Energie-Streit
Bayern pocht auf Weiterbetrieb der drei AKW
Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks  Isar 2 im bayerischen Essenbach.
Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks Isar 2 im bayerischen Essenbach.
Armin Weigel, dpa
Stefan Lange von Stefan Lange Fränkischer Tag
München – Die Landesregierung will die Atomkraftwerke unbedingt länger am Netz lassen. Der Bund soll außerdem die Sprit-Steuern senken. Berlin sieht das anders.

In der Debatte um die Laufzeitverlängerung der drei noch betriebenen Atomkraftwerke lässt Bayern nicht locker und will die Regierung über den Bundesrat zu einer Kehrtwende zwingen. Der Freistaat stellt bei der Sitzung am Freitag erneut einen Antrag zur Abstimmung, wonach Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 nicht am Ende des Jahres abgeschaltet werden.

„Allein Isar 2 in Bayern könnte mit den vorhandenen Brennelementen im Streckbetrieb für circa sechs weitere Monate Strom für rund zehn Millionen Haushalte liefern“, sagte Staatsminister Florian Herrmann (CSU) dieser Redaktion. Bayern will im Bundesrat außerdem eine Senkung der Kraftstoffpreise und die Abschaffung der Gasumlage erreichen.

Berlin sagt: Atomstrom nur noch als Notreserve

Die Ampel-Regierung in Berlin hält am Atomausstieg Ende des Jahres fest. Sie will Isar 2 und Neckarwestheim 2 aber in Reserve halten, falls in Deutschland die Lichter auszugehen drohen.

Bayern hatte seinen Antrag auf Laufzeitverlängerung bereits Anfang Juli vorgestellt, der Gesetzentwurf wurde in die Fachausschüsse überwiesen. Die haben ihre Beratungen noch nicht beendet, Bayern ließ seinen Antrag gleichwohl auf die Tagesordnung setzen.Verbot des

CSU: Verbot des AKW-Weiterbetriebs ist reine, aber teure Ideologiefrage

Offenbar setzt das von Markus Söder (CSU) regierte Bundesland auf frischen Rückenwind, der vergangene Woche durch die Entscheidung über den Reservebetrieb ausgelöst wurde. Ob der Plan aufgeht, ist offen, denn viele Bundesländer tragen die Ampel-Entscheidung mit.

„Zur Sicherung unserer Energieversorgung müssen die Laufzeiten verlängert werden“, begründete Herrmann den neuerlichen Vorstoß. „Wenn wir in dieser Krisensituation auf vorhandene Ressourcen verzichten und stattdessen auf dem Weltmarkt teures Gas zur Verstromung einkaufen, heißt das im Ergebnis: Grüne Ideologie verknappt und verteuert Energie.“

CSU: Preise für gas und Sprit müssen runter

Wirtschaftsminister Robert Habeck müsse „endlich und eindeutig die Kehrtwende vollziehen und Klarheit schaffen“. Herrmann forderte den Grünen-Politiker gleichzeitig dazu auf, die Gasumlage abzuschaffen, da diese die Preise noch zusätzliche in die Höhe treibe.

Bayern bringt außerdem einen Antrag zur Senkung der Kraftstoffkosten in den Bundesrat ein. „Seit Monatsbeginn zahlen wir wieder mehr für Sprit, gleichzeitig verdient die Bundesregierung an den höheren Steuern und Abgaben“, sagte Herrmann.

Andere Länder bedienen sich bei weitem nicht so kräftig an Spritsteuern

Auf einen Liter Benzin entfallen allein 65,45 Cent Energiesteuern, obendrauf kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. „In Nachbarländern ist das anders, dort kassiert der Staat weniger, Benzin und Diesel sind billiger“, erklärte Herrmann und forderte von der Ampel „Maßnahmen zur signifikanten Senkung der Kraftstoffpreise“, die bei Verbrauchern und Unternehmen auch tatsächlich ankommen müssten. Der Freistaat schlägt unter anderem eine Senkung der Steuern auf Benzin und Diesel vor.

 

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