Fußball
Einige Club-„Fans“ sind beim falschen Verein
Sportredakteur Christian Schuberth bemängelt ein fehlendes Nervenkostüm bei manchen CLub-Fans.
Sportredakteur Christian Schuberth bemängelt ein fehlendes Nervenkostüm bei manchen CLub-Fans.
MGO
Christian Schuberth von Christian Schuberth Bayerische Rundschau
Nürnberg – Wenn „Fans“ ihrer Mannschaft offen mit Gewalt drohen, ist Schluss mit lustig, findet unser Sportredakteur Christian Schuberth. Die Nürnberger Ultra-Szene tut sich damit keinen Gefallen.

Der Profi-Fußball zeigte am Wochenende wieder mal seine hässliche Fratze. Da prügeln rund 100 Dortmunder und Essener Hooligans in Gelsenkirchen mit Baseballschlägern auf Schalker Fans ein, die gerade zum Auswärtsspiel zu Union Berlin abfahren wollen. Es gibt mehrere Schwerverletzte.

Verstörende Szene spielen sich auch in Heidenheim ab. Die Übeltäter dort: Mitglieder der Ultraszene des 1. FC Nürnberg. Nach dem 0:5-Debakel toben die Club-Fans hinter und auf dem Zaun wie wilde Tiere. Vor ihnen die Spieler, die sich wie nach jedem Spiel für die Unterstützung ihrer Fans bedanken wollen. Bei solchen Packungen allerdings selten eine gute Idee.

Wut und Hass schlug den Spielern des 1. FC Nürnberg nach dem 0:5-Debakel in Heidenheim von einigen Fans entgegen – einige zeigten verstörende Gesten, die keiner sehen will.
Wut und Hass schlug den Spielern des 1. FC Nürnberg nach dem 0:5-Debakel in Heidenheim von einigen Fans entgegen – einige zeigten verstörende Gesten, die keiner sehen will.
dpa

Rufe wie „Weinzierl raus“ und „Hecking raus“ sind ja erwartbar und harmlos. Schockierender sind die Bilder, die am Abend das Bayerische Fernsehen zeigt. Man sieht hasserfüllte Gesichter, einige „Fans“ schwingen drohend ihre geballten Fäuste. Soll heißen: Wehe, wenn wir euch erwischen! Ein paar der Ultras haben offenbar noch schlimmere Fantasien. Sie zeigen das Kopf-ab-Zeichen…

Das Club-Team verschwindet schleunigst in die Kabine. Kapitän Christopher Schindler zeigt sich zwar schockiert von dieser Qualität der Anfeindung („Es war brutal emotional, sehr viel Frust, sehr viel Hass auch“), äußert aber sogar Verständnis für die Anhänger: „Die Leute, die hierherfahren, erwarten einfach, dass wir den Verein würdig vertreten.“

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Selbst wenn das gerade mal wieder nicht der Fall ist und die Mannschaft die Fans oft zur Verzweiflung treibt – Szenen wie diese von Heidenheim darf es nicht mehr geben. Martialische Gesten haben in einem Fußball-Stadion nichts verloren. Anhänger, die unverhohlen mit Gewalt drohen, müssen in einem Selbstreinigungsprozess der Ultra-Szene aussortiert und geächtet werden. Sonst verspielt die Gruppierung ihre Glaubwürdigkeit – das können auch vorbildliche Aktionen und Projekte wie das Erinnern an den von den Nazis verfolgten Trainer Jenö Konrad nicht aufwiegen.

Und diesen durchgeknallten Fans sei gesagt: Wer kein ausreichendes Nervenkostüm besitzt und leidensfähig ist, der ist beim Club falsch und sollte sich lieber einen anderen Verein suchen.

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