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Wandertagebuch
Von Nacktwanderern und Heide-Bullis
BR-Reporterin Christine Fischer im Gespräch mit Wanderern aus Sachsen und Thüringen,  denen der Kulmbach-Teddy an ihrem Rucksack aufgefallen war.
BR-Reporterin Christine Fischer im Gespräch mit Wanderern aus Sachsen und Thüringen, denen der Kulmbach-Teddy an ihrem Rucksack aufgefallen war. // Sandra Zeitler
Kulmbach – Zwei Superlative und viele interessante Begegnungen hält Tag 3 auf dem Heidschnuckenweg für die Wanderinnen Christine Fischer und Sandra Zeitler bereit.

Die erste (und wichtigste) Erkenntnis an Tag 3 auf unserer Heidschnucken-Wanderung lautet: Es ist erstaunlich, wie regenerationsfähig der menschliche Körper ist. Mit den letzten Kraftreserven hatten wir uns (und unsere je gut zehn Kilogramm schweren Rucksäcke) am Vorabend nach der zweiten Ü-30-km-Tour innerhalb von nur zwei Tagen in unser Hotel in Undeloh geschleppt und die in Mitleidenschaft gezogenen Muskeln, Knöchel und Achillessehnen versorgt. Eine erholsame Nacht und ganz viel Blasenpflaster später sind wir am nächsten Morgen wieder fit und startklar.

Das schwarze „H“ leitet uns den Weg, das kleine „h“ markiert Schleifen des Hauptweges.
Das schwarze „H“ leitet uns den Weg, das kleine „h“ markiert Schleifen des Hauptweges. // Christine Fischer

Die Rugendorferinnen sind auf der „Königsetappe“

Und gar nicht böse, dass an diesem Tag „nur“ 14 Kilometer anstehen (Überraschung: Es werden dann doch wieder etwas mehr, nämlich 17.) Diese offiziell vierte Etappe des Heidschnuckenwegs von Undeloh nach Niederhaverbeck heißt nicht umsonst „Königsetappe“. Denn sie kann gleich mit zwei Superlativen aufwarten: wir durchwandern auf dieser Strecke nicht nur das Herz der Lüneburger Heide und damit das größte zusammenhängende Heidegebiet Mitteleuropas, sondern erklimmen dazu noch die höchste Erhebung der ganzen Tour, den Wilseder Berg mit für norddeutsche Verhältnisse stolzen 169 Metern, über die wir Frankenwälderinnen natürlich nur müde lächeln können.

Auf dem Wilseder Berg,  der höchsten Erhebung des gesamten Heidschnuckenwegs.
Auf dem Wilseder Berg, der höchsten Erhebung des gesamten Heidschnuckenwegs. // Christine Fischer

Das Rundum-Panorama auf Heidelandschaft bis zum Horizont ist trotzdem gigantisch. Ein Klangteppich aus emsigem Bienensummen ist auf dem Weg durch das lila schimmernde Blütenmeer unser ständiger Begleiter. Ebenso die Sonne, die knallheiß vom wolkenlos Himmel brennt.

Wanderinnen genießen die typische Buchweizentorte

Jeden der wenigen Bäume und Sträucher entlang des Sandpfades nutzen wir dankbar für eine Trinkpause im Schatten. In einem netten Gartencafé in Wilsede stärken wir uns mit der für die Region typischen Buchweizentorte, die frei herumlaufenden Hühner picken unterm Tisch währenddessen die herabgefallenen Kuchenkrümel auf.

Pferdekutschen sind in den Heide-Dörfern das beliebteste Fortbewegungsmittel.
Pferdekutschen sind in den Heide-Dörfern das beliebteste Fortbewegungsmittel. // Christine Fischer

Wilsede ist ein idyllisches Dorf, lediglich eine Handvoll Häuser mitten in der Lüneburger Heide, und wirkt wie aus der Zeit gefallen. Asphaltierte Straßen gibt es nicht, nur staubige Sand- und Pflastersteinwege, das bevorzugte Fortbewegungsmittel sind Pferdefuhrwerke.

Nacktwanderer bei Undeloh

Viele faszinierende Eindrücke gibt es auf dieser Etappe zu verarbeiten. Als Bonus sozusagen kommen die besonderen Begegnungen am Wegesrand noch oben drauf. Da wären zum Beispiel die Nacktwanderer, die auf einem ausgewiesenen Naturistenwanderweg bei Undeloh seit einigen Jahren ihrer Leidenschaft für Freikörperkultur nachgehen können. Beim ersten unbekleideten Passanten reiben wir uns noch etwas verwundert die Augen, beim zweiten „Adam“ waren wir dann Dank einer schnellen Internet-Recherche schon gewappnet (Beweisfotos gibt es aus Datenschutzgründen Gründen nicht .

Eindrücke aus der Lüneburger Heide
Eindrücke aus der Lüneburger Heide // Christine Fischer

Oder Hinni, den wir mit seinem liebevoll restaurierten Heide-Bulli „Karl“ auf einem Parkplatz antreffen, wo er auf die nächste Touristen-Gruppe wartet, die er dann stilecht auf Schaffell-Sitzen durch die Heide chauffiert. Er macht uns bereits nach dem ersten Satz als Fränkinnen aus, immerhin kennt er sich aus, sein Sohn lebt nämlich mittlerweile in Forchheim.

Hinni mit seinem Heide-Bulli „Karl“
Hinni mit seinem Heide-Bulli „Karl“ // Christine Fischer

Thüringern fällt Kulmbach-Teddy auf

Wenige Kilometer weiter werden wir von drei Wanderern aus Thüringen angesprochen, denen unser Kulmbach-Teddy hinten am Rucksack aufgefallen ist. Auch sie identifizieren sofort unseren Dialekt mit dem verräterischen, rollenden „R“ und sagen dann – wie alle, denen wir verraten, woher wir stammen: „Ach, da kommt doch das Kulmbacher Bier her!“

Das Heide-Dorf Wilsede ist wie ein einziges Freilichtmuseum.
Das Heide-Dorf Wilsede ist wie ein einziges Freilichtmuseum. // Christine Fischer

Viele fragen im Vorbeigehen, ob wir wohl auf dem Heidschnuckenweg unterwegs sind, wie weit wir noch laufen müssen oder erzählen uns, dass sie diese Tour vor ein paar Jahren auch gemacht haben. Oder bieten an, uns zu fotografieren.

Das Heide-Dorf Wilsede ist wie ein einziges Freilichtmuseum.
Das Heide-Dorf Wilsede ist wie ein einziges Freilichtmuseum. // Christine Fischer

Auf Redakteurskollegen vom „Hamburger Abendblatt“ getroffen

So wie der nette Redakteurskollege vom Hamburger Abendblatt, den wir auf dem Wilseder Berg kennen lernen. Wir berichten ihm von unserem Wandertagebuch und Instagram-Kanal, er gibt uns noch eine kurze Einführung in die verschiedenen Begrüßungsvarianten mit „Moin!“ und verabschiedet sich dann mit einem typisch norddeutschen „Tschühüß!“. In diesem Sinne – bis demnächst.

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