Eine Woche vor dem diesjährigen Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) gibt es neuerliche Diskussionen um rechte Strömungen innerhalb des Dachverbands pflichtschlagender Studentenverbindungen. Auslöser sind Recherchen der Süddeutschen Zeitung. Demnach soll der CC die Ermittlungen zu einem Vorfall beim Pfingstkongress 2018 regelrecht blockiert haben. Damals hatte ein Mitglied des CC beim Betreten der Herrentoilette eines Lokals in Coburg „Heil Hitler“ gerufen.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung konnte der CC später zwar herausfinden, wer dieses CC-Mitglied war. Doch der Name sei nicht an die damals ermittelnde Staatsanwaltschaft weitergegeben worden – daraufhin wurde der Fall zu den Akten gelegt.
Darf sich der CC alles erlauben?
Masha Mertens, Sprecherin der „Initiative studentische Verbindungen“, erklärt dazu in einer Pressemitteilung: „Statt, wie versprochen, bei der Aufklärung behilflich zu sein, hat der CC alles getan, um die Aufklärung zu verhindern und den Tatverdächtigen geschützt. Das er die Streitigkeit lieber intern klärt, als dafür zu sorgen, dass der Täter vor Gericht kommt, zeigt erneut wie gefährlich das elitäre Selbstverständnis des CC ist. Das führt offensichtlich sogar dazu, dass der CC meint, für ihn gelten keine Gesetze und er dürfe sich in Coburg alles erlauben.“
Besonders brisant sei die Identität des mutmaßlichen Täters. Dabei handelt es sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung um einen amtierenden Richter aus Niedersachsen.
Appell an die Stadt Coburg
Die Initiative „Studentische Verbindung auflösen“ nimmt die neuen Recherchen der Süddeutschen Zeitung auch zum Anlass, um erneut an die Stadt Coburg zu appellieren: Eine finanzielle und logistische Unterstützung des Coburger Convents sollte „sofort“ unterlassen werden. „Wir wollen nicht, dass Coburg am Pfingstwochenende eine Wohlfühlzone für NS-Sympathisanten wird“, heißt es in einer Pressemitteilung. Und: „Wir fragen uns, was noch alles passieren muss, bis der CC sein Gastrecht und seine fragwürdigen Privilegien in Coburg verwirkt hat.“
Lesen Sie auch: