und eindrucksvollen Gala konnte sich wohl keiner entziehen, wie die standing ovations vermuten ließen.