Bad Kissingen Spannende Einblicke, wichtige Impulse Das Bundeskanzleramt steht Besuchern normalerweise nicht offen. Für die Delegation aus dem Landkreis Bad Kissingen gab es jedoch eine Ausnahme. // Nathalie Bachmann TEILEN  vor 2 Stunden Bad Kissingen Von der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag über ein persönliches Gespräch mit Bundesministerin Dorothee Bär bis hin zum Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer: Das Programm für die Kreistagsfahrt nach Berlin war intensiv und informativ zugleich. Landrat Thomas Bold war mit Kreisrätinnen und Kreisräten sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in die Bundeshauptstadt gereist, um dort unter anderem Einblicke in die Arbeit der Bundespolitik zu erhalten, so eine Pressemitteilung des Landratsamtes. Herz des Kanzleramts Das Bundeskanzleramt steht Besuchern normalerweise nicht offen. Für die Delegation aus dem Landkreis Bad Kissingen gab es jedoch eine Ausnahme. Und so konnten die Teilnehmenden einen Blick ins Herz des Kanzleramts werfen – dorthin, wo zentrale Entscheidungen diskutiert und getroffen werden: in den Kabinettssaal. „Natürlich werden hier Protokolle geführt, aber die sind streng geheim und dürfen erst nach 30 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, erklärte die Besucherführerin. Alles andere als geheim sind die Plenarsitzungen im Bundestag – im Gegenteil: Sie werden unter anderem live im Fernsehen übertragen. Insgesamt eine Stunde durfte die Gruppe aus dem Landkreis den politischen Schlagabtausch unter der Reichstagskuppel verfolgen. Auf der Tagesordnung stand ein Antrag der AfD, die die Zurückweisung aller asylsuchenden Personen an den deutschen Grenzen fordert. „Letzten Endes geht es hier weniger um die Sache, sondern eher darum, sich und seine Partei darzustellen – und das auf eine teilweise sehr laute und plakative Art und Weise“, fasst Landrat Thomas Bold seine Eindrücke aus der Plenarsitzung zusammen. „Trotzdem war es natürlich sehr interessant, die Arbeit des Plenums einmal live zu erleben.“ Landkreis-Standorte gesichertAnschließend nahm sich die Bundestagsabgeordnete und Kreisrätin Sabine Dittmar (SPD) Zeit für ihre Kolleginnen und Kollegen. Als Mitglied im Verteidigungsausschuss warf sie einen Blick in die Zukunft – gerade auch im Hinblick auf die beiden Bundeswehr-Standorte im Landkreis: „Sie können davon ausgehen, dass sowohl Wildflecken als auch Hammelburg definitiv gesichert sind und auch weiter ausgebaut werden. Denn Fakt ist, dass die Zahl der derzeit 181.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten auf 260.000 wachsen soll – und die müssen auch irgendwo untergebracht werden. Die vorhandenen Strukturen reichen dafür nicht aus.“Spannende Einblicke bekamen die Besucherinnen und Besucher aus dem Landkreis auch im Bundesministerium des Innern. Wie ist es historisch gewachsen und organisiert? Welche Aufgaben erfüllt es? Wie ist die Verbindung zu anderen Behörden wie dem Bundesnachrichtendienst? Diese und weitere Fragen beantwortete Michael Weilandt vom Besucherdienst.Über ihre erste Besuchergruppe seit Amtsantritt – „und das ausgerechnet aus meinem Wahlkreis“ – freute sich Dorothee Bär (CSU). Die Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt erläuterte, was sie in den ersten Monaten ihrer Amtszeit bereits alles auf den Weg gebracht hat: „Unter anderem hat die Bundesregierung die Hightech Agenda Deutschland beschlossen, in deren Mittelpunkt sechs Schlüsseltechnologien stehen – darunter KI und Technologien für klimaneutrale Mobilität.“ Außerdem habe ihr Ministerium das Programm „1000-Köpfe-plus“ initiiert. Ziel ist es, die „besten Köpfe aus der ganzen Welt“ nach Deutschland zu holen und ihnen Karriereperspektiven in der Wissenschaft zu bieten. Bär erläuterte auch, welche Bedeutung die Raumfahrt für Deutschland hat. „Wenn wir jetzt nicht investieren und wenn wir nicht weiterhin eine führende Raumfahrtnation sind, dann werden wir das in einigen Jahren schwer bereuen. Das kann man jetzt schon sehen, gerade was das Thema Satelliten betrifft. In diesem Bereich sind wir momentan sehr abhängig von Starlink und damit von Elon Musk.“ Raumfahrt, so Bär, habe viel mit Sicherheit und Souveränität zu tun und sei auch wichtig für Bereiche wie Gesundheit und Verteidigung. „Deshalb arbeiten wir eng mit vielen anderen Ministerien zusammen.“ Besuch der Berliner MauerSchließlich besuchte die Gruppe aus dem Landkreis auch die Gedenkstätte Berliner Mauer an historischer Stätte in der Bernauer Straße. Ein idyllischer Ort, der tragische Schicksale dokumentiert: Mindestens 140 Menschen sind beim Versuch, die Berliner Mauer zu überwinden, gestorben. Der Besuch der Gedenkstätte vermittelte den Teilnehmenden eindrucksvoll die Bedeutung von Freiheit und Demokratie.„Der Rückblick in die Geschichte der Berliner Mauer und die damit verbundenen persönlichen Schicksale war sehr bewegend“, sagt Kreisrat Roland Limpert. Er hofft, dass auch in Zukunft Kreistagsfahrten angeboten werden: „Der persönliche Gedankenaustausch in ungezwungener Form mit Kreistagskollegen, Mitarbeitern der Verwaltung oder auch Bürgermeistern, die nicht im Kreistag vertreten sind, war eine große Bereicherung zum gegenseitigen Verstehen und Kennenlernen, um auch weiterhin interfraktionelle Gemeinsamkeiten zu bündeln und erfolgreich unseren Landkreis zu entwickeln.“ Auch für Matthias Hauke, Bürgermeister von Zeitlofs, war Berlin „auf jeden Fall eine Reise wert: Neben den vielen tollen Eindrücken aus den verschiedenen Ministerien und Regierungsgebäuden war für mich vor allem der persönliche Austausch mit den Bürgermeisterkollegen sowie Kreisräten wertvoll, zumal ich weitere Mitglieder des Kreistages näher kennenlernen konnte.“ Informativ und wertvoll„Die Tage in Berlin haben uns gezeigt, wie eng die politischen Ebenen miteinander verflochten sind“, resümiert Landrat Bold. „Viele Themen, die in den Bundesministerien und im Bundestag diskutiert werden, wirken unmittelbar bis in unseren Landkreis hinein. Der direkte Austausch war deshalb nicht nur informativ, sondern auch wertvoll für unsere Arbeit vor Ort.“ red