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Heimische Tiere und Pflanzen
So gewinnt eine Fuchsstädterin mit ihrem Garten Preise
Veronica Müller vor einem ihrer vielen Gartenprojekte.
Veronika Müller vor einem ihrer vielen Gartenprojekte. // Jürgen Wittrin
In der Einfahrt der Familie Müller werden Besucher und Vorbeikommende bereits auf den Naturgarten aufmerksam gemacht. Direkt hinter den Hinweisschildern beginnt auch bereits der Garten.
In der Einfahrt der Familie Müller werden Besucher und Vorbeikommende auf den Naturgarten aufmerksam gemacht. Direkt hinter den Hinweisschildern beginnt auch bereits der Garten. // Jürgen Wittrin
Fuchsstadt – Veronika Müllers Garten ist nicht nur schön, sondern auch ein Schutzraum für bedrohte Arten. Die junge Mutter erzählt über ihr Umdenken und was sich seitdem in ihrem Garten getan hat.
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Veronika Müller hat ihre große Leidenschaft gefunden: Sie investiert viel Zeit in ihren Garten, der etwa 3000 Quadratmeter groß ist. Doch ihr geht es nicht nur um einen ästhetischen Rückzugsort, sie will darüber hinaus heimische und vom Aussterben bedrohte Arten schützen.

Bereits in der Einfahrt macht sich bemerkbar, dass Müllers Arbeit sich auszahlt: Verschiedene Zertifikate zeichnen ihr Naturreich als Naturgarten aus, der die biologische Vielfalt fördert.

Der Bezug zur Natur war schon immer da, wie Müller erzählt. Sie kommt ursprünglich aus Ostheim, als Tochter eines Landwirts hat sie früh viel Zeit im Grünen verbracht. Immer schon hat sie gerne kleine Tiere und Pflanzen fotografiert. Beruflich wählte sie jedoch einen anderen Weg: Als gelernte Wirtschaftsfachwirtin arbeitete sie im Automobilbereich. Dort hat sie auch ihren Mann Julian kennengelernt. 2019 zog das Paar in das Haus in Fuchsstadt.

Das große Umdenken

Der Grundstein für ihren Naturgarten wurde 2023 gelegt. Damals war Müller schwanger und beschäftigte sich gedanklich immer mehr mit Pflanzenschutz. Auf Facebook wurde sie erstmals für das Thema sensibilisiert, hat dann viel gelesen und dazugelernt. Heute kennt die Hobbygärtnerin zahlreiche Artenbegriffe – auch die lateinischen Namen, denn sonst kann es zu Verwechslungen kommen. Ihre Pflanzen kennzeichnet sie, steht ein „G“ auf dem Namensschild, ist die Art gefährdet.

Veronica Müller kennzeichnet die gefährdeten Pflanzenarten in ihrem Garten mit einem großen "G".
Veronika Müller kennzeichnet die gefährdeten Pflanzenarten in ihrem Garten mit einem großen "G". // Jürgen Wittrin

Müllers erster Schritt in Richtung Naturgarten war ein Magerbeet, das sie im Spätsommer 2024 anlegte. Ein nährstoffarmer Boden fördert nämlich die Artenvielfalt, da dafür spezialisierte Pflanzen weniger mit anderen Arten konkurrieren müssen. Müller hat damit also eine ökologische Nische geschaffen.

Veronica Müller hat in ihrem Garten eine Vielzahl an Beeten angelegt.
Veronika Müller hat in ihrem Garten eine Vielzahl an Beeten angelegt. // Jürgen Wittrin

Mittlerweile haben im Garten der Familie auch andere Projekte Einzug gehalten: etwa eine Sitzecke mit heimischem Fugengrün, ein Sumpffass und ein Käferkeller, der aus verschiedenen Baumstämmen besteht.

In den Baumstämmen können Insekten nisten.
In den Baumstämmen können Insekten nisten. // Jürgen Wittrin

Langfristig soll es im Garten der Müllers ausschließlich heimische Wildgewächse geben. Invasive Pflanzen entfernte die Hobbygärtnerin. Torf und Dünger kommen bei ihr gar nicht zum Einsatz. Zahlreiche Zöglinge warten darauf, eingepflanzt zu werden – insgesamt sind in der eigenen Anzucht über 100 verschiedene Pflanzenarten vertreten. Müllers Devise: „Jeder Quadratmeter zählt!“ 

Veronica Müller hat noch eine Vielzahl an Zöglingen, die verpflanzt werden sollen.
Veronica Müller hat noch eine Vielzahl an Zöglingen, die verpflanzt werden sollen. // Jürgen Wittrin

Gewinner bei „Deutschland summt“

Online erfuhr die junge Mutter von einem Wettbewerb und meldete sich ganz spontan in der Kategorie „Privatgärten groß“ an. „Deutschland summt“basiert auf einer Initiative der Stiftung für Mensch und Umwelt und zeichnet jährlich Privatpersonen, aber auch Kommunen und Schulen für artenreiche Grünflächen aus. Besonders geht es dabei um Bienenschutz.

„Als ich den Brief erhalten habe, dass wir in die nächste Runde kommen, habe ich schon alles erreicht, was ich wollte“, versichert Müller. Doch damit nicht genug: bei der Preisverleihung in Berlin Ende September wurde die dreiköpfige Familie doch tatsächlich mit dem ersten Platz ausgezeichnet, wie sie freudestrahlend erzählt.

Parallel nahm Müller beim gleichnamigen Fotowettbewerb teil und wurde mit dem 2. Platz belohnt. Sie erzählt: „Die Fotos sollten berühren. Und was berührt mich mehr als meine Tochter?“ Auf dem Bild ist ein Regenwurm auf der Hand der Zweieinhalbjährigen zu sehen.

Der 2. Platz beim Fotowettbewerb "Deutschland summt": Sandrinas Hand mit einem Regenwurm.
Der 2. Platz beim Fotowettbewerb "Deutschland summt": Sandrinas Hand mit einem Regenwurm. // Veronika Müller

Naturparadies für Tochter Sandrina

Müller ist überzeugt, dass das Aufwachsen mit einem solchen Garten für ihr Kind positiv ist. Wenn auch neugierig, ist ihre Tochter Sandrina ganz behutsam im Umgang mit kleinen Tierchen, etwa wenn ein Marienkäfer über ihre Hand krabbelt. „Wir waren unterwegs und auf einmal entdeckt Sandrina eine Wanze, die ich selbst übersehen habe. Dann sind wir in die Hocke und haben das Tierchen ein wenig beobachtet. Andere Passanten mussten einen kleinen Bogen um uns machen“, erzählt die Mutter und lacht.

Für Müller ist klar: „Der Garten ist mein Hobby. Priorität hat immer meine Familie.“ Mit einem Kleinkind bleibe nicht oft Zeit übrig. Dennoch kommt Müller immer wieder auf mehrere Stunden täglich, die sie in den Naturgarten investiert. Gerne nutzt sie die Zeit, wenn Sandrina schläft, um noch mehr über Artenschutz zu lernen.

Handy kommt zum Einsatz

Zum Dokumentieren sowie zur Pflanzen- und Insektenbestimmung nutzt die Hobbygärtnerin verschiedene Apps. Das Handy ist für sie ebenfalls wichtig, um ihr Wissen zu teilen: „Ich hoffe natürlich, dass das Thema viele Leute ansteckt.“ Deswegen informiert Müller auf ihrem Instagram-Account, postet etwa, welche Arten gefährdet sind oder wenn sie ein bedrohtes Insekt in ihrem Garten beobachten konnte.

Für den „Tag der offenen Gartentür“ im Sommer bereitete sie laminierte Infoblätter vor und erklärte Interessierten ihre verschiedenen Projekte. Insgesamt habe die Familie an diesem Tag 800 Besucher im Garten empfangen.

Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit

Für die kommenden Monate ist es wichtig, Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten zu schaffen. Dafür kommen Totholz, aber auch verwelkte Blüten oder Laubhaufen infrage.

Eine Biene macht sich im Garten von Veronica Müller auf die Suche nach Nahrung. Im Oktober konzentrieren sich Bienen darauf, Futtervorräte einzulagern, Nektar und Pollen von Spätblühern wie Efeu zu sammeln und sich auf den Winter vorzubereiten. Temperaturen über 10 °C ermöglichen noch Flugaktivitäten.
Eine Biene macht sich im Garten von Veronica Müller auf die Suche nach Nahrung. Im Oktober konzentrieren sich Bienen darauf, Futtervorräte einzulagern, Nektar und Pollen von Spätblühern wie Efeu zu sammeln und sich auf den Winter vorzubereiten. Temperaturen über 10 °C ermöglichen noch Flugaktivitäten. // Jürgen Wittrin

Ebenfalls in der kommenden Zeit für Müller relevant: Ihr Reich im Grünen verdoppelt sich. Eine Waldfläche von 3200 Quadratmeter, die direkt an den jetzigen Garten angrenzt, wird bald dazugehören.

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