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Meinung
Über Ja-Sager und Nein-Sager
Mobbing - mitmachen oder nicht? Mit dieser Frage setzten sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 7d des Ernestinums in Coburg beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung 2025 auseinander.
Mobbing - mitmachen oder nicht? Mit dieser Frage setzten sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 7d des Ernestinums in Coburg beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung 2025 auseinander. // Arnel Shemonski
Signet des Fränkischen Tags von KLARTEXT!-Schüler*innen
Coburg – Viele kennen es: Aus einer Gruppe kommt der Vorschlag, etwas zu machen, was man selbst überhaupt nicht befürwortet.
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 Einen Mitschüler zu mobben, zum Beispiel. Doch es fällt schwer, offen dagegen zu sein. Man fühlt sich gedrängt, an der Aktion teilzunehmen. Man befürchtet, dass man nicht mehr zur Gruppe gehört, zum Spielverderber oder gar Außenseiter oder im schlimmsten Fall zum nächsten Mobbingopfer wird, wenn man „Nein“ sagt. Man will die anderen ja nicht enttäuschen. In der Kindheit lernen viele von den Eltern, immer brav zu sein und zu machen, was Mama und Papa wollen. Nein-Sagen fühlt sich deshalb fast wie ein Regelbruch an.

Aber: „Nein“ sagen ist für den Zusammenhalt in einer Gruppe oder in der Gesellschaft wichtig, denn jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern. Man muss Gegenstimmen akzeptieren. Mitläufer nutzen der Gruppe wenig. Ein ehrliches Nein verschafft Respekt in der Gruppe und verhindert Missverständnisse oder unausgesprochene Konflikte. Vielleicht schließen sich andere dem Nein-Sager an, wenn sie dessen Meinung teilen. So entsteht ein gesünderes Miteinander, das von Respekt geprägt ist, statt eines Gegeneinanders. Zusammen kann man eine Lösung finden, wenn es unterschiedliche Ansichten gibt. So ist es auch in unserer Demokratie. Zur Demokratie gehören Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit. Gegenstimmen gehören dazu, sonst wäre es eine Diktatur. Nur wer „Nein“ sagt, schützt seine Bedürfnisse und zeigt Grenzen auf. Ständiges Ja-Sagen führt zu Manipulation und Ungleichheit.

Den Mut aufbringen, „Nein“ zu sagen

Wie aber kann man den Mut aufbringen, „Nein“ zu sagen? Man braucht ein gutes Selbstvertrauen und muss sich bewusst sein, dass man nicht für die Gefühle, das Glück und die Wünsche der anderen verantwortlich ist. Wer „Nein“ sagt, ist kein Egoist. Die eigenen Bedürfnisse und Ansichten sind nämlich nicht weniger wert als die der anderen. Man muss sich klar machen, wozu man „Ja“ sagen würde, wenn man nicht „Nein“ sagt. Wer immer nur „Ja“ sagt, läuft Gefahr, sich selbst zu verlieren. Ein Nein bedeutet oft ein Ja zur eigenen Person und zum eigenen Wohlbefinden! Mit einem Nein übernimmt man Verantwortung für sich selbst, vermeidet Stress, Unlust oder Überforderung.

Kommentar von Kuzey Çetinel und Timo Tian, Schüler der 7d des Gymnasiums Ernestinum Coburg

Echte Stärke kommt oft leise

Ein Mitschüler wird gemobbt, und die Freunde klatschen Beifall für die Idee, als würde man einen Weltrekord im Kichern aufstellen. Man könnte meinen, Mobbing sei eine Art Schul-Sport: Wer trifft, wer mobbt, wer lacht, der gewinnt – Hauptstufe: Teamgeist! „Komm, mach doch mit! Wir finden das witzig.“ Doch der zum Mitmachen aufgeforderte Thomas sieht, dass der bemalte Ball längst nicht mehr im eigenen Spielfeld liegt, sondern in der Hand eines Erpressers, der das Spielfeld in eine Gefängniszelle verwandelt. Und so sagt er Nein. Vielleicht sollten alle in der Klasse ein neues „Wir“ formen – nicht das „wir gegen ihn“, sondern das „wir gegen das Mobbing“. Am Ende merkt der Zuschauer – äh Leser – dass echte Stärke oft leise kommt. Thomas ist kein Mitlacher und kein Mitmacher. Denn wenn man sich weigert, Teil eines blöden Scherzes zu sein, dann ist man nicht der Verlierer, sondern ein Sieger. Man gewinnt nämlich seine eigene Würde und schützt die eines anderen. Und würde die Würde zu wahren nicht wichtiger sein, als dabei zu sein, wenn die Würde eines anderen verletzt würde?

Meinungsbeitrag von Neo Emser, Schüler der 7d des Gymnasiums Ernestinum Coburg

Hinweis: Beide Meinungsartikel beziehen sich auf das im Artikel „Mobbing wegen Hautfarbe" genannte Fallbeispiel. 

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