Ein Spiel, das unnötig lange spannend war: So lässt sich das Gastspiel des HSC 2000 Coburg beim TSV Bayer Dormagen (29:24) zusammenfassen. Der Handball-Zweitligist war über weite Strecken die überlegene Mannschaft, geriet aber vor und nach der Halbzeitpause ins Wanken. Dank Torwart Jan Kulhanek kippte das Spiel aber nicht, die Vestestädter kamen in der Schlussphase noch zu einem souveränen Sieg.
Nun wollen die Coburger (6./11:7 Punkte) nachlegen, am Sonntag (16 Uhr) im Heimspiel gegen den TV Hüttenberg (11./7:11) den sechsten Saisonsieg holen und im dritten Spiel binnen einer Woche ungeschlagen bleiben.
2. Bundesliga
HSC 2000 Coburg (6.) – TV Hüttenberg (11.)
Wie viel Bier Jan Kulhanek auf der Rückfahrt von Dormagen nach Coburg hat springen lassen müssen, verriet HSC-Trainer Brian Ankersen nicht. „Er hat aber schon vor dem Spiel für genügend Bier gesorgt“, sagt Ankersen und lacht. Um kurz vor 4 Uhr in der Nacht zum Donnerstag waren die Coburger Handballer zurück in der Vestestadt.
„Mit einem Sieg sind so lange Fahrten aber immer angenehmer“, deutete Ankersen eine kurzweilige Rückfahrt an. Dass der HSC mit zwei Punkten im Gepäck die Heimreise antreten durfte, lag vor allem an Oldie Kulhanek. „Was er gezeigt hat, war outstanding. Das habe ich selten erlebt“, sagt der 34-jährige Däne über die Gala des 41-Jährigen, der mit 21 Paraden eine Weltklasse-Leistung zeigte. Vor allem in der Phase bis acht Minuten vor Schluss, in der der HSC wackelte, hielt Kulhanek den TSV auf Distanz.
Zwei Coburger Schwächephasen
Mit diesem und dem Zeitraum vor der Pause war Ankersen nicht einverstanden: „Wir müssen mit vier, fünf Toren zur Halbzeit führen und nicht nur mit einem. Das war unnötig, weil wir die klar bessere Mannschaft waren.“ Der Coburger Trainer sah erneut eine stabile Deckung, die sich schnellbeinig, aggressiv und zweikampfstark präsentierte.
Zudem ging ein Schachzug Ankersens auf: Spielmacher Arkadiusz Ossowski deckte in der Abwehr auf Außen, dadurch sparte sich der HSC einen Wechsel – und forcierte so das Tempospiel. „Das war deutlich besser als in den vergangenen Spielen“, stellte Ankersen fest. Verbessert zeigten sich auch die Coburger Außenspieler. Felix Dettenthaler auf links sowie Jannes Krone und Florian Billek auf rechts trafen neun ihrer zwölf Versuche.
Lob und Kritik für Felix Dettenthaler
Sechs Treffer gingen auf das Konto von Dettenthaler, der eine starke Partie zeigte und in wichtigen Phasen einnetzte. „Er hat das sehr gut gemacht. Aber er hat auch zwei freie Würfe vergeben, als wir auf fünf Tore hätten davonziehen können“, lobte und kritisierte Ankersen seinen momentan einzigen gelernten Linksaußen im Kader.
Lob und Kritik gab es auch für das Angriffsspiel des HSC. Während die Coburger in der ersten Halbzeit spielerisch überzeugten und sogar zwei Treffer per Kempa-Trick erzielten, wurde es mit zunehmender Spieldauer eine zähe Angelegenheit. Zudem leistete sich der HSC 16 technische Fehler.
„Das ist zu viel. Aber man muss das relativieren. Manchmal wurde ein Stürmerfoul gepfiffen, das nicht unbedingt eines war, oder wir haben Regelfehler wie Schritte gemacht“, sagt Ankersen, der die letzte Konsequenz und den Spielfluss vermisste und zudem das Überzahlspiel des HSC monierte.
TV Hüttenberg kämpft um die Konstanz
Das soll sich am Sonntag ändern, wenn zum Abschluss der englischen Woche der TV Hüttenberg in Coburg gastiert. Die Mittelhessen spielen bislang eine wechselhafte Saison. Bestes Beispiel sind die vergangenen beide Spiele: Erst holte die Mannschaft von Trainer Johannes Wohlrab ein 29:29-Unentschieden beim Tabellendritten ThSV Eisenach, dann folgte eine 26:28-Heimniederlage gegen Aufsteiger HSG Konstanz. Eine Platzierung wie in der vergangenen Saison, als der Traditionsklub auf Platz 4 eingelaufen war, scheint in dieser Saison nicht möglich.
Zumal der TVH mit Dominik Mappes, der zum Bundesliga-Aufsteiger VfL Gummersbach gewechselt war und im Oberhaus derzeit der beste Torschütze ist, seinen wichtigsten Spieler verloren hat. „Auch ohne ihn ist Hüttenberg immer noch eine sehr gute Mannschaft“, sagt Ankersen.
Drei Ex-Hüttenberger beim HSC Coburg
Den Part als Hüttenberger Go-to-guy habe nun Ian Weber übernommen. Mit 45 Toren ist der Spielmacher aktuell der gefährlichste Torschütze des Ex-Klubs der Coburger Florian Billek, Merlin Fuß und Geschäftsführer Jan Gorr.
Wie in der vergangenen Runde setze Hüttenberg auf eine 3:2:1-Abwehr. Ankersens Forderung: „Wir müssen den Ball laufen lassen, um die Räume auszunutzen.“ In Dormagen hatte das zunächst gut funktioniert, als der HSC die offensive Deckung der „Wiesel“ immer wieder aushebelte. Als der TSV aber umstellte und defensiver verteidigte, stotterte der Angriffsmotor der Coburger zunehmend.
Die Aufgebote:
HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Apfel – Dettenthaler, Bis, Glatthard, Fuß, Siegler, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, F. Jaeger, Schröder
Trainer: Ankersen
TV Hüttenberg: Grazioli, Plaue – Schwarz, Kirschner, Opitz, Theiss, Fujita, Weber, Zörb, Reichl, Schneider, Hofmann, Klein, Schreiber, Ribeiro, Kuntscher
Trainer: Wohlrab
Schiedsrichter: Lukas und Robert Müller (Neubrandenburg/Potsdam)










