HSC Coburg
Fränkisch-thüringischer Derby-Kracher zum Re-Start
Mit einem Derby in Eisenach starten Jakob Knauer und der HSC 2000 Coburg in die zweite Saisonhälfte.
Mit einem Derby in Eisenach starten Jakob Knauer und der HSC 2000 Coburg in die zweite Saisonhälfte.
Uwe Gick
F-Signet von Ralph Bilek Fränkischer Tag
Coburg – Der HSC 2000 Coburg muss zum Jahresauftakt in der zweiten Liga beim Aufstiegsaspiranten ThSV Eisenach zum thüringisch-fränkischen Derby antreten. Beide Trainer sind sich in der Favoritenfrage einig.

Der HSC 2000 Coburg steht am Wochenende vor einem gleich in dreifacher Hinsicht besonderem Spiel: Die Partie am Samstag (19.30 Uhr, bei sportdeutschland.tv) in der zweiten Handball-Bundesliga beim ThSV Eisenach ist nicht nur ein immer viel beachtetes, interessantes Derby, sondern diesmal die erste Partie des Jahres nach der fünfwöchigen WM-Pause und bildet gleichzeitig den Hinrunden-Abschluss der Saison 2022/2023.

Jahrelang war, bis auf ein Unentschieden, in diesem Derby immer die Heimmannschaft erfolgreich – bis der HSC (10./18:16 Punkte) im November 2017 erstmals beim ThSV (3./23:11) gewann. Seit 2019 gab es aber nur noch einen HSC-Sieg – und das war mit einem 31:23 der bis dato höchste für die Coburger.

HSC-Trainer Brian Ankersen wartet also noch auf einen Derbyerfolg: „Das bislang letzte Spiel haben wir mit einem Kempa-Trick in der Schlusssekunde verloren. Es wäre schön, wenn wir die Punkte mitnehmen.“ Doch das wird alles andere als leicht, nicht nur aufgrund der Historie.

2. Bundesliga

ThSV Eisenach (3.) – HSC 2000 Coburg (10.)

Mit nur 450 Gegentreffern haben die Eisenacher die beste Abwehr der Liga, die es zu knacken gilt. Doch die ist unangenehm zu spielen. „Sie agieren mit einer nicht normalen 5:1-Abwehr, die den Spielfluss immer wieder anders stoppen will. Für uns bedeutet das: gute Abschlüsse suchen, wenig technische Fehler machen, weil sie sonst mit Tempo kommen“, weiß Ankersen, worauf es ankommt, um ein zweites Mal aus Eisenach die Punkte zu entführen.

Aber er trifft auf einen selbstbewussten Gegner: „Ich lasse mir natürlich nur ungern in die Karten schauen. Deswegen rede ich lieber über unsere Stärken als über die der Coburger, die im Rückraumspiel mit dem Kreis liegen und die eine gute zweite Welle fahren“, sagt Misha Kaufmann, Trainer des ThSV vor dem Derby.

Beim ThSV Eisenach geht es nur nach oben

Die Stärken seines Teams liegen in dieser unbequemen Abwehr und im Rückraum. Seit Kaufmanns Amtsantritt, fast zur gleichen Zeit wie der von Ankersen im Oktober 2021 beim HSC, ging es für die Wartburgstädter nur bergauf. „Wir haben das schon in der vergangenen Saison gut gemacht, in dieser Saison daran angeknüpft und wollen die nächsten Schritte machen“, so Kaufmann.

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Fast unverblümt schielt der Eisenacher Erfolgstrainer in Richtung erste Liga und will sich auf dem Weg dahin auch von Coburg nicht stoppen lassen. In Schlagdistanz zu einem Aufstiegsplatz liegend, ist das Eisenacher Selbstbewusstsein auch gerechtfertigt. Der HSC hingegen ist weit davon entfernt, der Weg nach unten genauso weit wie der nach oben.

Nur ein Heimspiel verloren

Das Credo von Kaufmann, „Erfolg ist nicht planbar, aber steuerbar“, hat der Schweizer in den vergangenen 15 Monaten eindrucksvoll umgesetzt. Aufgrund der Tabellensituation und der bislang gezeigten Leistungen muss den Thüringern diesmal wieder die klare Favoritenrolle zugeschrieben werden. Das sehen beide Trainer so.

„Sie spielen eine starke Saison, es ist deren Heimspiel, mehr muss nicht gesagt werden“, ist sich Ankersen der Situation bewusst. Nur gegen die SG BBM Bietigheim hat der ThSV in dieser Saison in eigener Halle verloren. Locker beurteilt Kaufmann die Verteilung der Rollen: „Wir spielen zu Hause, ja wir sind natürlich Favorit.“

Selten genug, dass sich ein Trainer so klar positioniert, doch auch das spricht für das Selbstbewusstsein der Wartburgstädter, denn es überträgt sich auf das Team und dieses bringt es wie selbstverständlich auf die Platte. Philipp Meyer, Abwehrchef des ThSV Eisenach, äußerte sich unlängst in einem Interview: „Wir wollen in die erste Liga aufsteigen. Unsere Abwehr bildet zweifellos den Grundstein unserer Erfolge. Aus ihr können wir einfache Tore generieren. Mit unserer Defensivarbeit kompensierten wir die eine oder andere Schwäche im Angriff.“

Herausragendes Eisenacher Trio

Neben den schnellen Außen ist auch der Rückraum – im wahrsten Sinne des Wortes – mit dem Trio Fynn Hangstein (früher TBV Lemgo), Jannis Schneibel (Rhein-Neckar-Löwen) und Alexander Saul (SC Magdeburg) erstklassig besetzt. „Das sind hervorragende Akteure, deren Kreise wir einschränken müssen“, verlangt Ankersen.

Hangstein, der in der vergangenen Saison Torschützenkönig der zweiten Liga war, wechselt nach dieser Spielzeit zum TuS N-Lübbecke und will sich mit dem Aufstieg verabschieden. Weil sich Torwart Erik Töpfer, der vor der Saison vom EHV Aue nach Eisenach gewechselt war, Ende des Jahres verletzte, reaktivierte der ThSV seinen Torwarttrainer Stanislaw Gorobtschuk, der beim Comeback beim VfL Potsdam großen Anteil am Sieg hatte.

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Beide Teams haben in der vergangenen Woche gegen die HSG Wetzlar getestet. Coburg verlor, besonders aufgrund einer schwachen ersten Halbzeit mit 28:31, Eisenach siegte mit 35:30 – ein weiterer kleiner Fingerzeig für die Rollenverteilung im Derby.

Für die Eisenacher ist die Partie der Auftakt zu „fränkischen“ Handballtagen, denn kommende Woche empfangen sie den TV Großwallstadt und wollen die Niederlage zum Saisonauftakt wettmachen. Die Coburger hingegen reisen zum Aufsteiger HSG Konstanz.

Die Aufgebote:

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Jepsen – Reichmuth, Hübke, Hangstein, Ulshöfer, Walz, Grgic, Tokic, Mota Sousa, Meyer, Donker (?), Schneibel, Snajder, Weyrauch, Saul
Trainer: Kaufmann

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Apfel (?), Jochens – Preller, Runarsson, M. Jaeger, Dettenthaler, Bis, Glatthard, Fuß (?), Siegler, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, Schäffer (?), F. Jaeger (?), Schröder
Trainer: Ankersen

Schiedsrichter: Jan (Korntal-Münchingen) und Manuel (St. Gallen) Lier

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