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Gegenwind für die Windkraft
Hitzige Debatte um geplante Windkraftanlagen in Ebensfeld
Bürgermeister Bernhard Storath bei seinen Ausführungen.
Wie stehen die Ebensfelder Bürgerinnen und Bürger zu den Windkrafträdern? Unter anderem diese Frage sollte bei einer Informationsveranstaltung in Birkach geklärt werden. Bürgermeister Bernhard Storath führte durch die Versammlung. // Jochen Hümmrich-Welt
Signet des Fränkischen Tags von Jochen Hümmrich-Welt
Lichtenfels/Ebensfeld – Seit Jahren steht die Gemeinde Ebensfeld Kopf. Der Grund sind zwei Windkrafträder, die gebaut werden sollen. Gibt es einen Kompromiss, der die Gemüter beruhigen kann?

Eine Bürgerinformationsveranstaltung mit gut 120 Teilnehmern, Betroffenen der Ortsteile Birkach, Eggenbach, Freiberg, Erlhof, Messenfeld, Neudorf und Unnersberg über den von der iTerra energy Gmbh geplanten Bau zweier Windkrafträder hat im Ebensfelder Ortsteil Birkach stattgefunden. Die Leitung der Versammlung hatte satzungsgemäß der Bürgermeister von Ebensfeld, Bernhard Storath, inne.

Wie stehen die Ebensfelder Bürgerinnen und Bürger zu den Windkrafträdern? 

Nach Einreichung des Bauantrags beim Landratsamt Lichtenfels war die Gemeinde Ebensfeld, bei der die Planungshoheit liegt, als „Trägerin öffentlicher Belange“ einbezogen worden, um nach dem Baugesetzbuch (BauGH) über das „gemeindliche Einvernehmen“ zu entscheiden. Darüber soll in der nächsten Bauausschusssitzung und in einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung beraten bzw. entschieden werden. Darum diente die Informationsveranstaltung auch dazu, sich ein Stimmungsbild der Bevölkerung zu machen.

Eingeladen zu der Versammlung waren auch das Landratsamt als Genehmigungsbehörde, die entsprechende Abteilungsleitung der Regierung von Oberfranken sowie das beteiligte Unternehmen. Alle drei kamen dieser Einladung nicht nach: Das Landratsamt, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handle, die Regierung von Oberfranken aus prinzipiellen Gründen und das Unternehmen mit der Begründung, dass andernfalls die Situation vielleicht eskaliert wäre.

Zunächst erinnerte Bürgermeister Storath die Zuhörerinnen und Zuhörer an die Vorgeschichte seit der Festlegung des Windvorranggebiets 2014 im Zuge der Energiewende und zog die ernüchternde Bilanz, dass es nunmehr „eigentlich“ keine Einflussmöglichkeiten mehr gebe.

Bürgermeister Storath stuft Erfolgsaussichten für Klage als gering ein

Auch die Erfolgsaussichten einer Klage seien als sehr gering einzustufen, da immissionsschutzrechtliche Belange (Lärmschutz und Schattenwurf) Kindergärten und Schulen nicht, aber – wie in diesem Fall – lediglich ein Feuerwehrhaus beträfen. Ein möglicher Kompromiss wäre aus seiner Sicht eine kleinere Windkraft- oder auch eine Photovoltaikanlage. Die Verlegung der unterirdischen Stromkabel, so Storath weiter, könne problemlos unterhalb der öffentlichen Feldwege erfolgen, gegebenenfalls unter Heranziehung von Privatgrund.

Nach einer kurzen Pause gab der für die Umsetzung der Energiewende auf lokaler Ebene zuständige Vorstand des Regionalwerks Obermain, Markus Hausmann, einige Erläuterungen zum Stromtarif. Hausmann: „Die Energiewende ist zwar schon vollzogen, aber die Windräder und Photovoltaikanlagen, die es inzwischen gibt, sind noch nicht hinreichend vernetzt.“ Darum habe sich sein Unternehmen mit einem Tochterunternehmen des Bayernwerks zusammengetan.

Vorwurf: „undemokratischer“ Ablauf des Verfahrens Ebensfelder Windkrafträdern 

In der Diskussion wurde massive Kritik am „undemokratischen“ Ablauf des Verfahrens geübt, aber auch an der Einstellung Bürgermeister Storaths, nichts mehr gegen die geplante Errichtung der Windkrafträder unternehmen zu können. Eine Kritik freilich, die dieser entschieden zurückwies. Vor allem aber gab der Redner in einem längeren persönlichen politischen Statement seiner Befürchtung eines gesundheitsschädlichen Karbonabriebs Ausdruck, und warf dem Unternehmen reine Gewinnorientierung vor. Starke Kritik übte er auch am damaligen Atomausstieg von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Weitere Beiträge betrafen noch einmal die bevorstehende Gemeinderatssitzung, wobei die Relevanz der Abstimmung infrage gestellt wurde, den Ausbau der Wege, die Frage nach einer Veröffentlichung der Windmessungsergebnisse, eine demnächst in Coburg stattfindende Aufklärungsveranstaltung zum Thema Windenergie sowie den Vogelschutz.

Unterschriftenaktion gegen Bau der Windkrafträder in Messenfeld

Nach Ende der Veranstaltung wurde noch auf die Möglichkeit hingewiesen, sich in eine Unterschriftensammlung gegen den Bau der Windkrafträder einzutragen, und es wurde ein Zettelchen folgenden Wortlauts verteilt, verbunden mit der Aufforderung, seine Fragen und Anliegen unter Angabe seiner persönlichen Daten bis zum 10. Dezember per E-Mail an die Gemeinde Ebensfeld zu richten: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, da die Firma heute Nachmittag spontan abgesagt hat, möchten wir Ihnen hiermit die Möglichkeit geben, Ihre Anliegen und Fragen dennoch zu stellen. Wir hoffen auf eine zeitnahe Rückmeldung der Firma iTerra Energy und halten Sie über neue Entwicklungen informiert.“


Bürgerbegehren  „Vorranggebiet 100 – Messenfeld West“. 

Das Bürgerbegehren trägt den Titel „Vorranggebiet 100 – Messenfeld West“ und richtet sich gegen das Windkraftvorhaben in der Gemeinde. Vertreterinnen und Vertreter sind Marina Raab aus Ebensfeld, Thomas Meixner aus Messenfeld und Marion Damm aus Neudorf.

Gestartet wurde das Bürgerbegehren nach der Informationsveranstaltung am 4. Dezember 2025. Inzwischen sind 611 Unterschriften zusammengekommen, die dem Bürgermeister übergeben wurden.

Die Übergabe der Unterschriften: Marina Raab, Vertreterin des Bürgerbegehrens, und Bernhard Storath bei der Unterzeichnung der Bestätigung für den Erhalt der Unterschriftenlisten.
Die Übergabe der Unterschriften: Marina Raab, Vertreterin des Bürgerbegehrens, und Bernhard Storath bei der Unterzeichnung der Bestätigung für den Erhalt der Unterschriftenlisten. // Irene Zenk

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