Reichsbürger-Umsturz Das ist der Pottensteiner Angeklagte im Reuß-Prozess Ein mutmaßliches Mitglied einer angeblich umstürzlischen Reichsbürgergruppe um Prinz Reuß kommt aus Pottenstein und steht in Frankfurt vor Gericht (Symbolfoto). // Monika Skolimowska von dpa Prozess gegen Reuß-Gruppe TEILEN  17.06.2024 Frankfurt / Pottenstein – Die Gruppe um Prinz Reuß soll einen gewaltsamen Umsturz geplant haben. Einer der Angeklagten, ein Mann aus Pottenstein, berichtet vor Gericht von seiner Bundeswehrkarriere, Survival-Trainings und einer «spirituellen Wandlung». Im Terrorprozess gegen die mutmaßliche «Reichsbürger»-Gruppe hat einer der neun Angeklagten Einblick in sein Leben als Überlebenstrainer, Tierfreund und ehemaliger Soldat gegeben. Die Tatvorwürfe selbst werden in dem Prozess am Oberlandesgericht in Frankfurt derzeit noch ausgeklammert. Peter W. bei der Bundeswehr als Einzelkämpfer ausgebildet Am achten Verhandlungstag sagte Peter W. aus Pottenstein, er sei «gut behütet in bürgerlichen Verhältnissen ausgewachsen». Nach einer Ausbildung im Steuerbüro seines Vaters ging er zur Bundeswehr, wo er Offizier werden wollte und als Einzelkämpfer ausgebildet wurde. Aufgrund einer Verletzung und mangels Aufstiegsmöglichkeiten ohne Studium schied er nach acht Jahren aus. Nach erfolglosen Versuchen in anderen Berufen gründete er 2009 eine Firma für Outdoor-Aktivitäten und Survival-Trainings und einen Online-Shop für Ausrüstung. „Reichsbürger" Kirchehrenbach Umsturzpläne: Prozess gegen Tomas M. startet in München Tomas M. aus Kirchehrenbach plante laut Anklage mit der „Gruppe Reuß" wohl einen gewaltsamen Umsturz. 27 Personen stehen in drei Städten vor Gericht, M. muss sich ab Dienstag vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Nach anfänglichem Erfolg stand er seinen Angaben zufolge vor einem Schuldenberg, musste sein Haus verkaufen, wurde ein zweites Mal geschieden und verlor den Kontakt zu seinen Kindern. In einer «Findungsphase» begann er ein «naturnahes Leben» mit einem Wolfshund: «Da begann die Wolfszeit.» Der enge Kontakt mit Tieren habe bei ihm zu einer «spirituellen Wandlung» geführt. Die Haft mache ihm nichts aus: «Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe.» Rüdiger von Pescatore sagt nicht persönlich aus Am Vormittag ging es um die persönlichen Verhältnisse von Rüdiger von Pescatore, der den militärischen Arm der Bewegung geleitet haben soll. Anders als Peter W. sagte er nicht persönlich aus. Stattdessen berichtete ein Beamter des Bundeskriminalamts von den Dokumenten, die bei einer Hausdurchsuchung auf oder im Schreibtisch des Gästezimmers gefunden worden waren. Unter anderem ging es um ein Schaubild namens «The Great Awakening Map», das der Beamte dem verschwörungsmythologischen Spektrum zuordnete. Die Verteidiger wiesen darauf hin, dass nicht erwiesen sei, dass die Grafik der Weltanschauung ihres Mandanten entspricht. Es ging auch um die Frage, ob ein handschriftlicher Code eine Waffenbezeichnung ist, ein Passwort oder ein Autokennzeichen. Von Pescatore war bis 1996 Teil eines Fallschirmjägerbataillons der Bundeswehr, dem bis 1998 auch Peter W. angehörte. Staatsanwaltschaft: Angeklagte haben bewusst Tote in Kauf genommen In Frankfurt wird neun Angeklagten vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein beziehungsweise diese unterstützt zu haben. Es soll ein bewaffneter Umsturz geplant gewesen sein. Dabei hätten die Angeklagten bewusst Tote in Kauf genommen, meint die Anklage. Bis zum Urteil gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung. Mit zwei weiteren Verfahren in München und Stuttgart müssen sich insgesamt 26 mutmaßliche Verschwörer in dem Komplex verantworten. Laut Bundesanwaltschaft hatte die Gruppe Zugriff auf ein massives Waffenarsenal. Wiederholt wurde der Anklage zufolge militärisches Personal rekrutiert. Die bei ihm gefundenen Waffen habe er für seine Kurse und Historienspiele genutzt, sagte Peter W. Lesen Sie auch: UPDATE Reuß-Gruppe vor Gericht Welche Rolle hatte Tomas M. aus dem Landkreis Forchheim? Tomas M. aus Kirchehrenbach sollte als Leibwächter für Prinz Reuß dienen. Doch das ist nur die Spitze eines irrwitzigen Plots, der laut Anklage von Hellsehern, Schießübungen und entführten Kindern handelt. Seit heute stehen acht weitere mutmaßliche Verschwörer der Gruppe Reuß in München vor Gericht. Zwei Angeklagte aus der Region Umsturz in Deutschland? Prozess gegen Reuß-Gruppe startet Die Razzia im Dezember 2022 war ein Paukenschlag: Reichsbürger sollen einen gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant haben. Zwei Verdächtige kommen aus der Region. Nun starten die Prozesse. Putsch-Versuch Führender Kopf in Forchheim festgenommen Bei der Großrazzia gegen die Reichsbürger-Bewegung hat es in Forchheim eine Festnahme gegeben. Das Delikate: Mit Thomas M. stammt sogar ein Teil des gewaltbereiten Führungsstabes aus dem Landkreis. Reichsbürger Thomas M. War der Kirchehrenbacher bereits polizeilich bekannt? Der bei der Großrazzia festgenommene Thomas M. aus Kirchehrenbach sitzt in U-Haft. Was Augenzeugen über den Einsatz sagen und wie die Polizei die Gefahr von Reichsbürgern in der Region einstuft. Psychologe erklärt Wie gefährlich ist die Reichsbürger-Szene? Wie Reichsbürger und andere Verschwörungstheoretiker vernetzt sind und wie dennoch Gespräche möglich sind, erklärt Psychologe Marius Raab aus Bamberg.