So unspannend wie am Mittwochabend dürfte das Frankenderby in der 2. Handball-Bundesliga zwischen dem HSC 2000 Coburg und den Wölfen Würzburg, die zuvor jahrelang als Wölfe der DJK Rimpar spielten, wohl nie gewesen sein. Die Mannschaft von Trainer Brian Ankersen siegte vor 1452 Zuschauern mit 27:21 (15:11) und holte den im Vorfeld erwarteten Derbysieg. Allerdings war das Frankenduell über 60 Minuten weder hochklassig noch attraktiv – und Derbystimmung kam auch keine auf.
2. Bundesliga
HSC 2000 Coburg – Wölfe Würzburg 27:21 (15:11)
Die personelle Situation war auf beiden Seiten angespannt. Zwar kehrten beim HSC im Vergleich zur Niederlage beim HBW Balingen-Weilstetten Kapitän Andreas Schröder und Jakob Knauer zurück, dafür fehlte weiterhin Torjäger Florian Billek. Weil sich dafür Linksaußen Felix Dettenthaler krank abmeldete, setzte HSC-Trainer Brian Ankersen mit Julius Siegler, der in Waldbüttelbrunn in der Nähe von Rimpar aufgewachsen ist, und Lasse Schartl aus der zweiten Mannschaft auf ein ganz junges Gespann auf dem linken Flügel.
Kuriose Blüten trieben die personellen Engpässe bei den Wölfen aus Würzburg. Deren Trainer Julian Thomann reaktivierte den 38-jährigen Stefan Schmitt, der über Jahre eines der Gesichter der DJK Rimpar war und seine Karriere 2018 beendet hatte. Bastian Kraus, ein anderer „Rimparer Held“ und ebenfalls seit 2018 im handballerischen Ruhestand, trainierte zwar unter der Woche mit, stand in Coburg aber nicht im Würzburger Kader.
In der Coburger Startformation standen mit Kreisläufer Jan Schäffer und Felix Jaeger, der als gelernter Rückraumspieler auf Linksaußen begann, zwei Spieler mit einer Vergangenheit bei den Wölfen. Zwar standen von Beginn an die beiden Abwehrreihen im Fokus, von einem rassigen Derby war das Frankenduell zunächst aber weit entfernt.
HSC Coburg von Beginn an im Vorteil
Die Hausherren hatten in der Anfangsphase leichte Vorteile und legten nach einem Doppelschlag des wiedergenesenen Kapitäns Andreas Schröder das erste Mal eine Zwei-Tore-Führung vor (3:1, 7.). Absetzen konnte sich der HSC aber nicht, weil Würzburgs Torwart Jonas Maier in den ersten Minuten bereits auf drei Paraden kam. Auf der Gegenseite war Coburgs Schlussmann Jan Kulhanek ähnlich gut aufgelegt.
Nach zwölf Minuten griff Gäste-Trainer Thomann das erste Mal ein und nahm eine Auszeit. Zuvor hatte Tumi Steinn Runarsson mit seinem dritten Treffer auf 5:3 gestellt. In der Folge verteidigte der HSC gegen im Angriff harmlose Wölfe stark und störte immer wieder den Spielfluss der Gäste. Nur: Im Angriff machte Coburg aus seiner defensiven Stärke zu wenig und hatte nach 21 Minuten erst neun Tore erzielt (9:5). Kurz darauf ein Treffer mit Seltenheitswert: Kulhanek traf ins leere Tor, erzielte sein erstes Saisontor und erhöhte auf 10:5 (22.).
Coburg verpasst deutliche Führung
Ebenfalls ungewöhnlich: Bartlomiej Bis kassierte nach einem Stürmerfoul eine Zeitstrafe – und musste anschließend ob seines Unverständnisses über diese Entscheidung von Schröder und Ankersen gebremst werden. Weil sich die HSC-Offensive aber bis zur Halbzeitpause steigerte, führten die Hausherren meist mit drei, vier Toren. Nach den ersten 30 Minuten lag der HSC mit 15:11. Er hätte allerdings beruhigender führen müssen – und holte das nach der Pause nach.
Binnen drei Minuten setzten sich die Coburger auf 18:12 ab. Trotzdem wurde es auf den Tribünen unruhig, weil der HSC in der Folge etliche freie Würfe liegen ließ. Von zwei personell geschwächten Mannschaften war der HSC die mit dem breiteren Kader und mit zunehmender Spieldauer machte sich das bemerkbar.
Den Wölfen, denen man die fehlende Eingespieltheit und Frische deutlich anmerkte, gelangen in 15 Minuten nur vier Treffer. So steuerten die Oberfranken frühzeitig auf einen ebenso ungefährdeten wie glanzlosen Derbysieg. Coburg konnte sich weiterhin viele Fehlwürfe leisten, ohne dafür von den Gästen, die so gut wie keine Lösungen gegen die HSC-Abwehr fanden, bestraft zu werden. Letztlich gewann der HSC mit 27:21.
Die Statistik:
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (15 Paraden, 1 Tor), Apfel (1 Parade)– Runarsson (3), Schartl, Mund, Bis (1), Glatthard (1), Fuß (1), Siegler (2), Ossowski (5), Herzig (3), Krone (5), Knauer, Schäffer (1), F. Jaeger, Schröder (4)
Wölfe Würzburg: Maier (11 Paraden), Wieser (n.e.) – Daugs, Böhm (2), Karle (3), Neagu (3), Schmidt (4/2), Kaufmann (1), Dürr (1), Hack (2), Geis, Schmitt, Rose (3), Seidler (2), Merk
Schiedsrichter: Friedel (Leipzig) / Herrmann (Zschorlau)
Zuschauer: 1452
Zeitstrafen: 4 (2x Schröder, Bis, F. Jaeger) – 5 (2x Rose, Neagu, Hack, Seidler)
Siebenmeter: 0/1 (Runarsson verwirft) – 2/4 (Schmidt verwirft zweimal)
Spielfilm: 1:1 (4.), 3:1 (7.), 4:2 (12.), 7:4 (15.), 10:5 (22.), 12:8 (26.), 15:11 (30.), 18:12 (33.), 20:13 (39.), 24:16 (51.), 26:18 (56.), 27:21 (60.)
Beste Spieler: Kulhanek, Schröder – Maier