HSC Coburg
Pfiffe statt Derbysieg: HSC enttäuscht gegen Großwallstadt
Coburgs Spielmacher Tumi Steinn Runarsson (li.) gab gegen Großwallstadt sein Comeback.
Coburgs Spielmacher Tumi Steinn Runarsson (li.) gab gegen Großwallstadt sein Comeback.
Uwe Gick
Tobias Herrling von Tobias Herrling Fränkischer Tag
Coburg – Zweitligist HSC Coburg enttäuscht gegen Großwallstadt auf ganzer Linie. Im dritten Derby der Saison setzt es die dritte Niederlage. Den Gästen reichen Disziplin und Geduld für einen klaren Sieg.

Klare Derby-Niederlage für den HSC 2000 Coburg: Am Mittwochabend unterlag der Handball-Zweitligist im Frankenderby dem TV Großwallstadt mit 28:33 (13:17). Die Vestestädter blieben im sechsten Spiel in Serie sieglos und warten weiter auf den zweiten Sieg in der Rückrunde. Gegen den unterfränkischen Traditionsverein präsentierten sich die Coburger defensiv zu anfällig und offensiv über weite Strecken zu harmlos, um gegen disziplinierte Gäste beide Punkte zu behalten.


Damit verpassten es die Oberfranken auch, beim eigenen Anhang Wiedergutmachung für die enttäuschende Vorstellung gegen den VfL Eintracht Hagen (32:35) zu betreiben. Stattdessen setzte es die sechste Niederlage in der heimischen HUK-Arena in dieser Saison. Mit dem dritten Derbysieg der Saison – einer davon im DHB-Pokal – zog der TVG in der Tabelle am HSC vorbei.

2. Bundesliga

HSC 2000 Coburg – TV Großwallstadt 28:33 (13:17)

Das Verkehrschaos am Mittwochnachmittag auf der A3 bei Würzburg – fünf Lkw waren in einen Unfall verwickelt – ging auch am TV Großwallstadt nicht spurlos vorbei. Auf der Anfahrt nach Coburg standen die Unterfranken in einer Vollsperrung, mussten einen weiten Umweg in Kauf nehmen und kamen gerade einmal eine Stunde vor dem Anwurf in der HUK-Arena an. Trotzdem ging das Spiel pünktlich los, weil die vorgeschriebene Zeit für eine ordentliche Spielvorbereitung von 45 Minuten nicht unterschritten wurde.

Leicht verbesserte Möglichkeiten, sich auf das Derby vorzubereiten, hatte der HSC Coburg. Denn: Mit Torwart Fabian Apfel und Spielmacher Tumi Steinn Runarsson standen immerhin zwei Akteure wieder zur Verfügung. Während HSC-Trainer Brian Ankersen vor dem Spiel auf rund 20 Minuten Einsatzzeit für Runarsson hoffte, stand der reaktivierte Routinier Havard „Howie“ Martinsen als dritter Torwart für den Notfall zur Verfügung.

Dafür fehlten weiterhin die Verletzten Viktor Glatthard, der nach seiner Oberschenkel-OP an Krücken das Derby in der Halle verfolgte, Florian Billek, Jan Kulhanek, Kristian van der Merwe und Felix Jaeger. Bevor der Derby-Tanz begann, wurde es in der Arena aber noch einmal ruhig. Mit einer Schweigeminute wurde den in dieser Woche verstorbenen Reiner Witte (früherer HBL-Präsident) und Rolf Brack (langjähriger Bundesliga-Trainer) gedacht. 

Coburgs Kreisläufer Jan Schäffer (am Ball) erzielte zwei Tore gegen Großwallstadt.
Coburgs Kreisläufer Jan Schäffer (am Ball) erzielte zwei Tore gegen Großwallstadt.
Uwe Gick

Keine 15 Minuten waren gespielt, da waren die ersten zaghaften Pfiffe der Zuschauer zu hören. Der Grund: Coburg verlor nach einem ordentlichen Beginn (5:3, 10.) den Faden. Mit einem 5:0-Lauf nutzten die Gäste die technischen Fehler und Fehlwürfe des HSC aus (5:8, 14.). HSC-Trainer Ankersen reagierte doppelt: Erst brachte der 34-jährige Däne den isländischen Spielmacher Runarsson, dann nahm Ankersen die erste Auszeit (5:9, 15.). Runarsson war es auch, der die siebenminütige torlose Phase der Hausherren stoppte (6:9, 17.).

Beim 8:10 durch Max Jaeger stellte der HSC zwar schnell den Anschluss wieder her (19.), dafür war Coburg in der Abwehr aber zu nachlässig. Vor allem TVG-Kreisläufer Thomas Rink durfte sich anfangs immer wieder über gelungene Anspiele freuen.  Obwohl die Defensive der Hausherren alles andere als zupackend agierte, waren die Vestestädter zunächst noch in Schlagdistanz, als Krone per Gegenstoß das 10:11 erzielte (22.) und Runarsson mit dem ersten verwandelten Siebenmeter auf 13:15 stellte (27.).

In den Minuten vor der Halbzeitpause manövrierte sich der HSC aber in eine missliche Lage. Während den Hausherren kein weiterer Treffer gelang, schlugen die Gäste noch zweimal zu und gingen mit einer 17:13-Führung in die Kabine. Ein Grund dafür: Großwallstadts griechischer Torwart Petros Boukovinas entschärfte acht Würfe (38 Prozent gehaltene Bälle), während HSC-Schlussmann Jan Jochens auf lediglich fünf Paraden (24 Prozent) kam und vor allem bei Würfen aus dem Rückraum unglücklich aussah. Zur zweiten Halbzeit nahm HSC-Trainer Ankersen zwischen den Pfosten eine Änderung vor und brachte Apfel für Jochens.

HSC-Rückraumspieler Fynn Herzig (M.) wird von der TVG-Deckung gestoppt.
HSC-Rückraumspieler Fynn Herzig (M.) wird von der TVG-Deckung gestoppt.
Uwe Gick

In den Minuten nach Wiederbeginn zog der unterfränkische Traditionsverein entscheidend davon, denn Großwallstadt stellte schnell auf 21:14 (35.). Ankersen nahm früh seine zweite Auszeit, doch entscheidend verkürzte der HSC nicht (18:23, 40.). Großwallstadt glänzte zwar nicht, aber dem TVG reichte eine geduldige Spielweise im Angriff, um immer wieder zum Erfolg zu kommen. Zeitweise stellte der HSC aber seine Abwehrarbeit ein, wie zwei völlig freie Würfe von Frieder Bandlow zeigten. Und vorne? Da hatten die Coburger nach wie vor Schwierigkeiten, die TVG-Deckung auseinander zu spielen. Dazu passte, dass der HSC vier Siebenmeter verwarf. 

Näher als auf vier Tore (22:26, 47.) kamen die Hausherren nicht heran. Der TVG schaukelte den 33:28-Sieg souverän nach Hause. Nach der erneut desaströsen Vorstellung in eigener Halle kassierte der HSC neben vereinzelt aufmunterndem Applaus vor allem lautstarke Pfiffe. Den Coburgern droht, den eigenen Anhang weiter zu verlieren. 

Die Statistik:

HSC 2000 Coburg: Jochens (5 Paraden), Apfel (8 Paraden) – Preller, Runarsson (4/2), M. Jaeger, (4)  Dettenthaler (1), Bis (1), Mund, Fuß (3), Ossowski, (1) Herzig (4), Krone (2), Knauer (4), Schäffer (2), Schröder (2)

TV Großwallstadt: Boukovinas (12 Paraden), Ohm (1 Parade) – Klenk (2), Babarskas (1), Eisenträger (2), Bandlow (8/1), Schauer (2), Strakeljahn, Redkyn, Wullenweber (7), Zhuk (1), Stark, Kammlodt (3), Rink (3), Schalles (4)

Schiedsrichter: Kolb (Augsburg) / Kauth (Taufkirchen) Zuschauer: 1527
Zeitstrafen: 6 (2x Bis, 2x Schäffer, 2x Krone) – 5 (2x Rink, Stark, Wullenweber, Babarskas)
Siebenmeter: 2/5 (Runarsson trifft zweimal) – 1/1 (Bandlow trifft)
Spielfilm: 1:0 (4.), 3:1 (7.), 5:7 (12.), 5:9 (15.), 8:10 (19.), 10:11 (22.), 11:14 (26.), 13:17 (30.), 14:21 (35.), 18:23 (40.), 21:26 (45.), 22:29 (51.), 25:31 (56.), 28:33 (60.)
Beste Spieler: Apfel – Boukovinas, Bandlow

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