Infrastruktur
Flurweg oder Kernweg - wer wo fahren darf
Hier könnte ein Kernweg entstehen.
Hier könnte ein Kernweg entstehen.
ILE
F-Signet von Carmen Schwind Fränkischer Tag
Ebermannstadt – Durch ein Kernwegekonzept sollen in der Fränkischen Schweiz Feldwege auf schwere Fahrzeuge ausgelegt werden. Ein Freifahrtschein für Autofahrer?

In Zeiten von Corona finden Auftaktveranstaltungen für regionale Projekte nicht mehr in Hallen und als Gruppenarbeit statt, sondern als Videokonferenzen. Eine solche fand am Dienstag für das Projekt "Kernwegenetz" statt. Die Maßnahme war im vergangenen Jahr von zehn Kommunen der Integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) Fränkische Schweiz Aktiv in Angriff genommen worden.

Bisher wurden alle Grundlagendaten erfasst, um das bestehende ländliche Wegenetz an die gestiegenen Ansprüche einer modernen Landwirtschaft anzupassen. Zeitweise nahmen über 90 Interessierte an der Videokonferenz teil. Das bedarf einer versierten Moderation.

Die Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) sprach von einem "sinnvollen Konzept über Grenzen hinweg", denn jeder möchte regional versorgt werden. Dafür müsse die nötige Infrastruktur geschaffen werden. Sie wies darauf hin, dass diese Maßnahme trotz Corona angegangen werde, allerdings könnten sich einzelne Schritt länger hinziehen.

Der Projektleiter für Flur- und Regionalentwicklung beim Bayerischen Bauernverband (BBV), Alexander Heinz, erklärte Kriterien für einen Kernweg. Ein solcher hat eine übergeordnete und gemeindeübergreifende Erschließungsfunktion. Allerdings sollen nicht vorzugsweise Waldflächen erschlossen werden. Bestehende Hauptachsen sollen darüber verbunden werden. Mit Kernwegen können auch großräumige Umfahrungen von Ortschaften angelegt werden, damit schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge nicht durch kleine Ortschaften fahren müssen.

Auch touristisch nutzen

Kernwege können auch touristisch genutzt werden. Bei der Planung werden vorhandene Flurbereinigungswege bevorzugt. Kernwege werden auf 3,5 Meter Breite asphaltiert und haben eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen. Hier verwies Norbert Braun auf Naturschutzaktionen wie "Rettet die Bienen" und fragte, ob aus ökologischer Sicht nicht auch ein anderer Belag gewählt werden könnte: "Muss denn alles versiegelt werden?"

Die Auftaktveranstaltung Kernwegekonzept fand coronabedingt als Videokonferenz statt.
Die Auftaktveranstaltung Kernwegekonzept fand coronabedingt als Videokonferenz statt.
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Das konnte Heinz nicht beantworten und übergab an den nachfolgenden Referenten Wolfgang Kießling vom Amt für Ländliche Entwicklung. Dieser antwortete, dass der Belag im Moment noch keine Rolle spiele, denn es werde erst ein gesamtes Konzept erarbeitet: "Bei der Umsetzung könnten auch andere Befestigungen möglich sein."

Blühwiesen sind möglich

Neben den Wegen könnten auch Blühwiesen angelegt werden. Klaus-Dieter Preis fragte nach der Energiebilanz einer Asphaltierung, wollte wissen, ob auch private Autos hier fahren dürfen und ob der Weg in den Besitz der Gemeinde übergeht. Alexander Heinz erklärte, dass die Gemeinde den Grund erst erwerben müsse und dass dies auch das größte Problem sei.

Wolfgang Kießling wies noch einmal darauf hin, dass hier nicht in die Landschaft eingegriffen werden solle, sondern dass es um nur ein Konzept gehe. Wie viele Kilometer asphaltiert werden, konnte keiner beantworten. Heinz erklärte, dass die Wege nicht für Autos freigegeben werden; es werde aber auch nicht kontrolliert, ob sie so genutzt werden.

Elisabeth Krause hatte Sorge über negative Auswirkungen von 40-Tonnen-Fahrzeugen. Heinz erklärte, dass der Trend zu größeren Maschinen gehe und es Lohnunternehmen gebe. Die Emissionen seien geringer, wenn ein großes Fahrzeug nur einmal fahren müsse.

Der Weilersbacher Bürgermeister Marco Friepes (CSU) wandte ein, dass Flächen nicht versiegelt werden sollen, sondern dass man an die Zukunft denken müsse.

Alles größer und kommerzieller?

Jonas Wenderoth fragte sich, ob große Maschinen wirklich Zeit ersparen: "Ich habe halt die Befürchtung, dass alles größer und kommerzieller wird und kleine Landwirte dann aufgeben müssen." Alexander Heinz beruhigte ihn: "Wir wollen die Kleinen nicht ruinieren." Er berichtete, dass schon einige seiner Konzepte umgesetzt worden seien und kein Landwirt aufgeben hätte müssen. Höfesterben habe eher den Grund, dass es keine Nachfolger gebe.

Bernhard Kühnl ärgerte sich über Autofahrer, die Feldwege nutzen, auch wenn diese nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben sind.

Nachdem Wolfgang Kießling bereits Fragen vorweg beantwortet hatte, konnte er seine Präsentation auf dem Bildschirm mit den Gästen teilen. Er erklärte, dass die früheren Wegenetze sternförmig auf den Ort ausgelegt sind und Querverbindungen fehlen. Die Wege sind nicht auf schwere Maschinen ausgelegt und zeigen erhebliche Schäden auf. Wenn die ländliche Struktur verbessert ist, erreichen Landwirte, Maschinenringe und Lohnunternehmen ihre Einsatzorte schneller, Straßeneinmündungen werden sicherer, das Angebot für Freizeit und Erholung wird verbessert.

Kießling erklärte, dass nur eine ILE-Förderungen erhält. Eine maximale Förderung von 85 Prozent sei möglich. Der Umsetzungszeitraum beträgt etwa 25 Jahre. Kießling appellierte an die Solidarität der Landwirte, denn das größte Problem sei nicht der Naturschutz, sondern die Grundstücksabgabe.

Danach gab es weitere Fragen. Zum Beispiel wollte Inge Pütz-Nobis wissen, ob Kernwege vom Winterdienst der Gemeinden freigehalten werden müssen. "Das ist Sache der Kommunen", antwortete Kießling.

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