0
Überraschung
Dieser Dachbodenfund stellt sich als kleiner Schatz heraus
Mit ein wenig Silberputzmittel bringt Oswald Purucker die Engel-Leuchter wieder zum Strahlen.
Mit ein wenig Silberputzmittel bringt Oswald Purucker die Engel-Leuchter wieder zum Strahlen. // 
Signet des Fränkischen Tags von Oswald Purucker
Marktleugast/Marienweiher – Manches ruht Jahrzehnte im Dunkeln. So auch die beiden Fundstücke, die jetzt wieder an ihren angestammten Platz zurückkehrten konnten. Was es damit auf sich hat.

Zwei alte Engel-Leuchter wurden vor einiger Zeit bei einer Haushaltsauflösung in Marktleugast entdeckt, und aus diesem Fund entwickelte sich eine spannende Geschichte. Zusammen mit anderen geschichtlichen Aufzeichnungen übergaben die Finder diese Engel an Kirchenführer Oswald Purucker, um die Herkunft zu prüfen und um eventuell einen passenden Platz für sie zu finden.


+++ Bleiben Sie mit der Bayerischen Rundschau auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++


Im ersten Moment wirkten die beiden blechernen und später auf Strom umgerüsteten Leuchter recht unbedeutend. Trotzdem machte sich Purucker ans Werk und versuchte, die beiden Objekte mit etwas Silberputzmittel wieder zum Strahlen zu bringen.

Er staunte nicht schlecht, als er am Fuß der Engel zwei kleine Punzen bemerkte. Eine mit der Zahl 13, die zweite mit den Buchstaben CR. Schnell fand er heraus, dass in Deutschland der Silbergehalt bis 1868 in Lot angegeben wurde, wobei 12 Lot und 13 Lot die üblichen Feingehalte waren.

So sah einer der Engel vor der Reinigung aus.
So sah einer der Engel vor der Reinigung aus. // 

Die 13 stand also für einen Silbergehalt von 812,5/1000 und so handelte es sich nicht um Blech, sondern um fast reines Silber. Zur Kontrolle machte er dann noch einen Test mit einem Magneten. Tatsächlich, das Material war nicht magnetisch.

Was bedeuteten aber die beiden Buchstaben? Neben einer Meistermarke könnten die Buchstaben auch für das Jahr der Herstellung stehen. Sowohl das C für 1761, als auch das R für 1775. Genau in dieser Zeit wurde der Hochaltar in Marienweiher umgearbeitet und später in die St. Bartholomäus-Kirche nach Marktleugast gebracht. Marienweiher erhielt damals einen neuen Altar.

Einst Schmuck am Gnadenaltar

Dass die beiden Engel tatsächlich einmal den Gnadenaltar in der Wallfahrtsbasilika schmückten, fand der belesene Wallfahrtsführer beim Studium eines kleinen Kirchenführers aus dem Jahre 1978 heraus, der damals schon in der dritten Auflage erschienen war.

Darin war der Hochaltar abgebildet und das Gnadenbild umrahmt von sieben ovalen, silbernen Kerzenleuchtern, und zu Füßen der Muttergottes standen links und rechts diese beiden Engel und rundeten mit ihren Kerzen den Lichterkranz ab. Somit waren nun die Engel da, aber wo waren die Leuchter?

Zu Füßen der Muttergottes standen die Engel um 1975 am Gnadenbild des Hochaltars in der Wallfahrtsbasilika.
Zu Füßen der Muttergottes standen die Engel um 1975 am Gnadenbild des Hochaltars in der Wallfahrtsbasilika. // Oswald Purucker

Ein Anruf beim langjährigen Kirchenpfleger und bis heute tätigen Mesner brachte Licht in die Angelegenheit. Mit Blick auf das 800-jährige Kirchenjubiläum wurde die Wallfahrtskirche von 1984 bis 1986 einer aufwendigen Gesamtrenovierung unterzogen, die auch die Altäre umfasste.

Der mit elektrischen Kerzen ausgestattete Lichterkranz entsprach nicht mehr den technischen Anforderungen, wurde abgebaut und kam auf den Speicher.

Mesner Friedbert Kolb und Kirchenführer Oswald Purucker freuen sich, dass nun nach über 40 Jahren die beiden Engel den Weg zurück in die Basilika gefunden haben. Sie holten sogar noch einmal die vorhandenen sieben Kerzenleuchter hervor und durften feststellen, dass hier, wie auf den großen Deckenfresken von Antonio Nave, fünf Szenen des freudenreichen Rosenkranzes abgebildet sind.

Dazu komme eine besondere Abbildung von „Mariä Himmelfahrt“: Drei Männer sitzen vor dem offenen Grab, und Maria steigt in den Himmel auf. Auf der letzten Scheibe ist Maria als Himmelskönigin auf der Erdkugel stehend abgebildet.

Beide würden sich nun freuen, wenn das gesamte Ensemble eines Tages eine Renaissance erleben würde, so wie vor einigen Jahren der Egerer Fahne wieder große Beachtung geschenkt wurde. 

Inhalt teilen
  • kopiert!