Es windet und die Wolken ziehen flott über den Himmel am Samstagnachmittag, aber die Stimmung ist ungetrübt, hier an der Seehofstraße. Denn heute kommt er wieder: Nach zwei Jahren Corona-Pause läuft der traditionelle Faschingsumzug durch die Gartenstadt in Bamberg.
Rund 1000 Menschen in Tierkostümen und bunten Berufsklamotten jubeln den 30 Gruppen im Zug zu. Der Jugendspielmannszug St.Otto und der Musikverein Gundelsheim kündigen mit Pauken und Trompeten die Garden des MCC Memmelsdorf an, die gut gelaunt voranmarschieren. Das Prinzenpaar Laura I. und Dominik II. grüßt das bunte Volk von einer roten Ape Calessino aus. Es regnet ordentlich Kamelle.
Bananen statt Kamelle in der Gartenstadt aus Debring
Die Feuerwehr aus Debring hat das noch erweitert. Sie kommt im Stil des Spiels „Mario Kart“ mit großem roten Gefährt, Bobbycars, Minimotorrädern, Rauch und Lärm und schmeißt passend dazu Bananen ins Publikum.
Mittendrin sind auch Julia Silkenbäumer und Kerstin Helmrich verkleidet als Dalmatiner zusammen mit dem ganzen Kindergarten. „Ich bin seit meiner Kindheit hier beim Fasching dabei“, erklärt Silkenbäumer, die im Elternbeirat des Kindergarten St. Kunigund aktiv ist – und deren Eltern bereits dort aktiv waren.
Silkenbäumers Kinder Vincent und Klara sind auch mit von der Partie. „Ich bin froh, dass der Fasching wieder stattfinden kann“, erklärt Silkenbäumer. Der Umzug in der Gartenstadt sei ein wichtiges Bindeglied zwischen Memmelsdorf und der Bamberger Innenstadt. Auch Helmrich ist mit dem Nachwuchs da. Nora, Joshua und Linus haben viel Spaß. Die Eltern sind sich einig: „Der Umzug klappt nur so gut, weil Eltern und Erzieher alle an einem Strang ziehen.“
Gaudi und Gemeinschaft in der Gartenstadt
Natürlich ist Fasching die Zeit, um auch mal Dampf abzulassen und zu kritisieren, was einem in der Stadt nicht in den Kram passt. BBB-Stadtratsmitglied Norbert Tscherner und langjähriger Umzugsorganisator in der Innenstadt, schickt zwei Wägen ins Rennen.
Vorne grinst das Bild von Oberbürgermeister Andreas Starke mit dem Spruch: „Ich habe eine andere Rechtsauffassung“. An den Seiten finden sich die Portraitbilder von Stadtratsmitgliedern diverser Fraktionen mit der Überschrift „Rathaus als Selbstbedienungsladen“. Die Rückseite beklagt „Alleinwohl vor Gemeinwohl“.
Aktuelle Brückendiskussion auch ein Thema
Der zweite Wagen „heult“ Fritz Bayerleins Bildern hinterher, aber kritisiert, dass das digitale Gründerzentrum eine braune Fassade – wobei sie eher goldfarben erscheint – bekommt. BuB-Stadträtin Daniela Reinfelder holt mit ihrem Wagen die aktuelle Brückendiskussion ins Gedächtnis: „Macht die Kettenbrücke auf – sonst zahlt der Handel drauf“ steht am Wagen geschrieben.
Donald Jahn war vor 25 Jahren schon auf einem Wagen Tscherners mitgefahren. Heute steht er als Cowboy im Publikum. „Es ist einfach die Mischung aus Gaudi und Gemeinschaft, weshalb ich hier bin“, erzählt er. Aber der Umzug hätte etwas länger gehen können. Nach gut einer Stunde ist das Spektakel größtenteils vorbei.
Weitere Bilder vom Umzug aus der Gartenstadt finden Sie hier:
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