Wirtshauslesen
Mundart lockt viele Gäste auf Burg Waischenfeld
Initiatorin und Vorlesende in einem: Rosi Zita.
Initiatorin und Vorlesende in einem: Rosi Zita.
Thomas Weichert
F-Signet von Thomas Weichert Fränkischer Tag
Waischenfeld – Viel zu lachen hatten die 108 Gäste beim ersten Wirtshauslesen im proppenvollem Saal der Burg Waischenfeld unter dem Motto: „Sogst wos – is nix, sogst nix – is aa nix.“

„Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet“, bekannte Rosi Zita, die die Idee für ein Wirtshauslesen schon vor Corona hatte und die nun bei der 50-Jahrfeier der Burgmadla wieder aktuell wurde. „Gsogt“ hat dann nicht nur die Rosi was, sondern auch der Pegnitzer Mundartdichter Walter Tausendpfund, der einige „Gedichtla und Gschichtla“ zum besten gab, sowie der Schirmherr der 900-Jahrfeier Anton Adelhardt, der lustige Episoden aus seinem Buch „Das Wirtshaus in Zeubach“ vortrug.

Rosi Zita ließ in ihren Erinnerungen alte „Wöschafölder Originale“ wie den Boders Michl, den Kraußn Richard oder den Eckerts Hans zu Wort kommen. Der Boders Michl, der perfekt französisch konnte, weil er in französischer Gefangenschaft war, hatte Waischenfeld mit einem weißen Betttuch vor dem Beschuss der anrückenden Amerikaner am Ende des zweiten Weltkriegs gerettet. Weil er eben französisch konnte, die Amis aber nicht.

Viel zu lachen hatten die 108 Gäste.
Viel zu lachen hatten die 108 Gäste.
Thomas Weichert

Problemlösungen auf fränkische Art

Für Walter aus Pegnitz war Vorsicht angebracht. „Eichedlich wolld iich ja nix mehr soogn“, meinte der langjährige Chefredakteur der FSV-Vereinszeitschrift, Dann sagte er aber doch etwas. Über fränkische Problemlösungen, das Kardeln, den Quadschkobf bis hin zum Streiten. Und vor allem über die Liebe.

Der Toni las aus seinem Büchlein aus den Kapiteln „Glaube, Kirche Geistlichkeit“ und „Ackerbau und Viehzucht“ ein paar lustige Begebenheiten vom „Zeubier Stammtisch“ vor. Zum Beispiel vom Schorsch, der auf dem Bau neben dem Bayreuther Gefängnis gearbeitet hatte und den Strafgefangenenchor „O Maria hilf“ singen hörte. Da rief er so laut er konnte über die Gefängnismauer: „Nix Maria hilf! Scheißn solls euch wos, euch Lumpen!“

„Die Bayreuther saufens schon“

Oder wie der Herr Pfarrer, der parfümierte Zigaretten rauchte, dem Kellerbauern eine angeboten hatte, die dieser mit den Worten „Herr Pfarrer, wenn Sie diese Apotheke rauchen, dann freggst“ dankend ablehnte. Geholfen hat es nichts, der Pfarrer hat weiter geraucht. Oder wie der Zeubier Hans nach dem zweiten Weltkrieg seine seine Ablieferungsquote an den Bayreuther Milchhof nicht einhalten konnte, weil er seine Kühe auch als Zugtiere eingespannt hat. Die Lösung: Er hat die Milch mit bestem Quellwasser aus dem Zeubacher Berg gestreckt und dabei vor sich hingemurmelt: „Die Bayreuther saufens schon.“

Zwischen  den Lesungen spielte der Tausendsassa-Musikant Franz Zwosta aus Hollfeld mit seiner Quetschn auf.
Zwischen den Lesungen spielte der Tausendsassa-Musikant Franz Zwosta aus Hollfeld mit seiner Quetschn auf.
Thomas Weichert

Zwischen den Lesungen spielte der Tausendsassa-Musikant Franz Zwosta aus Hollfeld mit seiner Quetschn auf. Er spielt sogar die Nasenflöte, die er an diesem Abend aber nicht dabei hatte. Aber dann vielleicht beim nächsten heiteren fränkischen Leseabend, der eine Wiederholung verdient hat.

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