ZirkArt-Festival Am Wochenende heißt es "eintauchen und abtauchen" Crazy R: Die Flugtrapez-Künstler aus Frankreich bringen eine neue akrobatische Dimension nach Forchheim. // JTF Matthias Romir // JTF Martin Borowski // Stefan Lechner Alessandro Vallin // JTF von Ekkehard Roepert TEILEN  06.09.2023 Forchheim – Die sechste Edition des ZirkArt-Festivals lockt mit einem nie dagewesenen Spektakel nach Forchheim. Was die Zuschauer erwartet, erklärt der neue Künstlerische Leiter. Die Zuschauer in Forchheim kennen Matthias Romir. Als Performance-Künstler, als Moderator und als „schwarzer Clown“ stand er seit 2012 auf der Bühne des ZirkArt-Festivals. Doch diesmal, bei der sechsten Edition, fällt Romir, um es in der Theatersprache zu sagen, komplett aus der Rolle. Der 43-Jährige, der mit den Festivals der europäischen Jonglierszene groß geworden ist, hat die Seite gewechselt und wird als Künstlerischer Leiter in Erscheinung treten. Selbst bezeichnet sich Matthias Romir im FT-Gespräch als „Grenzgänger“. Er kommt vom Straßentheater, er ist ein Jongleur und Clown und wenn man ihn nach seinem Beruf fragt, dann sagt er „ich bin Zirkuskünstler, aber eigentlich bin ich zwischen den Stühlen“. Hinter den Kulissen Er hat Regie geführt und kuratiert die Nürnberg Jonglierconvention. Vor einem Jahr hat ihn Lorenz Deutsch, der bisherige Künstlerische Leiter von ZirkArt, gefragt, ob er das Festival übernehmen wolle. „Da hab ich so getan, als müsste ich überlegen“, scherzt Matthias Romir, „aber mir war sofort klar, dass ich es machen möchte“. So wird der aus Nürnberg stammende Zirkuskünstler ab Freitag wieder auf der ZirkArt-Bühne stehen – doch diesmal ungeschminkt. Statt im Rampenlicht, agiert Matthias Romir im Hintergrund. Gemeinsam mit Martin Borowski, dem organisatorischen Leiter des ZirkArt-Festivals, überlegt er seit einem Jahr, „wie es funktionieren kann“. In etwa so wie 2021. Da wurde das Festival zwangsläufig „kompakter“. Damals wegen Corona, erinnert Martin Borowski. Das Geschehen war aus der Stadt ins Königsbad verlegt worden. Diese Idee der „Kompaktheit“ haben Borowski und Romir für die sechste Auflage von ZirkArt aufgegriffen. Denn die historische Altstadt Forchheims ist wegen der Rathaussanierung und anderer Baustellen nicht bespielbar. Eintauchen, abtauchen Erneut wird daher das Königsbad zur Bühne. „ZirkArt geht baden“ – das Motto steht für flüssige Bewegungen, für eintauchen, abtauchen und dergleichen, erklärt Matthias Romir. Er habe die programmatische Auswahl der Künstler auf dieses Motto abgestimmt. Und auch im Rahmenprogramm schlägt das Motto durch, sagt Martin Borowski. Etwa werden die „Atmosphärenspezialisten“ von Swoolish Garage aus den Niederlanden im Königsbad eine Fußbadeterrasse einrichten … 34 Künstler aus der ganzen Welt 34 Künstler aus der ganzen Welt hat Matthias Romir eingeladen. Ein Etat von 75.000 Euro stehe für das Festival zur Verfügung, sagt Borowski. Wegen der kompakten Form von ZirkArt könnten nur 500 Besucherinnen gleichzeitig auf das Festivalgelände. Daher wird es zwischen 8. Und 10. September im Königsbad sechs Show-Blöcke von je dreieinhalb Stunden Länge geben. Wenn Matthias Romir gefragt wird, worauf er sich besonders freut bei diesem sechsten ZirkArt-Festival, dann lautete seine unumwundene Antwort: „Ich freu mich auf alles.“ Wenn er sagen müsste, welche Show die Zuschauer „überhaupt nicht verpassen“ sollten, dann verweist er auf die Company Crazy R. „So was ist sehr selten zu sehen“, sagt Romir, der seit 15 Jahren in der Straßen- und Zirkuskunst-Szene der Welt unterwegs ist. Auch Martin Borowski schwärmt von Crazy R: „Alleine dieser Aufbau. Das ist eine riesige Trapez-Geschichte, eine große Nummer, so was hatten wir noch nie.“ Qual der Wahl bei der Programmgestaltung Das ZirkArt Programm beinhaltet: Jonglage, Musik, Akrobatik, Slapstick, Clowns... Zugleich sei es seine Feier der Partnerschaft, hebt Martin Borowski hervor. Denn aus Biscarrosse, der französischen Partnerstadt des Landkreises Forchheim, werden Künstler da sein. Natürlich gebe es bei jedem ZirkArt-Festival die Qual der Wahl, weiß der Künstlerische Leiter. Er habe sich bei der Programmgestaltung von der Liste seiner Wunschkandidaten leiten lassen. „Man bekommt endlos viele Bewerbungen“, sagt Romir, „aber ich buche nur, was ich gesehen habe. Es muss mir gefallen. Viele, die kommen, sind Freunde. Gleichzeitig hab ich beim Programm darauf geachtete, dass für jeden was dabei ist“. Egal, wie am Sonntagabend die Bilanz ausfallen wird: Matthias Romir weiß, dass seine Rolle als Festival-Leiter kein endgültiger Schritt ist, die Seiten zu wechseln. „Ich bin sehr gern auf der Bühne. Und ich habe mir schon vor zehn Jahren eine Bühnenfigur erschaffen, die sehr viel älter ist als ich – die kann ich bis zur Rente spielen.“ Schlüsselmoment Offenbar hat ihn vor über 30 Jahren der Besuch mit seiner Familie bei der Erlanger Jonglierconvention nachhaltig geprägt. 1992 im E-Werk, „der Abend war ein Schlüsselmoment in meiner Biografie“, erinnert sich Matthias Romir. Damals war er zwölf Jahre alt. Als er die Jongleure sah, habe er diese Gewissheit erlebt: Das nächste Mal möchte ich oben sein auf der Bühne. Mit 14 Jahren war er dann tatsächlich dort oben auf der Bühne. Lesen Sie auch: Unterhaltung Artistisches Theater mit Poesie und Biegsamkeit Dank ein paar „Spinnern“ gibt es Zirkus und Theater: „Zirkart kompakt“ im Königsbad rettet heuer das Festival, das Forchheim bekannt gemacht hat. Theater und Artistik Das sind die Pläne für das ZirkArt-Festival 2020 musste ZirkArt in Forchheim der Pandemie geopfert werden. Heuer soll es eine Rückkehr der Artisten geben. Wie das realisiert werden soll. Nach Corona-Pause Circus Renz: Endlich wieder Manege frei Zwei Jahre saß der Circus Renz in Buckenhofen fest. Der Stillstand war für die Zirkusfamilie hart - doch für Forchheim hat sie eine Menge Dank übrig.